Pontifex emeritus

Unterdessen wurde bekannt, dass Papst Benedikt XVI. nach seinem Amtsverzicht am kommenden Donnerstag den Titel „Pontifex emeritus“ beziehungsweise „Papst emeritus“ tragen wird. Angesprochen werden soll er als „Seine Heiligkeit, Benedikt XVI.“, wie der Sprecher des Vatikans, Lombardi, am Dienstag bekanntgab.
FAZ

Damit wäre auch dies geklärt. Georg Ratzinger war am besten informiert.

Die Gründe des Amtsverzichts

Wie im Grunde immer während seines achtjährigen Pontifikates und auch schon zuvor spricht Papst Benedikt sehr klar und deutlich über die Gründe seines Amtsverzichtes. Insofern müsste es eigentlich verwundern, dass darüber allenthalben solch ein großes Rätselraten veranstaltet wird.

Schon 2011 hatte er auf eine Frage Peter Seewalds eine Antwort gegeben, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließ:

“Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten.”

Sehr ähnlich formulierte er dann am 11. Februar seinen Amtsverzicht:

Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. […] Um […] das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

In der lateinischen Originalfassung spricht er von der „vigor quidam corporis et animae“, also der Kraft gleichermaßen des Körpers wie des Geistes, die „necessarius est, qui ultimis mensibus in me modo tali minuitur, ut incapacitatem meam ad ministerium mihi commissum bene administrandum agnoscere debeam“. Dass er diese Erklärung am Welttag der Kranken abgab, der in diesem Jahr in Altötting in seiner bayerischen Heimat begangen wurde, und zugleich Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes ist, ist ein weiterer deutlicher Hinweis.

Im letzten Satz kündigt er dann an, was seitdem wie ein roter Faden durch seine letzten öffentlichen Ansprachen läuft:

Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.

In seiner vorletzten Generalaudienz zwei Tage später formulierte er:

Ich bin mir des Ernstes dieses Aktes sehr bewußt, aber ich bin mir ebenso bewußt, nicht mehr in der Lage zu sein, das Petrusamt mit der dafür erforderlichen Kraft auszuüben. Mich trägt und erleuchtet die Gewißheit, daß es die Kirche Christi ist und der Herr es ihr nie an seiner Leitung und Sorge fehlen lassen wird.

Auf sein künftiges Leben im Gebet kommt er einige Tage später vor dem römischen Klerus zurück:

Auch wenn ich mich jetzt zurückziehe, bin ich doch im Gebet euch allen immer nahe, und ich bin mir sicher, dass auch ihr mir nahe sein werdet, auch wenn ich für die Welt verborgen bleiben werde. […] Ich werde immer bei euch sein, auch wenn ich im Gebet zurückgezogen sein werde. Der Herr siegt.

Das Motiv des Gebets rückt in der Ansprache zum letzten Angelus dann in den Mittelpunkt:

Der Herr ruft mich, den ‚Berg hinaufzusteigen’, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, mit denen ich es bis jetzt versucht habe, aber in einer Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist.

Diese theologische Deutung baut Benedikt XVI. in seiner letzten Generalaudienz schließlich weiter aus:

„In diesen letzten Monaten habe ich gefühlt, wie meine Kräfte nachlassen, und ich habe Gott im Gebet inständig gebeten, mich mit seinem Licht zu erleuchten, damit ich die beste Entscheidung nicht zu meinem Wohl, sondern zum Wohl der Kirche treffe. Ich habe diesen Schritt im vollen Bewusstsein darum, wie schwerwiegend und auch wie neu er ist, getan, aber mit tiefer Gelassenheit. Die Kirche lieben heißt auch, schwierige, harte Entscheidungen zu treffen und sich dabei immer das Wohl der Kirche vor Augen zu halten, nicht das eigene Wohl.“

Benedikt XVI. kam noch einmal auf den 19. April 2005 zurück – den Tag, an dem er im Konklave zum Papst gewählt worden war. „Die Schwere der Entscheidung lag auch an der Tatsache, dass ich von diesem Moment an völlig und für immer im Einsatz für den Herrn war. Immer – wer den Petrusdienst übernimmt, hat keine Privatsphäre mehr. Er gehört immer und völlig allen, der ganzen Kirche. Seinem Leben wird sozusagen die private Dimension völlig genommen. Aber ich konnte erfahren und erfahre es genau jetzt, dass einer das Leben gewinnt, wenn er es gibt.“ Ein Papst habe „Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter in der ganzen Welt“ und fühle sich „sicher in der Umarmung der Gemeinschaft“. Er gehöre „nicht mehr sich selbst, sondern allen, und alle gehören ihm“.

