Obsolet

Matthias vertritt die keineswegs neue oder originelle, aber dennoch unbedingt bedenkenswerte These, Jesus Christus habe keine Kirche gegründet.

Meine Gegenthese ist: Wenn dem so wäre, dann wäre das gesamte Christentum obsolet. (Und zwar als ernstzunehmende, mit guten Gründen ausgestattete Weltanschauung, nicht natürlich als austauschbares Gerüst der allgemeinen Lebenshilfe – vielleicht liegt darin ja noch eine große Zukunft?)

Ich verzichte jetzt auf eine Herleitung dieser These und möchte Euch als kleine Übungsaufgabe 😉 vorschlagen, aus dem bisher Diskutierten meine Gegenthese abzuleiten. Wie komme ich darauf?

Bitte verzichtet erst einmal auf Widerlegungsversuche, sondern macht die These stark. Je stärker die These, desto mehr kann man daraus lernen. Deshalb versuche ich ja auch dauernd, meinen protestantisch-lutherisch-reformierten Gesprächspartnern starke Thesen abzuringen…

Outside

Einer der zahlreichen Gesprächsfäden, die hier lose herumhängen, bezieht sich auf den Klassiker extra ecclesiam nulla salus. Im ersten Teil der Geschichte waren wir ja nur bis zum Jahr 314 gekommen, als auf dem Konzil von Arles (natürlich 🙂 die römische Anschauung siegte.

Über die nächsten 900 Jahre fehlen mir bis jetzt nähere Informationen. Aber spannend wird es 1215 auf dem Vierten Laterankonzil. Dieses Konzil hat u.a. den berühmten Unähnlichkeitssatz verabschiedet („Denn von Schöpfer und Geschöpf kann keine Ähnlichkeit ausgesagt werden, ohne daß sie eine größere Unähnlichkeit zwischen beiden einschlösse.“), aber auch diesen Satz:

Una vero est fidelium universalis Ecclesia, extra quam nullus omnino salvatur, in qua idem ipse sacerdos est sacrificium Iesus Christus, cuius corpus et sanguis in sacramento altaris sub speciebus panis et vini veraciter continentur, transsubstantiatis pane in corpus, et vino in sanguinem potestate divina: ut ad perficiendum mysterium unitatis accipiamus ipsi de suo, quod accepit ipse de nostro. Et hoc utique sacramentum nemo potest conficere, nisi sacerdos, qui rite fuerit ordinatus, secundum claves Ecclesiae, quas ipse concessit Apostolis eorumque successoribus Iesus Christus.

Es gibt aber eine allgemeine Kirche der Gläubigen, außerhalb derer überhaupt keiner gerettet wird, in der der Priester selbst zugleich das Opfer ist, Jesus Christus, dessen Leib und Blut im Sakrament des Altars unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft enthalten sind, wenn durch göttliche Macht das Brot in den Leib und der Wein in das Blut wesenhaft verwandelt sind: damit wir selbst zur Vollendung des Geheimnisses der Einheit von dem Seinigen empfangen, was er selbst von dem Unsrigen empfangen hat. Und dieses Sakrament kann freilich nur ein Priester vollziehen, der gültig geweiht wurde entsprechend den Schlüsseln der Kirche, die Jesus Christus selbst den Aposteln und ihren Nachfolgern gewährte.

Sacramentum vero baptismi (quod ad Dei invocationem et individuae Trinitatis, videlicet Patris, et Filii, et Spiritus Sancti, consecratur in aqua) tam parvulis, quam adultis in forma Ecclesiae a quocunque rite collatum proficit ad salutem.

Das Sakrament der Taufe aber (das unter Anrufung Gottes und der unteilbaren Dreifaltigkeit, nämlich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Wasser geheiligt wird) gereicht sowohl Kindern als auch Erwachsenen, von wem auch immer es in der Form der Kirche in rechter Weise gespendet wurde, zum Heil.

Et si post susceptionem baptismi quisquam prolapsus fuerit in peccatum, per veram potest semper paenitentiam reparari. Non solum autem virgines et continentes, verum etiam coniugati, per rectam fidem et operationem bonam placentes Deo, ad aeternam merentur beatitudinem pervenire.

Und wenn jemand nach dem Empfang der Taufe in Sünde gefallen ist, so kann er immer durch wahre Buße erneuert werden. Aber nicht nur Jungfrauen und Enthaltsame, sondern auch Verheiratete verdienen es, zur ewigen Seligkeit zu gelangen, wenn sie durch rechten Glauben und gutes Tun Gott gefallen. [DH 802]

Der letzte Satz gefällt mir als Verheiratetem doch ganz gut. 🙂

Ganz interessant ist übrigens auch die Vita von Papst Innozenz III., der besagtes Konzil einberief.

Harter Stoff, den ich Euch hier zumuten muss. Mehr zum Thema bei catholicism.org. Fortsetzung folgt.

Vicipaedia

Die Wikipedia gibt es jetzt auch in Latein. [via Wolfgang Sommergut]

Auszug:

Ecclesia (-ae, f.) organisatio religionis christianae est. Multae nomine ecclesiae. Principe inter omnes Catholica Ecclesia quae superquam 1,100,000,000 fideles habet. In principio una ecclesia erat sed schismata dividebant ecclesiam in partes. Nunc variae confessiones sunt:

* confessio catholica
* confessiones orthodoxae
* confessio anglicana
* confessio evangelica lutherana aut augustana

Vielleicht sollten wir ein Blog in Latein starten?

