Neustart

Das katholische Leben und besonders das Kirchenjahr bieten erfreulicherweise häufiger Gelegenheit, von neuem zu beginnen. Mit der Vesper am Sonnabend beginnt das neue Kirchenjahr und zugleich die Adventszeit. Zeit für ein paar gute Vorsätze.

Fasten im Advent hat eine große Tradition:

A synod held (581) at Mâcon, in Gaul, by its ninth canon orders that from the eleventh of November to the Nativity the Sacrifice be offered according to the Lenten rite on Monday, Wednesday, and Friday of the week. The Gelasian Sacramentary notes five Sundays for the season; these five were reduced to four by Pope St. Gregory VII (1073-85). The collection of homilies of St. Gregory the Great (590-604) begins with a sermon for the second Sunday of Advent. In 650 Advent was celebrated in Spain with five Sundays. Several synods had made laws about fasting to be observed during this time, some beginning with the eleventh of November, others the fifteenth, and others as early as the autumnal equinox. Other synods forbade the celebration of matrimony.

Angesichts des recht zeitigen Weihnachtsgeschäfts, der relativen Kürze der Adventszeit und der allgemeinen Hektik plädiere ich dafür, gemäß altem Brauch die adventliche Fastenzeit wieder mit dem 11. November zu beginnen. Das harmoniert sogar mit dem kleinen Karneval an eben jenem 11.11. – denn die eigentliche Saison fängt ohnehin erst nach Weihnachten an. Die Weihnachtszeit müsste dann selbstverständlich bis zum 2. Februar dauern, damit die Proportionen stimmen.

Mein bewährtes Fastenprogramm:

  • kein Alkohol
  • keine Süßigkeiten
  • weniger Fleisch
  • regelmäßigeres Gebet

Letzteres heißt in diesem Jahr, die Lesehore wieder aufzunehmen. Außerdem werde ich mein Latein etwas aufpolieren, indem ich täglich einen Psalm aus dem Tagesoffizium etwas genauer betrachte. Papst Benedikt XVI. hat uns mit seiner zweiten Enzyklika Spe Salvi [PDF] eine wunderbare Fastenlektüre beschert. Auch damit werde ich mich beschäftigen.

Erfreulicherwese müssen diese Vorsätze nicht gleich für ein ganzes Jahr reichen. Gute drei Wochen sind auch schon ganz schön.

Außer Konkurrenz läuft ein weiterer kleiner Vorsatz für die Adventszeit: mehr bloggen.

Größere oder kleinere Teufeleien

Lorenz Jäger würdigt den Büchner-Preisträger Martin Mosebach in der FAZ von morgen mit dieser schönen Passage:

Aber der wäre ein schlechter Katholik (und Romancier), der sich auf das idealisierte Selbstbild der Herrschenden verließe, seien es Bürger oder Könige, und in der Welt nicht auch größere oder kleinere Teufeleien wirken sähe. Mosebach ist katholisch, und mehr: Er gehörte mit dem Philosophen Robert Spaemann zu den Köpfen, die sich in ihrer Kirche für die Wiederzulassung der alten Messordnung einsetzten. Man übertreibt wohl nicht, wenn man feststellt, dass seine Streitschrift gegen die „Häresie der Formlosigkeit“ zu den geistigen Kräften gehörte, die im Sommer dieses Jahres zum „Motu Proprio“ Benedikts XVI. führten.

Gleich im ersten Kommentar zu diesem Artikel reicht es dann nur noch zu mattem Einspruch und einer vermeintlichen Korrektur, die selbst gleich doppelt historisch falsch ist. Weder wurde die Messe Pius‘ V.

erst 1566 als eine auf älteren Gegebenheiten beruhende „Kunstform“ zur Vereinheitlichung der damaligen Ritenvielfalt eingeführt

noch

ist die „neue Messe“ von 1960 – ebenfalls „künstlich“.

Pius V. hat nichts anderes getan als das damalige, überlieferte Römische Messbuch (i.e. das Messbuch der Stadt Rom) für die ganze Kirche vorzuschreiben. Und dies auch nur, soweit nicht eigene Messbücher vorlagen, die wenigstens 200 Jahre in Gebrauch waren. Es ging nicht um Vereinheitlichung (die kam erst im 20. Jahrhundert so richtig in Gang), sondern um Abwehr einer wohlbekannten Häresie.

Das Messbuch Pauls VI. hingegen trat zum 1. Advent 1969 in Kraft, also vor fast genau 38 Jahren. 1960 hatte jenes Konzil nicht einmal begonnen.

Der Ruf nach dem starken Staat

Nach dem Tod der fünfjährigen Lea-Sophie sind die Rufe nach Behörden und Kontrollen wieder laut geworden. Der starke Staat soll richten, was in Familien zu Bruch geht.

Einmal davon abgesehen, dass Behörden damit in der Regel überfordert sind, frage ich mich auch, ob das überhaupt eine gute Idee ist. Wollen wir wirklich Jugend-, Gesundheits- und andere Ämter, die jede einzelne Familie kontrollieren? Und lenkt nicht der wohlfeile Ruf nach dem starken Staat vom Versagen der Gesellschaft im Großen und vieler Familien im Kleinen ab?