Allerheiligen

Wozu dient den Heiligen unser Lob, wozu unsere Verherrlichung, wozu dieses ganze Hochfest? Was sollen ihnen irdische Ehren, da doch der Vater im Himmel sie ehrt, wie der wahrhaftige Sohn versprochen hat? Was soll ihnen unser Lobpreis? Die Heiligen brauchen unsere Ehren nicht. Unsere Frömmigkeit gibt ihnen nichts. Offenbar steht es in unserem, nicht in ihrem Interesse, daß wir ihrer gedenken und sie ehren. Ich gestehe, daß mich starkes Verlangen erfaßt, wenn ich das bedenke.

Das aber ist das erste Verlangen, das die Gedächtnisfeier der Heiligen in uns erweckt oder verstärkt: daß wir ihre ersehnte Gemeinschaft erlangen und Mitbürger und Zeitgenossen der seligen Geister sein dürfen, daß wir uns unter die Schar der Urväter, die Reihe der Propheten, die Ratsversammlung der Apostel, das große Heer der Märtyrer, die Schar der Bekenner und die Chöre der Jungfrauen mischen dürfen, daß wir, mit allen Heiligen versammelt, an ihrer Freude Anteil gewinnen. Jene Gemeinde der Erstgeborenen erwartet uns, und wir denken nicht daran. Die Heiligen verlangen nach uns, aber wir unterschätzen es. Die Gerechten warten auf uns, und wir beachten es nicht.

Bernhard von Clairvaux: Aus einer Predigt zum Fest Allerheiligen. Zweite Lesung der Lesehore zum Hochfest Allerheiligen (Auszug).

Mehr zum Hochfest bei fono, im Kompendium, bei St. Dymphna und, ganz wichtig, Ulrich T. G. Hoppe über die Aktualität des Ablasses.

Einsichtsvoll

Ein must read: Päpstliche Ereignisse, beschrieben von Andreas Püttmann in der Zeitschrift Die Neue Ordnung:

Der Papst machte durch seinen Stil deutlich: „Nicht die Person soll das Amt überformen, sondern das Amt die Person in Dienst nehmen.“ Daß die „Amtskirche“ unter „kritischen“ deutschen Katholiken schon lange ein pejorativer Kampfbegriff ist, zeigt insofern nur deren Realitätsverlust auf. Vielleicht kann die Begegnung mit der weltkirchlichen Wirklichkeit in Rom und Köln ihnen zu einem Stück mehr Bodenhaftung verhelfen – auf dem Felsen Petri. Zu fürchten steht allerdings, daß bei den meisten die alte deutsche Maxime siegen wird: „Wenn meine Ideen nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen: Pech für die Wirklichkeit.“ [Credo ut intelligam]

Kampfbegriff

Selbst die Welt scheut sich nicht, die Christusgemeinschaft in die Nähe des Fundamentalismus zu rücken, wenn sie über den Austritt von 80 Schwestern aus dem Franziskanerinnen-Kloster im emsländischen Thuine berichtet:

„Viele der ausgetretenen Nonnen stehen der Christusgemeinschaft (CG) nahe – einer fast fundamentalistisch einzustufenden religiösen Gemeinschaft.“ [Die Welt]

Schauen wir mal, was diese Gemeinschaft über sich selbst sagt:

Papst Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika Redemptor Hominis, dass sich „der Mensch, der sich bis in die Tiefe hinein verstehen will, sich mit seiner Unruhe, Unsicherheit und auch mit seiner Schwäche und Sündigkeit, mit seinem ganzen Leben und Tode Christus nahen muß. Nur in der Assimilation des Lebens Jesu wird der Mensch sich selber finden.“ Dieser Prozeß ist die Bedeutung des Wortes „Christusgemeinschaft“. Die Mitglieder der „Christusgemeinschaft“ verbindet das Bemühen, sich ständig neu „Christus zu nahen“ und in der „Gemeinschaft mit Christus“ zu leben. Darin finden sie sich selbst und darin entsteht die Gemeinschaft untereinander.

Das geistliche Leben orientiert sich an der Verkündigung und Lehre der katholischen Kirche. Die Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils und ihre Auslegung besonders in den Schriften Papst Johannes Paul II. sind die Grundlage der Verkündigung, der Lehre und des Gebetes. Breiten Raum im Leben der Gemeinschaft nimmt die Musik ein. Musik und Gesang führen in den Lobpreis Gottes.

Wenn das Fundamentalismus ist, dann bin ich Fundamentalist.

Übertritt


Der Spiegel dokumentiert [kostet] am Beispiel von Klaus Berger, durch welchen Akt sich evangelisch-lutherische Kirchenmitgliedschaft (und also der Ausschluss aus der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche) konstituiert. Kleiner Hinweis: Es ist nicht die Taufe. Der Text der oben unleserlich abgebildeten Urkunde lautet:

„Dr. Klaus Berger hat am 20. Oktober 1968 in der Martin-Luther-Kirche der Kirchengemeinde Alsterdorf bei Pastor Ahme an der Feier des Heiligen Abendmahles teilgenommen und ist dadurch Glied der evangelisch-lutherischen Kirche geworden.“

Dies sei allen ökumenisch korrekten Zum-Abendmahl-Gehern unter den katholischen Brüdern und Schwestern und Ungeklärte-Kirchenmitgliedschaft-Behauptern unter den Lesern ins Notizbuch geschrieben.