„Das „Immer“ ist auch „Für immer“: Es gibt keine Rückkehr ins Private. Meine Entscheidung, auf die aktive Ausübung des Dienstes zu verzichten, widerruft das nicht. Ich kehre nicht ins Privatleben zurück, in ein Leben der Reisen, Begegnungen, Empfänge, Konferenzen usw. Ich verlasse nicht das Kreuz, ich bleibe auf eine neue Weise beim gekreuzigten Herrn. Ich habe nicht mehr die Amtsgewalt für die Regierung der Kirche, aber ich bleibe im Dienst des Gebets sozusagen im Bereich des heiligen Petrus. Der heilige Benedikt, dessen Namen ich als Papst trage, wird mir darin immer ein großes Beispiel sein. Er hat uns den Weg gezeigt zu einem Leben, das – aktiv oder passiv – doch vollständig dem Werk Gottes gehört.“

Er danke „allen und jedem einzelnen für den Respekt und das Verständnis“, auf das seine Entscheidung zum Rücktritt gestoßen sei, fuhr Benedikt XVI. fort. „Ich werde den Weg der Kirche weiter mit dem Gebet und der Meditation begleiten, mit derselben Hingabe an den Herrn und an die Kirche, um die ich mich bis heute bemüht habe. Ich bitte euch, vor Gott an mich zu denken und vor allem für die Kardinäle zu beten, die zu einer so wichtigen Aufgabe aufgerufen sind, und für den neuen Nachfolger des Apostels Petrus. Der Herr begleite ihn mit dem Licht und der Kraft seines Geistes.“

Ist dem noch etwas hinzuzufügen? Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Papst Benedikt vor dem Aufstieg auf den Berg

Noch immer beschäftigt viele Menschen die Frage nach dem Grund für den Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. Er selbst gab heute in der Ansprache zum letzten Angelus seines Pontifikates eine theologische Deutung, die Bezug nahm auf das heutige Evangelium von der Verklärung des Herrn (Lk 9, 28b-36):

„Liebe Brüder und Schwestern, ich fühle, wie dieses Wort Gottes in diesem besonderen Augenblick meines Lebens besonders an mich ergeht. Der Herr ruft mich, den ‚Berg hinaufzusteigen’, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, mit denen ich es bis jetzt versucht habe, aber in einer Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist.“

Dieser Aufstieg auf den Berg wird noch einmal konkret sichtbar, wenn auch verborgen vor den Augen der meisten Menschen und der Medien, wenn er in einigen Wochen seinen Rückzugsort auf dem Vatikanhügel beziehen wird. Ganz nah am Herzen der Weltkirche, im kleinen Vatikanstaat und im Schatten des Petersdomes wird er seinen Dienst in Gebet und Betrachtung fortsetzen.

Er verlässt die Kirche nicht, „im Gegenteil“! Er spricht von einer Forderung Gottes, also einer neuen Berufung für den letzten Abschnitt seines Lebens. Über den sprach er bereits in einer Predigt zu seinem 85. Geburtstag im vergangenen April:

Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiß nicht, was mir verhängt sein wird. Aber ich weiß, daß das Licht Gottes da ist, daß er auferstanden ist, daß sein Licht stärker ist als alles Dunkel; daß Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Und das läßt mich in Gewißheit weitergehen. Das läßt uns weitergehen, und allen, die dieses „Ja“ Gottes immer wieder durch ihren Glauben auch mir gewiß machen, danke ich von ganzem Herzen in dieser Stunde.

