Der Rheinische Merkur kam in der Ausgabe vom 21. April 2005 noch einmal auf die Debatte zwischen Jürgen Habermas und Joseph Kardinal Ratzinger im Januar 2004 zu sprechen. Dort gibt es auch einen Link auf die Dokumentation der Katholischen Akademie in Bayern (mit beiden Vorträgen im Originaltext).
Mai 2005
Eco
Mac Essentials – das Mac-Blog von TextLab zitiert zur Neueröffnung:
„Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt. Jeder hat das Recht auf Erlösung.
(Umberto Eco)“
Viel Glück und Erfolg!
Gelassenheit
„Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Friedrich Christoph Oetinger (aus Wikiquote)
Gelegentlich müssen hier auch Banalitäten notiert werden.
Rushdie
Momentan befinde ich mich, verursacht durch die Lektüre meiner jüngsten Neuerwerbung, im Ratzinger-Modus. Da kommt mir Salman Rushdie gerade recht. Aus einem Interview mit der Welt („Ich fürchte die Macht des Glaubens“):
„Die Welt: Was bedeutet Ihnen Religion?
Rushdie: Für mich als Person war Religion nie wichtig. Ich habe wirklich Angst vor der Macht des Glaubens heutzutage. Keine Angst um meiner selbst willen, sondern weil ich glaube, daß dies schlecht für die Gesellschaft ist. Meiner Meinung nach kann die Religion die Fragestellungen der modernen Welt nicht beantworten. Wir brauchen subtile, schnelle und flexible Antworten in dieser Welt, die sich so rapid verändert wie noch nie zuvor. Die Religionen behaupten von sich natürlich, sie seien eine rein persönliche, innere Angelegenheit. Das ist jedoch falsch. Die Sturheit zu sagen, ’so ist etwas und es ist auch schon immer so gewesen und es wird auch in Zukunft so sein‘ ist nicht die angemessene Art, die Welt von heute zu betrachten.“
Die Religionen behaupten natürlich nicht, eine rein persönliche, innere Angelegenheit zu sein. Ganz im Gegenteil – diese Zuschreibung ist erst ein Resultat der Säkularisierung und des Protestantismus. Dass sie falsch ist, erkennt Rushdie scharfsichtig. Die Frage ist: Gibt es eine unveräußerliche Menschenwürde oder gibt es sie nicht? Rushdie scheint das Beharren darauf als Sturheit abbuchen zu wollen. (Das wird übrigens auch an seiner Bewertung des Lebensendes von Theresa Schiavo deutlich.) Ich neige eher der Ansicht Ratzingers zu, der die großen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts auch in Relativierung und Veräußerung von Menschenwürde und Menschenrechten wurzeln sieht.
Athanasius
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast dem heiligen Bischof Athanasius
den Geist der Kraft und der Stärke verliehen,
so dass er die Lehre von der wahren Gottheit
deines Sohnes unerschrocken verteidigte.
Höre auf die Fürsprache dieses heiligen Bekenners.
Hilf uns, an der Botschaft festzuhalten,
die er verkündet hat,
und gib, dass wir unter seinem Schutz
dich tiefer erkennen und inniger lieben.
Metz
Theodor Frey verdanke ich den Hinweis (dort mehr) auf ein Interview mit Johann Baptist Metz in der Wochenendausgabe der Süddeutschen. Auszüge:
SZ: Warum sieht man Ratzinger ausgerechnet in Deutschland so kritisch, nennt ihn gar einen Fundamentalisten?
Metz: Durch die „Liberalisierung“ der Theologie bei uns, die häufig provinzieller wirkt, als sie sich selbst eingestehen mag, hat ein ohnehin historisch angestauter antirömischer Affekt noch zugenommen. Aus diesen Grabenkämpfen mit Rom herauszukommen, war übrigens das Motiv meiner Mitarbeiter, als sie 1998 Ratzinger nach Ahaus einluden.
Benedikt XVI. ist kein Fundamentalist, denn Fundamentalisten reflektieren ihre Überzeugungen nicht. Die, die ihn einen Fundamentalisten nennen, sind vermutlich in seinen Augen selbst solche — Fundamentalisten der Beliebigkeit, gehorsam jener „Diktatur des Relativismus“, die er in seiner Rede vor dem Konklave anprangerte. Treffender scheint es mir jedoch, von einem „süßen Gift“ des Relativismus zu sprechen. Dieses Gift will immer mehr unsere Bereitschaft lähmen, etwas für so lebenswichtig, ja für so heilig zu halten, dass wir es weder im modernen Diskurs noch im postmodernen Pluralismus der Stimmen und Stimmungen zur Disposition stellen. […]
SZ: Ihr bekanntestes Wort ist wohl jenes von der „Gotteskrise“. Heute spricht man oft von einer Renaissance des Glaubens. Ist die Gotteskrise Geschichte?
Metz: Die Gotteskrise ist nicht identisch mit einer Religionskrise, sie ist sogar oft in eine religionsfreundliche Atmosphäre getaucht: Religion als Stimmung wird bejaht, Gott als Anspruch aber verneint. Auch diese Verneinung ist dann aber nicht kategorisch gemeint wie noch im Sinne der großen, leidenschaftlichen Atheismen. Der Atheismus in Zeiten der Gotteskrise ist banal geworden.
Wiedeking
Ein Zeit-Interview lässt erahnen, warum der Mann nicht nur erfolgreich ein Unternehmen führt, sondern auch ein hervorragendes Ansehen genießt. Wendelin Wiedeking hat Prinzipien und spricht auch darüber. So scheut er sich nicht, Geiz als Todsünde zu bezeichnen – alles andere als geil.
ZEIT: Was halten Sie von der Kapitalismuskritik von Franz Müntefering?
Wiedeking: Wenn der Papst sich entsprechend äußert, bekommen alle glänzende Augen und jubeln ihm zu. Also muss eine solche Kritik auch Herrn Müntefering gestattet sein. Wir müssen über die Themen, die allen unter den Nägeln brennen, diskutieren. Wir brauchen schlicht Arbeitsplätze – und das jede Menge.
ZEIT: Ist die Werteskala abhanden gekommen?
Wiedeking: Unsere Gesellschaft lebt davon, dass man sich orientieren kann, dass man eine Werteskala hat und dass man weiß, dass es ein gesellschaftliches Grundverständnis gibt. Dieses Grundverständnis scheint verloren gegangen zu sein. Nehmen Sie den Satz »Geiz ist geil«. Geiz ist eine Todsünde, und Geiz zerstört die Werteskala und schafft dann Desorientierung.
ZEIT: Welche Werte gehen kaputt?
Wiedeking: »Geiz ist geil« heißt nichts anderes als »Billig ist gut«, und billig zerstört die gesellschaftliche Anerkennung für Arbeit. Wer als Werker täglich suggeriert bekommt, dass das, was er mit seiner Hände Arbeit schafft, nur durch Verramschen zu etwas Kleingeld gemacht werden kann, verliert jegliches Wertegefühl. Konkret: Es geht eine Werteordnung kaputt, in der Arbeit eine wichtige Rolle spielt.
Geist der Wahrheit
(Bild von oretla.de)
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Joh 14,15-17