Ich habe die Wahl

Am kommenden Sonntag werde ich meiner Bürgerpflicht nachkommen und meine Stimmen bei der Wahl zum Niedersächsischen Landtag abgeben. Auch wenn ich ratlos wie selten bin, wem ich meine Stimmen geben werde. Ein schneller Test mit dem Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung ergab die größte Übereinstimmung mit der FDP.

Am wenigsten stimme ich demnach heute mit den Positionen jener Partei überein, der ich zwanzig Jahre lang bei jeder Bundes- und Landtagswahl mindestens meine Zweitstimme gab. Die Grünen vereinten von Anfang an zwei unvereinbare Richtungen unter ihrem Parteidach.

Da war die Umwelt- und Friedensbewegung der 70er und 80er Jahre, die zu ihren Hochzeiten bis weit ins katholische Milieu hinein ausstrahlten. Auf den selbstverständlich umweltpapiergrauen Briefumschlägen der Bezirksstelle der katholischen Jugend prangten damals Picassos Friedenstaube und der Slogan „Frieden und Gerechtigkeit“. Jugendmessen hatten die Bewahrung der Schöpfung zum Thema. Die Umweltbewegung trägt konservative, bewahrende, oft bis ins Kleinbürgerliche reichende Züge.

Und dies verträgt sich kaum mit dem libertären Revoluzzertum der Erben von 1968, das sich gegen Staat, Wirtschaft und Familie als Institutionen der Unterdrückung richtete. Die Ideologie jener Erben kann mit Begriffen wie Materialismus, Kommunismus, Sozialismus oder Nihilismus skizziert werden.

In der Partei der Grünen hat sich dieser Grundwiderspruch bis heute in den Gegensätzen von Land und Großstadt, von Fundis und Realos oder Ost und West erhalten. So kämpfen die Grünen gegen Umweltzerstörung und zerstören gleichzeitig die Innenwelt (Jürgen Borchert).

Der Wahl-O-Mat vergleicht anhand von 30 Thesen die Meinung des Nutzers mit den Positionen der Parteien. Dadurch ergibt sich durchaus ein erkennbarer Trend. Um der Wahlentscheidung näher zu kommen, bietet sich der Überblick der Bundeszentrale für politische Bildung über die Wahlprogramme der Parteien an. Bei kandidatenwatch.de stellen sich die Direktkandidaten auch meines Wahlkreises den Fragen der Wähler. Nicht alle jedoch antworten dort auch.

In Baptismate Domini

Das Hochfest Erscheinung des Herrn hatte, da es in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, fast so etwas wie eine Oktav. Jedenfalls nahmen die Antiphonen zum Benedictus in den Laudes und zum Magnificat in der Vesper immer wieder die Geheimnisse der Erscheinung des Herrn auf.

Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet nun die Weihnachtszeit. In diesem Jahr kommt dieses Ende nicht ganz so krass wie im Vorjahr und vor zwei Jahren. Doch von nun an wird die Weihnachtszeit von Jahr zu Jahr wieder kürzer. Und dass die Adventszeit im gleichen Maße länger wird, ist nur ein schwacher Trost.

Zu keiner anderen Kirchenjahreszeit fällt mir deutlicher auf als jetzt, wie tief der Allgemeine Römische Kalender von 1970 ins Fleisch der Liturgie geschnitten hat. Die Zeit nach Erscheinung des Herrn und die Vorfastenzeit fielen dem Rotstift zum Opfer, ersetzt durch die tempus per annum. Warum?

Das allein ist ein hinreichender Grund, statt Liturgia Horarum (1971) und Stundenbuch (1978) auf das Breviarium Romanum zurückzugreifen. Und damit auf den Kalender gemäß Codex rubricarum von 1960. Dies seit dem MP 777 immerhin in vollständiger Einheit und Einigkeit mit dem Papst.