In gewisser Weise schließt sich jetzt ein Kreis, aber nicht ganz. Sein Pontifikat begann mitten in der Osterzeit, nachdem sein Vorgänger am Vorabend des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit gestorben und er kurze Zeit später zum Papst gewählt worden war. Es endet mitten in der Fastenzeit, also der österlichen Bußzeit, in der violetten Farbe der Buße. Der letzte Sonntag seines Pontifikates steht im Zeichen der Verklärung, die zugleich Vorschau auf die österliche Vollendung wie auf das Leiden Christi ist.

Das nahe Osterfest überlässt Papst Benedikt seinem Nachfolger. Den Kardinälen, die den Nachfolger zu wählen haben, wird er vermutlich in den kommenden Tagen noch die Freiheit geben, über den richtigen Zeitpunkt für das Konklave zu entscheiden. Sie stehen dann vor der Entscheidung, sich entweder die vorgeschriebenen 15 bis 20 Tage Zeit zu nehmen, um die Wahl gründlich vorzubereiten, in Gesprächen und Begegnungen, in Fasten und Gebet. Oder das Konklave vorzuziehen, um eventuell mehr Zeit für die nötigen Wahlgänge zu haben und trotzdem rechtzeitig vor Beginn der Heiligen Woche das „Habemus Papam“ von der Loggia des Petersdomes ausrufen zu können.

Christoph Kardinal Schönborn und der fundamentalistische Individualismus

In einem klugen Interview mit dem österreichischen Magazin profil verweist Christoph Kardinal Schönborn zunächst mit einem Satz seine Chancen auf die Nachfolge Benedikts ins Reich der Fabel.

profil: Sie werden in so gut wie jeder internationalen Liste der Papstkandidaten genannt. Wie erklären Sie sich das?
Schönborn: Mit der Fantasielosigkeit der Papstberichterstattung.

Doch sagt er im selben Interview auf die nächste Frage hin auch Sätze, die ihn nachgerade papabile erscheinen lassen:

profil: Viele Themen kommen auf den nächsten Papst zu: von Priestermangel und Zölibat über Sexualmoral bis zu Ökologie, Armutsbekämpfung und Ökumene. Was sind die vordringlichsten Aufgaben?

Schönborn: Den Menschen den Weg zu Gott aufzuschließen, ihnen beizustehen und ihre Würde zu verteidigen. Und das in einer Welt, in der sich praktisch überall die Stellung der Kirche dramatisch verändert, ob durch den Verlust einstmaliger gesellschaftlicher Vorrangstellungen im Norden oder durch das Anwachsen zu einer gesellschaftlich immer bedeutenderen Größe in vielen Ländern der Dritten Welt. Es geht um die schwierige Aufgabe, in einer Welt, die von so vielen Seiten bedroht wird – Wirtschaftskrise, Kriegsgefahr im Mittleren und Fernen Osten, Christenverfolgung und Fundamentalismus, auch der fundamentalistische Individualismus im Westen –, Gutes zu tun und die Stimme der Liebe zu erheben, die – sofern sie eine unverwechselbar katholische Stimme sein will – vielerorts wieder und neu das Vertrauen der Menschen gewinnen muss.

Ist der fundamentalistische Individualismus für Schönborn, was seinerzeit für Ratzinger die Diktatur des Relativismus war?

Der Name des gewesenen Papstes

Dum esset summus Pontifex, * terrena non metuit, sed ad caelestia regna gloriosus migravit.
Antiphon zum Magnificat der Vesper vom Fest Cathedra Petri

Heute in einer Woche wird die Cathedra Petri verwaist sein. Soviel steht fest. Unterschiedliche Meldungen gibt es hingegen zur Frage, welchen Namen Papst Benedikt XVI. dann tragen wird.

Kardinal Francesco Coccopalmerio, Präsident des päpstlichen Rates für die kirchlichen Gesetzestexte, hat sich jetzt in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ zu Wort gemeldet, wie Radio Vatikan heute berichtet.

