Noch mehr Peter Kabel

Der Werbeblogger hat auch gehört, was Peter Kabel auf dem Podcastday gesagt hat (und was ganz offensichtlich an diese Analyse anschließt):

Die Distanz einer Marke zum Konsumenten mache die Marke also erst begehrenswert, so Kabel. Als Beispiel einer erfolgreichen “Distanz-Marke” nannte er die katholische Kirche. Dieses Beispiel ist nicht nur aufgrund eines möglichen Mitgliederrückganges, wie Dieter Rappold in seinem Vergleich zur deutschen Telekom völlig richtig bemerkte, völlig daneben, sondern vielmehr fehlte mir dabei irgendwie die angeblich so erfolgreiche Distanz. Das gesamte Prinzip der katholischen Kirche ist Beziehungsarbeit. Das fängt in der Dorfkirche an, geht über Jugendarbeit in kleinsten Gruppen und endet in gemeinschaftlichen und relativ beziehungsintensiven Großevents. Die repräsentative Person, die hinter der Marke katholische Kirche steht, ist der Papst. Die Marke hat damit ein Gesicht, eine Hauptstimme, denn sie will ganz bewusst damit die Distanz zu den Menschen überwinden. Im Übrigen halte ich die gesamte klassische Werbung für distanzlos, denn sie bedrängt, unterbricht und belagert den Verbraucher wo sie nur kann.

Man beachte auch die anschließende Diskussion.

Taube Ohren

Den intelligentesten Kommentar zum Papstbesuch hörte ich vorgestern – wo wohl? – im Deutschlandfunk:

Tauben Ohren zu predigen, das gehört seit ewigen Zeiten zum Geschäft der Priester und also auch zum Amt des Papstes. Alle sind begierig auf sein Wort, aber wer hört ihm eigentlich richtig zu? Die öffentliche Meinung eher nicht. Die ist so beschäftigt mit ihrer eigenen Geschwätzigkeit und Verbreitung, dass ein geistliches Wort es nicht leicht hat, verstanden zu werden, zumal, wenn der Papst in fremder Zunge spricht und dann auch noch mit so feiner Stimme, dass es wie ein Säuseln hinter dem Lärm der Welt ist.

Den ganzen Kommentar bitte hier nachlesen.

Hartmut Kriege

Er ist der Leiter der Kirchenredaktion im Deutschlandfunk und damit zuständig für die (hier schon gelegentlich negativ aufgefallene) Sendung „Tag für Tag“. Er moderierte die einseitig besetzte Diskussionssendung am Mittwoch. Er berichtet jetzt natürlich ausführlich über den Saarbrücker Katholikentag. Und er hechelt unverdrossen die abgedroschensten antikatholischen Klischees durch. (Gemeinsam mit Rüdiger Achenbach hat er das Buch „Die Päpste und die Macht“ publiziert.)

Mich wundert gar nichts mehr.

Rätselhaft

Zweite Antiphon der Lesehore zu Christi Himmelfahrt:

Du zogst hinauf zur Höhe, führtest Gefangene mit. Halleluja.

Aufgelöst wird das Rätselwort in der ersten Lesung der Lesehore:

Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.

Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat. Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke. Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als dass er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen.
Eph 4,1-10

Das Motiv taucht im heutigen Stundengebet immer wieder auf, so im Responsorium nach dieser Lesung:

Christus ist hinaufgestiegen zur Höhe und hat Gefangene mitgeführt. Er hat den Menschen Gaben gespendet. Halleluja, halleluja.
Gott stieg empor unter Jubel, der Herr beim Schall der Hörner. Er hat den Menschen Gaben gespendet. Halleluja, halleluja.

Und ebenso im Responsorium der Laudes:

Christus zog hinauf zur Höhe. Halleluja, halleluja.
Gefangene hat er mitgeführt. Halleluja, halleluja.

Seltsame Besetzung

Wen lud der Deutschlandfunk gestern zur Diskussion über (das Katholikentagsmotto) „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht. Ein theologisches Motto und die politische Wirklichkeit“?

– Friedhelm Hengsbach, Professor für Christliche Gesellschaftsethik
– Hans Maier, Professor für Politikwissenschaften
– Otto Hermann Pesch, Professor für Theologie
– Rita Waschbüsch, Bundesvorsitzende von „Donum Vitae“

Hans Maier – nicht zu verwechseln mit Hans Joachim Meyer – war Vorsitzender des ZdK.

Insgesamt eine Runde, die sich in so ziemlich allem einig war. Vor allem in dem, was sie an katholischer Lehre ablehnen, die engagierten Katholiken. Zum Beispiel Ordinatio Sacerdotalis. „Allesamt Scheinargumente“, so Otto Hermann Pesch.

Familien sind wir

Heute morgen im Deutschlandfunk: Jürgen Liminski befragt Maria Steuer. Sie ist Mitinitiatorin der Kampagne Familie sind wir.

Das Unrecht ist, dass die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes nicht umgesetzt werden, zum Beispiel in der Rentenversicherung. Eine Frau muss mindestens 27 Kinder gebären, um eine Rente in Höhe von Sozialhilfe zu bekommen. Zusätzlich soll sie jetzt dazu gebracht werden, ihren Rentenanspruch auch in der Erwerbstätigkeit zu verdienen. Das heißt Frauen sollen jetzt zweimal einzahlen.

Liminski: Aber viele Frauen wollen doch arbeiten?

Steuer: Ich glaube, dass sie einfach manipuliert werden durch Kampagnen, durch Untersuchungsergebnisse, durch Umfragen, die das einfach als Voraussetzung hinstellen, nämlich die EMNID-Umfrage jetzt von April 2006, ganz neu und ganz frisch, fragt, was Frauen wollen. Dabei ist ein erstaunliches Ergebnis, dass 63 Prozent der jungen Frauen – und zwar Frauen und nicht Mütter – der Meinung sind, dass Frauen, Mütter in den ersten drei Jahren zu Hause sein wollen, um bei ihren Kindern zu sein. Ich weiß also nicht, welche Ergebnisse und welche Umfragen ergeben, dass Frauen arbeiten wollen. Vielmehr glaube ich, dass Frauen heutzutage arbeiten müssen. Es bleibt ihnen gar nicht die Entscheidungsfreiheit, sondern die finanzielle Belastung der Familien ist so groß, dass mit einem Gehalt eine Familie kaum noch finanziert werden kann.

Beim ersten Lesen klingen die Forderungen der Kampagne ganz vernünftig. Sehen wir mal, was daraus wird.