Der übrigens morgen in der Sixtinischen Kapelle versus Deum zelebrieren und damit erstmals in dieser Kirche auf den provisorischen Holzaltar verzichten wird. Was für manche ein Aufreger ist, gehört in vielen, wenn nicht den meisten protestantischen Kirchen zum Alltag. Dort sind Volksaltäre weitgehend unbekannt, und der Pastor wendet sich selbstverständlich zum Gebet gen Altar, dreht also der Gemeinde den Rücken zu.

Tribus miráculis ornátum

Tribus miráculis ornátum
diem sanctum cólimus:
hódie stella magos duxit ad præsépium,
hódie vinum ex aqua factum est ad núptias,
hódie in Iordáne a Ioánne Christus baptizári voluit,
ut salváret nos,
allelúia.

Drei Wunder
heiligen diesen Tag:
Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe.
Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit.
Heute wurde Christus im Jordan getauft,
uns zum Heil.
Halleluja.

Die Antiphon zum Magnificat der zweiten Vesper vom gestrigen Hochfest fasst die drei Geheimnisse der Erscheinung des Herrn zusammen. Zwei davon werden an den kommenden beiden Sonntagen erneut vergegenwärtigt: Mit dem Fest der Taufe des Herrn wird seit der Einführung des Allgemeinen Römischen Kalenders 1970 am Sonntag nach Erscheinung des Herrn die Weihnachtszeit beendet. Im Lesejahr C (also nicht in diesem Jahr) folgt eine Woche später die Perikope von der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1-11).

Nach dem Missale Romanum von 1962 wird die Taufe des Herrn am Oktavtag von Erscheinung des Herrn gefeiert. In diesem Jahr verdrängt allerdings das Fest der heiligen Familie diesen Tag. Eine Woche später beginnt mit dem Sonntag Septuagesima bereits die Vorfastenzeit. In anderen Jahren wird am zweiten Sonntag nach Erscheinung des Herrn ebenfalls Joh 2, 1-11 gelesen.

Mit den Geheimnissen von der Taufe des Herrn (Qui apud Iordanem baptizatus est) und der Hochzeit zu Kana (Qui ipsum revelavit apud Canense matrimonium) beginnt auch der lichtreiche Rosenkranz, der eine Brücke schlägt zwischen dem freudenreichen Rosenkranz mit seinen weihnachtlichen Geheimnissen und dem schmerzhaften Rosenkranz des Karfreitags.

Der freudenreiche Rosenkranz hat die Darstellung des Herrn im Tempel, gefeiert am 2. Februar, als viertes Geheimnis. Der lichtreiche Rosenkranz endet mit der Einsetzung der Eucharistie, also am Gründonnerstag, dem Vorabend des Karfreitags. Und an den schmerzhaften schließt sich unmittelbar der glorreiche Rosenkranz an, der mit dem Geheimnis der Auferstehung des Herrn beginnt. So sind alle vier miteinander verbunden.

Bücher 2007 (1): Ich bin dann mal weg

Im vergangenen Jahr habe ich nicht nur hier wenig notiert, ich habe auch sehr wenig gelesen. Das eine oder andere dieser wenigen Bücher will ich in loser Folge hier kurz vorstellen.

Den Anfang macht ein Bestseller, der aus gutem Grunde ein solcher geworden ist. 1978 gingen 13 Pilger den Jakobsweg – im vergangenen Jahr waren es 114.026. Dieser Aufschwung ist nicht allein Hape Kerkeling zu verdanken. Aber Kerkeling schwimmt mitten im breiten Strom der Wiederentdeckung des Pilgerns im Allgemeinen und des Jakobsweges im Besonderen.

Ein im guten Sinne populäres Buch, streckenweise witzig, immer unterhaltsam und manchmal sogar von geistlichem Wert. Auch in mir hat es den Wunsch geweckt, nach Santiago de Compostela zu pilgern.

Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Gebundene Ausgabe, 320 Seiten, 19,90 Euro.