Papst Benedikt XVI. werde nach seinem Rücktritt demnach „sicher nicht wieder Kardinal“, sondern er bleibe wohl „Seine Heiligkeit Benedikt XVI.“. Und weiter:

„In Analogie zu dem, was im Fall der anderen Bischöfe passiert, die ihr Amt beenden und die sich deswegen emeritierte Bischöfe nennen, glaube ich, dass man sagen kann, dass der zurückgetretene Papst seinerseits emeritierter Bischof von Rom ist.“

Damit hätten wir nun mindestens drei Versionen:

  1. Seine Eminenz Kardinal Ratzinger (Roberto de Mattei)
  2. Benedikt (XVI.), aber ohne den Titel Heiliger Vater (Georg Ratzinger)
  3. Seine Heiligkeit Benedikt XVI. (Francesco Kardinal Coccopalmerio)

Nichts Genaues weiß man nicht. Nur das scheint klar.

In Cathedra S. Petri Apostoli

Beate Pastor Petre, clemens accipe
Voces precantum, criminumque vincula
Verbo resolve, cui potestas tradita,
Aperire terris caelum, apertum claudere.

Sit Trinitati sempiterna gloria,
Honor, potestas, atque iubilatio,
In unitate, quae gubernat omnia,
Per universa aernitatis saecula.

Hymnus der Laudes

Von Namen und Soutanen

Bruder des Papstes zu sein bringt keinen besonderen kanonischen Status mit sich. Georg Ratzinger plauderte dieser Tage über Fragen, die uns auch hier schon beschäftigt haben. Die Quintessenz seiner Aussagen:

Benedikt XVI. wird vermutlich seinen Namen behalten. Zudem werde er weiter im weißen Talar auftreten – schließlich sei er Papst auf Lebenszeit.

Zwei interessante Thesen, die der Auffassung von Roberto de Mattei diametral entgegenstehen. Wird Papst Benedikt XVI. also seinen Namen ablegen und wieder den Kardinalstitel tragen? Oder behält er den Namen und legt nur seine Titel ab?

Die Farbe der Soutane dürfte in einem gewissen Zusammenhang damit stehen. Als Kardinal wäre weiß vermutlich nicht die angemessene Farbe.

Papst auf Lebenszeit ist Benedikt XVI. nach seinem Amtsverzicht allerdings gerade nicht mehr. Insofern ist durchaus die Frage, was von den übrigen Aussagen seines Bruders zu halten ist.

Zu notwendigen Reformen bei den Grünen

Klaus Kelle hat letzte Woche in seiner Kolumne „Politisch inkorrekt“ einen originellen Vorschlag gemacht:

Das „Handelsblatt“ gibt der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth breiten Raum für ihr gewohntes Sexualmoral-Zölibat-Frauenordination-Erneuerungs-Geweine. Mitglied der Kirche ist sie nicht. Ob die Zeitung nun wenigstens Kardinal Meisner mal etwas zu notwendigen Reformen bei den Grünen schreiben lässt?

Zwar bin ich nicht Kardinal Meisner. Als ehemaliger Stammwähler der Grünen drängt es mich dennoch, den Vorschlag aufzugreifen. Worin bestehen also die notwendigen Reformen? Es muss dabei um eine Überwindung der ökologischen Halbierung der Grünen gehen. Papst Benedikt gab dazu 2011 in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag den entscheidenden Hinweis:

Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.

Während die Grünen zwar die Umwelt des Menschen zum Bezugspunkt nehmen, ignorieren sie weitgehend seine eigene, die menschliche Natur. Die Familie ist der blinde Fleck der grünen Weltanschauung. Das hat mit der Gründungsgeschichte der Partei zu tun. Damals verschmolz die Umwelt- und Friedensbewegung mit den Überresten der marxistischen Revolte von 1968. Deren erklärtes Ziel war die Zerstörung der Familie, die als repressiv und reaktionär galt.

Da der Mensch nun aber seit Urzeiten in Familien lebt, da ohne Familie die Fortpflanzung und das Überleben des Menschen prekär wird, mit einem Wort: da die Familie zur Natur des Menschen gehört, liegt hier der Grundwiderspruch der Grünen. Nur wer diesen Widerspruch aushalten oder verdrängen kann, der kann sich vehement für bedrohte Tierarten einsetzen, aber das ungeborene Leben für nicht weiter schützenswert halten. Nur so können die gleichen Menschen zusammen mit der SPD an der weiteren Verstaatlichung der Kinderbetreuung arbeiten und gleichzeitig für artgerechte Tierhaltung kämpfen.