Euthanasie als Ausweg

Stephan Baier bei kath.net:

„Millionen Kinder wurden in Europa abgetrieben, weil sich die Familien, die Staaten, die Gesellschaften angeblich mehr Kinder nicht leisten konnten, weil andere Prioritäten gesetzt wurden: Karriere oder Selbstverwirklichung. Und jetzt erwarten wir, dass die mutwillig dezimierten nachwachsenden Generationen die Selbstlosigkeit aufbringen, sich um das wachsende Heer der Alten und Hochbetagten zu kümmern? Die Debatte um die Euthanasie ist eine Spätfolge der Selbstverwirklichungs-Ideologie und der Fun-Mentalität. Wenn die ersten Babyboom-Jahrgänge ins Pensionsalter kommen und unsere Sozialsysteme am Rand des finanziellen Kollaps stehen, dann wird den Massen die Euthanasie als letzter Ausweg erscheinen. Diese Debatte wird mit humanistischen Argumenten geführt, wie die Abtreibungsdebatte – aber beide haben eine Barbarisierung zur Folge.“

Stephan Baier: kinderlos: Europa in der demographischen Falle. MM-Verlag Aachen. 276 Seiten, 18,60 EUR.

Göttliche Institution

Das Geheimnis der heiligen Kirche wird in ihrer Gründung offenbar. Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche, indem er frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des Reiches Gottes, das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘ (Mk 1,15; vgl. Mt 4,17). Dieses Reich aber leuchtet im Wort, im Werk und in der Gegenwart Christi den Menschen auf. Denn das Wort des Herrn ist gleich einem Samen, der auf dem Acker gesät wird (Mk 4,14): die es im Glauben hören und der kleinen Herde Christi (Lk 12,32) beigezählt werden, haben das Reich selbst angenommen; aus eigener Kraft sproßt dann der Same und wächst bis zur Zeit der Ernte (vgl. Mk 4,26-29). Auch die Wunder Jesu erweisen, daß das Reich schon auf Erden angekommen ist: ‚Wenn ich im Finger Gottes die Dämonen austreibe, ist wahrlich das Reich Gottes zu euch gekommen‘ (Lk 11,20; vgl. Mt 12,28). Vor allem aber wird dieses Reich offenbar in der Person Christi selbst, des Sohnes Gottes und des Menschensohnes, der gekommen ist, ‚um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die Vielen‘ (Mk 10,45). Als aber Jesus nach seinem für die Menschen erlittenen Kreuzestod auferstanden war, ist er als der Herr, der Gesalbte und als der zum Priester auf immerdar Bestellte erschienen (vgl. Apg 2,36; Hebr 5,6; 7,17-21) und hat den vom Vater verheißenen Geist auf die Jünger ausgegossen (vgl. Apg 2,33). Von daher empfängt die Kirche, die mit den Gaben ihres Stifters ausgestattet ist und seine Gebote der Liebe, der Demut und der Selbstverleugnung treulich hält, die Sendung, das Reich Christi und Gottes anzukündigen und in allen Völkern zu begründen. So stellt sie Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden dar. Während sie allmählich wächst, streckt sie sich verlangend aus nach dem vollendeten Reich; mit allen Kräften hofft und sehnt sie sich danach, mit ihrem König in Herrlichkeit vereint zu werden.“
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium

Mysterium Kirche

„Um den Willen des Vaters zu erfüllen, hat Christus das Reich der Himmel auf Erden begründet, uns sein Geheimnis offenbart und durch seinen Gehorsam die Erlüsung gewirkt. Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkündet durch die Worte des Herrn über seinen Tod am Kreuz: ‚Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen‘ (Joh 12,32). Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde (1 Kor 5,7), auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht (1 Kor 10,17). Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist: Von ihm kommen wir, durch ihn leben wir, zu ihm streben wir hin.“
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium

Sinn

Auch wenn dahinter ein Hugenott stecken mag. Der Perlentaucher referiert heute einen FAZ-Beitrag von Hans-Werner Sinn zur demographischen Frage:

„‚Die drei klassischen Motive für Kinder sind Sex, Kinderliebe und Alterssicherung. Die Medizin hat den Sex abgekoppelt, Bismarck die Alterssicherung. Nur noch die Kinderliebe blieb übrig, aber offenkundig reicht sie nicht aus.‘ Der Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn macht deshalb Vorschläge zur Familienpolitik. Er plädiert für das Einfrieren der Rentensätze, eine verpflichtende erweiterte Riesterrente für Kinderlose und vor allem eine Kinderrente für Eltern, die ‚als Bürgerversicherung ausgestaltet ist. Diese Rente gewährt allen Eltern unabhängig von ihrer früheren Berufstätigkeit, insbesondere auch den nicht berufstätigen Müttern, eine umlagefinanzierte Rente, die aus Beiträgen finanziert wird. Die Beiträge werden von allen Erwerbstätigen in Proportion zu ihren Lohneinkommen bezahlt, denn alle haben sie Eltern.'“

Interessanter Ansatz.

Popecasting

On my way to a meeting yesterday, an eager reporter shoved a microphone in my face. Here’s the transcript:

Pope Joe:
“Chill out, I’m not Jesus.”

Reporter:
“Yes, but you do speak for him, don’t you?”

Pope Joe:
“Well, yeah—sometimes. Ex Cathedra. When I speak from the throne of God. It’s Latin. Not sure when it happens, but it does . . .”

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