Oktober 2005
Norbert Lammert
Der Vorsitz des Bundestagspräsidiums bleibt fest in katholischer Hand. Nach dem streitbaren ZdK-Mitglied Wolfgang Thierse (SPD) hat nun Norbert Lammert (CDU) dieses protokollarisch zweithöchste Amt im Staate inne. Ein konfessionelles Gegengewicht zu den Protestanten Horst Köhler und Angela Merkel (deren Website übrigens noch komplett im Wahlkampfmodus ist)?
Anders als der nominell evangelisch-lutherische Gerhard Schröder wird die Pfarrerstochter Merkel vermutlich ihren etwaigen Amtseid mit der „religiösen Beteuerung“ (Art. 56 Satz 2 GG) leisten. Schröder hatte als erster Kanzler darauf verzichtet, und sein Kabinett tat es überwiegend ihm gleich. Die neue Kabinettsliste ist konfessionell paritätisch besetzt, zuzüglich zweier Ministerkandidaten ohne Bekenntnis.
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Jugendbewegung
Heute im Deutschlandfunk gehört:
„18.10.2005 · 19:15 Uhr
Die erfundene Jugendbewegung
Sing Out und die konservative Revolution
Von Hanno Krieg„
Christus des nordischen Abendlandes
Henry Bernhard rezensiert im Deutschlandfunk eine neue Biografie zu Alfred Rosenberg. Für dieses Notizbuch ist folgende Passage von Belang:
Im „Mythus des 20. Jahrhunderts“ versuchte er, seine rassistische Geschichtsdeutung durch Mystizismus religiös zu überhöhen. Er glaubte wohl sogar selbst daran, „dass das nordische Blut jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt und überwunden hat.“
„Die Mariensäulen sollten durch Kriegerdenkmäler ersetzt werden, an die Stelle „zerquälter Heiliger“ sollten Statuen großer Deutscher treten. Der Christus des nordischen Abendlandes war schlank, hoch, blond, steilstirnig, schmalköpfig.“
Rosenbergs große Welterklärung wurde von katholischer Seite scharf kritisiert, ansonsten aber, bis der „Mythus“ nach 1933 zur quasi halbamtlichen Literatur wurde, ignoriert.
Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. Karl Blessing Verlag München, 646 Seiten plus Anmerkungsapparat von 150 Seiten, 26 Euro.
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Luther-Bonbon
Mit einem Luther-Bonbon nebst zugehöriger Website ringt die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche um die Deutungshoheit des 31. Oktober als Reformationstag – gegen Halloween, das sich von Allhallows Eve(ning) ableitet, dem Vorabend von Allerheiligen (1. November), wie dort korrekt erklärt wird. Neuheiden feiern übrigens Samhain am 31. Oktober.
Wir brauchen ein Allerheiligen-Bonbon…
Nachtrag: Habe mal eine Tüte mit 2218 Bonbons für schlappe 2,90 EUR zzgl. nicht ausgewiesener Versandkosten bestellt. Deren Shop müsste mal auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden. Aber sie haben ja kein Geld. Dafür aber Blogs.
Zweiter Nachtrag: fono befasst sich ebenfalls mit dem Thema.
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Lukas
Demas hat mich aus Liebe zu dieser Welt verlassen und ist nach Thessalonich gegangen; Kreszenz ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien.
Nur Lukas ist noch bei mir. Bring Markus mit, denn er wird mir ein guter Helfer sein.
Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt.
Wenn du kommst, bring den Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus gelassen habe, auch die Bücher, vor allem die Pergamente.
Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses getan; der Herr wird ihm vergelten, wie es seine Taten verdienen.
Nimm auch du dich vor ihm in acht, denn er hat unsere Lehre heftig bekämpft.
Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören.
Lesung zum Fest des heiligen Lukas (2 Tim 4, 10-17b)
Liebe wagen
Sie heißt Ariadne von Schirach, ist 27 und studiert Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Spiegel dieser Woche hält sie einer pornografischen Gesellschaft den Spiegel vor und schließt ihre Rede mit diesen Sätzen:
Houellebecq schreibt in seinem neuen Buch „Die Möglichkeit einer Insel“, dass die konsequente Auslebung der Individualität unweigerlich zum Tod der Liebe führen müsse, dass die Eigenliebe zu groß geworden sein wird, um jemanden mehr zu lieben als sich selbst.
Ist das wirklich wahr? Sind wir die abgebrühten Hedonisten geworden, vor denen uns unsere Großeltern/der Papst/die Frankfurter Schule immer gewarnt haben? Gibt es überhaupt noch Hoffnung für optisch minderwertige Wettkampfteilnehmer?
Und was können wir tun? Christliche Werte wiederentdecken? Den multimedialen Papst geil finden? Mit dem Sex bis zur Ehe warten und hoffen, dass einer oder eine kommt, die uns nimmt? Oder auf Kuschelpartys gehen? Oder asexuell werden? Multisexuell?
Wahrscheinlich doch müssen wir einfach die Liebe wagen, immer und immer wieder die Liebe wagen, weil nur sie es schafft, uns aus den hedonistischen Referenzsystemen zu befreien – und das wäre die wahre Revolte.
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Bekehrung
Kurz nachgetragen sei der Hinweis auf einen Bericht von Dirk Schümer im FAZ-Feuilleton vom 8. Oktober mit der Überschrift „Genosse Gott“, der sich mit der neuen Hinwendung der italienischen Linken zum Katholizismus befasst.
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Wachstum und Schrumpfung
Mit einer Grafik illustrierte die Welt am Sonntag gestern die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 (Quelle: UNFPA). Das plakative Ergebnis: Auf allen Kontinenten wächst bis dahin die Bevölkerung, mit einer Ausnahme – Europa.
Die Szenen an der Grenze zu Spaniens afrikanischer Exklave, wo Tausende gegen Europas Grenzzaun anrennen, sind Ausruck der Bevölkerungsentwicklung. […] Der Druck an seinen Grenzen steigt.
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Schlaf
Scipio sorgt sich um seinen Schlaf. Ich halte Augustinus dagegen. Er betrachtete die Vigilien der Kirche generell als eine Art der Vorausdarstellung jenes Zustandes, in dem die mit Christus Auferstandenen am Ende der Zeiten nie mehr schlafen, weil auch nicht mehr sterben würden.
«Denn was anderes ist der Schlaf, wenn nicht der tägliche Tod, der den Menschen zwar von hier nicht völlig wegrafft, aber auch nicht in diesem Zustand belässt? Und was anderes ist der Tod, wenn nicht ein lange währender äußerst tiefer Schlaf, aus dem Gott den Menschen erweckt?»