Und da mein Leben von so gut wie keinem Vergehen, das ich hier anprangere, frei ist, füge ich hinzu, dass mir für ein solches Handeln bereits die Absolution zugesprochen wurde. (Wobei noch zu klären wäre, ob das kirchenrechtlich eigentlich so einfach geht.)

Frauenkirche

Die meinungsbildenden Blätter haben sich bereits ausführlich mit der nun abgeschlossenen Geschichte ihres Wiederaufbaus befasst. Am Sonntag wird die Frauenkirche geweiht.

Dass ein solches Projekt – der Wiederaufbau einer zerstörten Kirche, einer evangelisch-lutherischen zumal, durch den vereinten internationalen Bürgersinn – in Zeiten des Kirchenschwindens möglich war, ist Anlass zu großer Freude und auch ein Zeichen der Hoffnung. Ein wenig Pathos muss mal sein.

Der Name Frauenkirche stammt übrigens vom Vorgängerbau, einer romanischen Kirche namens Zu unserer lieben Frauen, die also der Gottesmutter Maria geweiht war wie auch der Liebfrauendom zu München – besser bekannt als Frauenkirche.

Eigenes Fundament

Philipp Mißfelder, JU-Bundesvorsitzender, heute bei Phoenix zur neuen Leitkultur-Debatte:

„Norbert Lammert wird den Dialog mit den kulturellen Eliten in diesem Land viel besser führen können, als ein Friedrich Merz das tun könnte. Er hat als Bundestagspräsident diese Diskussion angestoßen und wir werden ihn dabei unterstützen.“

Und zur jüngsten Diskussion über ein Kopftuch-Verbot an Schulen und den Umgang mit dem Islam sagt Mißfelder:

„Ich glaube, dass gerade die Verängstigung im Umgang mit dem Islam in unserem Land damit zusammenhängt, dass man sich in vielen Stellen nicht mehr bewusst ist, was eigentlich das eigene Wertebewusstsein, was die eigene Basis, das eigene Fundament ausmacht.“

Ich bin Fundamentalist

Wäre auch ein schönes T-Shirt, oder?

Weil’s anderorts gerade diskutiert wird: Ich weiß, dass ein Haus ein Fundament braucht. Nicht zuletzt deshalb, weil ich in einem Haus ohne Fundament wohne und also weiß, welche Nachteile das hat. Da werden nämlich schnell die Wände feucht.

Das Christentum ist eine fundamentalistische Religion und sollte eine bleiben.
Thomas Assheuer, zit. in der Tagespost [Scipio]

Wirkliche und geglaubte Kirche

Vor vierzig Jahren meinten evangelische Theologen: Nur die Schriften zur Zeit der reformatorischen Entscheidung zeigten den wirklichen Luther: Seine Theologie sei durchdrungen vom Gedanken der Alleinwirksamkeit Gottes, von dessen Vorherbestimmung des Menschen und damit von der Unfreiheit des Willens. Gott wirke allein durch das Wort. Wer es predige, sei belanglos. (Welch extremes Wort/Glaube-Verständnis Luther zeitweilig vertrat, zeigt seine Aussage: „Also kann ich täglich, ja alle Stunden die Messe halten, indem ich, sooft ich will, mir kann die Worte Christi vorhalten und durch sie meinen Glauben speisen und stärken. Das ist recht geistlich essen und trinken.“) Der Glaube sei Gottes Werk „in uns und ohne uns“. In wem Gott Glauben wirke, stehe ihm frei. Nur Gott kenne die Glaubenden. Also sei die Kirche unsichtbar. Die unsichtbare Kirche habe kein sichtbares Haupt: Darum habe Luther die sichtbare Kirche mit dem Papst abgelehnt (nicht also nur schlechte Päpste).

Man muss aber den ganzen Luther ernst zu nehmen und darf ihn nicht auf Extremaussagen zur Zeit der antipäpstlichen Entscheidung beschränken: Luthers Katechismen von 1529 gehören ebenso zu den Bekenntnisschriften; Wort und Sakramente bilden die Grundpfeiler von Kirche – nicht das Wort ohne das Sakrament (Confessio Augustana 7). Die geglaubte Kirche ist auch erkennbar: Darin besteht allgemeine Überzeugung.

Heinz Schütte: Wie sah Luther das geistliche Amt in der Kirche? Die Tagespost, 24.10.2002.

Sichtbare und unsichtbare Kirche

Ohne Christus keine Kirche. Das bedeutet: In der sichtbaren Gemeinschaft der Kirche zeigt uns Christus, dass er bei uns ist. Durch die Kirche schenkt er uns das Heil, sich selbst. Man kann die Kirche darum nicht aufteilen in eine sichtbare und eine unsichtbare Kirche. Sie ist vielmehr, wie das Konzil lehrt, „eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst“ (LG 8). Sie ist beides zugleich: sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; sie ist eine Gemeinschaft, die von den Nachfolgern der Apostel geleitet wird, und der geheimnisvolle Leib Christi (vgl. a.a.O.). Das bedeutet aber auch: Wer sich von der Kirche abwendet, wendet sich von Jesus Christus ab.

Aus dem Fastenhirtenbrief 2004 von Friedrich Kard. Wetter