Die Krise und die Demographie

Vor ein paar Tagen hörte ich im englischsprachigen Dienst von Radio Vatikan ein Interview mit Professor W. Bradford Wilcox, Soziologie und Direktor des National Marriage Project an der University of Virginia. Der Soziologe zog in diesem Interview die Verbindung zwischen der gegenwärtigen Finanzkrise und der demographischen Entwicklung in den westlichen Industriestaaten – ein Thema, das mich schon länger beschäftigt.

What’s happening right now in Europe is related in large part to what’s happened demographically in Europe during the last forty years, and by that I mean we’ve seen the baby boomers now aging and they are requiring more public support from the state in Italy, the state in Germany, the state in Greece. And yet, because of unsustainable fertility in countries like Greece and Italy and Spain, to some extent there are fewer workers in the workplace to pay taxes, to pay for public policies and public benefits for those who are retiring or who are already retired in those countries.

Das National Marriage Project hat vor kurzem die Studie The Sustainable Demographic Dividend publiziert, deren Kernthese lautet:

The long-term fortunes of the modern economy rise and fall with the family. The report focuses on the key roles marriage and fertility play in sustaining long-term economic growth, the viability of the welfare state, the size and quality of the workforce, and the profitability of large sectors of the modern economy.

Einer der Autoren der Studie, Phillip Longman, bringt diesen Zusammenhang in einem Interview auf den Punkt:

The first order effect of a decline in the birthrate tends to be positive for the economy. A society finds it has fewer children to raise and educate. That tends to free up a lot of female labor to join the formal economy. But with the next turn of the screw, things change. As fertility rates remain below replacement levels, you still have fewer children but now your workforce is beginning to decline and you’ve got more and more seniors as a percentage of your population. And so around the world today we see many countries struggling with their fiscal situation largely because of the exploding cost of pensions and the relatively slow growth of their labor forces.

Die Studie kommt zu diesem Fazit:

Business, government, civil society, and ordinary citizens would do well to strengthen the family—in part because the wealth of nations, and the performance of large sectors of the modern economy, is tied to the fortunes of the family.

Denn eure Erlösung ist nahe

Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann könnt ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird.
Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen.
Denn das sind die Tage der Vergeltung, an denen alles in Erfüllung gehen soll, was in der Schrift steht.
Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen: Der Zorn Gottes wird über dieses Volk kommen.
Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie in alle Länder verschleppen, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden sich erfüllen.
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.
Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.
Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.
Lk 21, 20-28

Das Geläut von St. Cyriakus in Duderstadt ist wieder komplett

Am vergangenen Freitag, dem Martinstag, erklang erstmals seit 69 Jahren wieder das vollständige Geläut der St.-Cyriakus-Kirche. In dieser Kirche wurde ich getauft, ging ich zur Erstkommunion, war ich Ministrant und wurde ich gefirmt. Die beiden neuen, großen Glocken sind zwei Großspenden zu verdanken.

Die größere der beiden, gestimmt auf as0, trägt den Namen Christus Gloriosa und wiegt rund 5,8 Tonnen. Sie ist damit die zweitgrößte Glocke im Bistum Hildesheim nach der Cantabona des Hildesheimer Domes. Die Spende stammt aus der Duderstädter Unternehmerfamilie Hollenbach.

Es geht die Sage, dass Franz Hollenbach bereits in der Nachkriegszeit für die Ergänzung des Geläuts spenden wollte. Der damalige Propst Franz Ernst habe ihm dafür jedoch das Versprechen abnehmen wollen, jeden Sonntag in die Kirche zu kommen. Dies habe er nicht geben können oder wollen, weshalb der Propst die Spende nicht annahm und es bei den vier Glocken beließ, die 1950/51 das im Krieg enteignete Geläut teilweise wiederherstellten.

Die zweite, kleinere Glocke heißt Ökumene-/Eichsfeldglocke. Sie ist auf c1 gestimmt und eine Spende von Hans Georg Näder, ebenfalls Unternehmer, allerdings evangelisch-lutherisch. Eine der beiden Glocken – ich bin im Moment nicht ganz sicher, welche – wurde von Papst Benedikt bei seinem Besuch in Etzelsbach gesegnet.

Leider konnte ich weder bei der Glockenweihe am 2. Oktober durch Bischof Norbert Trelle noch beim ersten Läuten am vergangenen Freitag dabei sein. Doch immerhin war es mir vergönnt, das erste Einläuten des Sonntags am vergangenen Sonnabend um 14 Uhr zu hören – und aufzunehmen.

Duderstädter Stadtgeläut by mr94

Die Aufnahme beginnt mit dem sechsstimmigen Geläut von St. Cyriakus. Nach fünf Minuten folgt ein Übergang zum parallelen, fünfstimmigen Geläut von St. Servatius. Beide sind aufeinander abgestimmt. Nachdem das Geläut von St. Servatius verklungen ist, folgen die letzten Minuten des Cyriakus-Geläuts.

Für die Aufnahme bin ich die Marktstraße hinunter- und wieder hinaufgegangen, die die beiden Kirchen miteinander verbindet. Sie stehen etwa in den beiden Brennpunkten der annähernd elliptischen historischen Innenstadt. Dazwischen liegen einige hundert Meter. Etwa in der Mitte zwischen beiden Kirchen ist das vollständige, elfstimmige Stadtgeläut deutlich zu hören.

Dialog im Bistum Hildesheim

Norbert Trelle, der Bischof von Hildesheim, hat mit Datum vom 13. Oktober einen Brief an die Kirchengemeinden und Einrichtungen des Bistums geschrieben. Sein Thema ist der Dialogprozess, den er auch im Bistum initiiert hat.

Ich habe diesen Brief gestern gelesen. Und was soll ich sagen – ich finde darin nicht ein einziges geistliches Wort. Die Rede ist von Prozessen, Schwerpunktthemen, Formen, Ergebnissen, Dialog-Tagen, Dialog-Sonntagen, Dialog-Foren und dergleichen.

Das mag alles gut und richtig sein, aber wozu das Ganze dienen soll, habe ich nach der Lektüre dieses Briefes nicht verstanden. Entweder ist das so selbstverständlich, dass es nicht weiter erwähnenswert ist – dann muss ich den Fehler bei mir selbst suchen. Oder es ist nicht selbstverständlich – dann hätte es der Erwähnung im Brief bedurft.