„Es wird hoffentlich ein kurzes Konklave und recht bald beginnen. Ich will das mal mit dem Besuch beim Zahnarzt vergleichen. Da möchte man alles schnell hinter sich bringen.“
Paul Josef Kardinal Cordes im Interview mit der „Bild“
Konklave
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Eine Woche Sedisvakanz
Seit einer Woche ist der Stuhl Petri vakant. Die Hälfte der vorgeschriebenen Zeit bis zum Konklave ist bereits verstrichen. Unter Umständen beginnt es, da nun alle wählenden Kardinäle in Rom anwesend sind, auch schon früher.
Am kommenden Montag wird genau ein Monat vergangen sein, seit Papst Benedikt XVI. die Welt mit der Ankündigung seines Amtsverzichts überrascht hat. Dieses Kapitel der Kirchengeschichte ist abgeschlossen. Ich muss sagen, dass ich damit inzwischen im Reinen bin.
Das Tagesgeschäft der Kirche geht weiter, auch ohne Papst. In Rom sind die Kardinäle gefordert, und ihre tägliche Arbeit hat etwas Beruhigendes. Einer von ihnen wird mit hoher Sicherheit bald Papst sein. Welcher das sein wird, ist eine spannende Frage.
Doch sorgen muss diese Frage niemanden. Inzwischen waren so viele Portraits über Kardinäle zu lesen, die mir gut geeignet erscheinen, dass ich mich auf den neuen Papst von Herzen freuen kann. Ich bin gespannt auf die Messe für den zu wählenden Papst, auf den feierlichen Einzug ins Konklave, die Bilder des kleinen Schornsteins auf der Sixtinischen Kapelle.
Schon bald wird weißer Rauch aufsteigen, die Glocken von St. Peter werden festlich läuten, das „Habemus Papam“ von der Mittelloggia ausgerufen. Wir werden den Namen des neuen Papstes hören, und auch, wie er sich künftig nennen wird. Dann wird er selbst hervortreten, eine erste Ansprache halten und den Segen Urbi et Orbi spenden.
Einige Tage darauf folgt die Krönungsmesse auf dem Petersplatz, die vermutlich mangels Tiara nicht so heißen wird. Und sogleich die Heilige Woche, die am Ostertag erneut mit dem Segen Urbi et Orbi aufwartet. Sollte der neue Papst dann nach Castel Gandolfo aufbrechen, wird er dort mit seinem Vorgänger zusammentreffen – ein weiteres historisches Ereignis.
Wir werden viele Bilder sehen, jede Menge Schlagzeilen lesen, viel dummes Geschwätz darunter. Doch auch die wichtigsten Worte der Menschheitsgeschichte:
Christus resurrexit!
Papst Benedikt vor dem Aufstieg auf den Berg
Noch immer beschäftigt viele Menschen die Frage nach dem Grund für den Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. Er selbst gab heute in der Ansprache zum letzten Angelus seines Pontifikates eine theologische Deutung, die Bezug nahm auf das heutige Evangelium von der Verklärung des Herrn (Lk 9, 28b-36):
„Liebe Brüder und Schwestern, ich fühle, wie dieses Wort Gottes in diesem besonderen Augenblick meines Lebens besonders an mich ergeht. Der Herr ruft mich, den ‚Berg hinaufzusteigen’, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, mit denen ich es bis jetzt versucht habe, aber in einer Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist.“
Dieser Aufstieg auf den Berg wird noch einmal konkret sichtbar, wenn auch verborgen vor den Augen der meisten Menschen und der Medien, wenn er in einigen Wochen seinen Rückzugsort auf dem Vatikanhügel beziehen wird. Ganz nah am Herzen der Weltkirche, im kleinen Vatikanstaat und im Schatten des Petersdomes wird er seinen Dienst in Gebet und Betrachtung fortsetzen.
Er verlässt die Kirche nicht, „im Gegenteil“! Er spricht von einer Forderung Gottes, also einer neuen Berufung für den letzten Abschnitt seines Lebens. Über den sprach er bereits in einer Predigt zu seinem 85. Geburtstag im vergangenen April:
Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiß nicht, was mir verhängt sein wird. Aber ich weiß, daß das Licht Gottes da ist, daß er auferstanden ist, daß sein Licht stärker ist als alles Dunkel; daß Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Und das läßt mich in Gewißheit weitergehen. Das läßt uns weitergehen, und allen, die dieses „Ja“ Gottes immer wieder durch ihren Glauben auch mir gewiß machen, danke ich von ganzem Herzen in dieser Stunde.
In gewisser Weise schließt sich jetzt ein Kreis, aber nicht ganz. Sein Pontifikat begann mitten in der Osterzeit, nachdem sein Vorgänger am Vorabend des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit gestorben und er kurze Zeit später zum Papst gewählt worden war. Es endet mitten in der Fastenzeit, also der österlichen Bußzeit, in der violetten Farbe der Buße. Der letzte Sonntag seines Pontifikates steht im Zeichen der Verklärung, die zugleich Vorschau auf die österliche Vollendung wie auf das Leiden Christi ist.
Das nahe Osterfest überlässt Papst Benedikt seinem Nachfolger. Den Kardinälen, die den Nachfolger zu wählen haben, wird er vermutlich in den kommenden Tagen noch die Freiheit geben, über den richtigen Zeitpunkt für das Konklave zu entscheiden. Sie stehen dann vor der Entscheidung, sich entweder die vorgeschriebenen 15 bis 20 Tage Zeit zu nehmen, um die Wahl gründlich vorzubereiten, in Gesprächen und Begegnungen, in Fasten und Gebet. Oder das Konklave vorzuziehen, um eventuell mehr Zeit für die nötigen Wahlgänge zu haben und trotzdem rechtzeitig vor Beginn der Heiligen Woche das „Habemus Papam“ von der Loggia des Petersdomes ausrufen zu können.
Abschied von einem Papst, der lebt
Unwirkliche Bilder kamen heute aus Rom: Bilder des Abschieds von einem Papst, der lebt.
In meinen 43 Lebensjahren habe ich bis jetzt vier Päpste erlebt. Drei von ihnen starben und wurden begraben, bevor ein neuer gewählt wurde. Zweimal kam der Abschied nicht unerwartet, einmal überraschend nach nur 33 Tagen.
Diesmal ist alles anders. Der Papst verzichtet auf sein Amt mit zweieinhalb Wochen Vorlauf, was Gelegenheit zum Abschied gibt.
Das Timing ist exzellent. Zum Monatsende am 28. und Büroschluss um 20 Uhr gibt er sein Amt auf, das klingt wie eine Pointe deutscher Gründlichkeit und Pflichterfüllung.
Das Konklave fällt dadurch in die Passionswoche, voraus gehen viereinhalb Wochen Fastenzeit, inlusive Exerzitien. Die Wahl des neuen Papstes wird gründlich durch Fasten und Beten vorbereitet sein.
Und vermutlich wird er am Palmsonntag in sein Amt eingeführt werden. Der Einzug unter Palmzweigen in Jerusalem, mit einem Esel wie einst Coelestin V. – wer kann sich so etwas ausdenken?
Der Abschied heute im violetten Gewand der Buße und mit dem Aschenkreuz – ein weiteres Zeichen der Demut. So wird Benedikt XVI. in Erinnerung bleiben.