Dass die Partei angesichts dieser Widersprüche nicht zerbricht, liegt einzig und allein an den Zwängen der Macht. Die Aussicht auf Macht und die Teilhabe daran hält die Grünen zusammen. Der Druck der Machtverhältnisse zwingt logisch inkonsistente und selbstwidersprüchliche Positionen in ein Parteigehäuse.

Wird das auf Dauer so bleiben? Wahrscheinlich nicht. Irgendwann wird zerbrechen, was nicht zusammengehört. Es sei denn, die Grünen könnten sich zuvor zu notwendigen Reformen entschließen, i.e. sich von ihrem marxistischen Erbe trennen. Angesichts der breiten Mehrheitsfähigkeit ökologischer Themen wäre damit der Weg zur bürgerlichen Volkspartei frei. Und zur Koalition mit der CDU/CSU.

Der künftige Titel Joseph Ratzingers

Wie wird Papst Benedikt XVI. nach dem Ende seines Pontifikates heißen? Welchen Titel wird er tragen? Diese Frage beschäftigt offensichtlich viele Medien und auch Menschen, die es wissen müssten.

Doch die Frage scheint geklärt:

Benedikt XVI. wird wieder Seine Eminenz Kardinal Ratzinger werden und wird keine Vorrechte mehr ausüben können, wie die Unfehlbarkeit, die zuinnerst mit der päpstlichen Leitungsgewalt verbunden sind.

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Roberto de Mattei in einem längeren Aufsatz zur Demission des Papstes. Er zitiert einen Präzedenzfall:

Gregor XII. (1406-1415), der rechtmäßige Papst, sandte – um das Abendländische Schisma (1378 bis 1417) zu beenden – seinen Bevollmächtigten Carlo Malatesta nach Konstanz, um seine Bereitschaft zum Rücktritt bekanntzugeben. Der Verzicht wurde offiziell am 4. Juli 1415 von der Konzilsversammlung angenommen, die gleichzeitig den Gegenpapst Benedikt XIII. absetzte. Gregor XII. wurde wieder als Kardinalbischof von Porto in das Heilige Kollegium aufgenommen und damit mit dem höchsten Rang nach dem Papst. Nachdem er seinen Namen und seine Insignien abgelegt und wieder seinen Namen Angelo Kardinal Correr angenommen hatte, zog er sich als Päpstlicher Legat in die Marken zurück und starb am 18. Oktober 1417 in Recanati.

Abschied von einem Papst, der lebt

Unwirkliche Bilder kamen heute aus Rom: Bilder des Abschieds von einem Papst, der lebt.

In meinen 43 Lebensjahren habe ich bis jetzt vier Päpste erlebt. Drei von ihnen starben und wurden begraben, bevor ein neuer gewählt wurde. Zweimal kam der Abschied nicht unerwartet, einmal überraschend nach nur 33 Tagen.

Diesmal ist alles anders. Der Papst verzichtet auf sein Amt mit zweieinhalb Wochen Vorlauf, was Gelegenheit zum Abschied gibt.

Das Timing ist exzellent. Zum Monatsende am 28. und Büroschluss um 20 Uhr gibt er sein Amt auf, das klingt wie eine Pointe deutscher Gründlichkeit und Pflichterfüllung.

Das Konklave fällt dadurch in die Passionswoche, voraus gehen viereinhalb Wochen Fastenzeit, inlusive Exerzitien. Die Wahl des neuen Papstes wird gründlich durch Fasten und Beten vorbereitet sein.

Und vermutlich wird er am Palmsonntag in sein Amt eingeführt werden. Der Einzug unter Palmzweigen in Jerusalem, mit einem Esel wie einst Coelestin V. – wer kann sich so etwas ausdenken?

Der Abschied heute im violetten Gewand der Buße und mit dem Aschenkreuz – ein weiteres Zeichen der Demut. So wird Benedikt XVI. in Erinnerung bleiben.