Multiplex-Kirchen

Der Cafeteria-Katholizismus ist ja sprichwörtlich und gibt berühmten Blogs den Namen. Der Vergleich kirchlichen Angebotsverhaltens mit Multiplex-Kinos hingegen war mir bis vor kurzem noch nicht untergekommen.

Jan-Philipp Görtz wies mich auf dieses Stück von John Parker über Churches That Give You What You Want, But Not What You Need bei Touchstone hin.

Every conceivable genre of movie, every conceivable type of food. Every hour of the day and evening. Who would ever have thought that churches might take this as their model for operation?

Jan-Philipp zieht dann die Verbindung zu Common Notions, wo in einer mehrteiligen Serie der Frage nachgespürt wird, why Protestants Don’t Like Natural Law.

Worin genau die Verbindung besteht, dies herauszufinden möchte ich dem geneigten Leser überlassen.

Selbstverliebt

Manche machen es sich recht einfach mit der Begründung, warum Bundeswehrsoldaten nicht an einer internationalen Truppe im südlichen Libanon teilnehmen sollten: Nach dem Verbrechen des Völkermords an den europäischen Juden, sagen sie, dürften niemals mehr Juden mit einer deutschen Uniform konfrontiert werden. Für diese Lehre läßt sich die deutsche Geschichte weder vom FDP-Vorsitzenden Westerwelle noch von Repräsentanten der Linkspartei in Anspruch nehmen. Sie ist bloß die besondere, auf Israel bezogene Fassung jenes selbstverliebten pazifistischen Imperialismus, der nicht nur die deutsche Linke immer wieder einmal anwandelt.

Leitartikel der FAZ vom 5. August 2006

Schmidt über Ratzinger

Gerade erst entdeckt. Harald Schmidt im Interview mit der Netzeitung:

56 Eigentlich sehen Sie die Dinge doch sehr positiv.Ja, aber man glaubt immer, es sei schon positiv, wenn die Renten gesichert sind. Das stimmt ja nicht, man muss das größer sehen, irgendwie katholischer. Alles, was nun in den Feuilletons geschrieben wird, fordert Joseph Ratzinger seit dreißig Jahren. Besser, sprachlich kraftvoller, stilistisch brillanter, inhaltlich ungebeugter.

Sinnfrage

Das heutige Tagesgebet wurde mir wie folgt ergänzt zu Gehör gebracht:

Allmächtiger Gott,
bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes
hast du durch das Zeugnis der Mütter und Väter
die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt.
Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen,
wenn unsere Annahme an Kindes statt
sich einmal vollendet.
Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören,
damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gibt es unter den geschätzten Lesern dieses Notizbuches jemanden, der mir den Sinn dieser Ergänzung erläutern kann? Ich verstehe ihn nicht.

Teppich

„Das Weblog ist mein Wohnzimmer. Da sorge ich dafür, daß Gäste nicht auf den Teppich kotzen.“

Haltungsturner Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, seit 1. August Chief Blogging Officer bei Edelman, zitiert in der Welt.

Zellklumpen

„Im Labor wird aus dem Zellklumpen sowieso kein Baby“, überschreibt die FAZ treffend einen Diskussionbeitrag von Carl Djerassi zur Stammzellen-Debatte, der auf eine Zusammenfassung von Patrick Bahners im gleichen Blatt antwortet. Für seine Argumentation zieht er das Argument eines namentlich nicht genannten Moraltheologen heran:

Wenn ein Ei durch eine Samenzelle in einem herkömmlichen Geschlechtsakt befruchtet werde, verdiene der daraus entstandene Embryo den besonderen rechtlichen Schutz „potentiellen Lebens“, weil alle Schritte – von erster Zellteilung und Einnistung in die Schleimhaut der Gebärmutter bis zur weiteren Entwicklung des Embryos beziehungsweise Fetus – Teil eines einzigen natürlichen Kontinuums seien, das nicht unterbrochen werden dürfe, bis das Kind den Mutterleib verlasse.

Die für die Stammzellenforschung benutzten Embryonen würden jedoch, so Djerassi, nicht im Körper einer Frau erzeugt. Im Labor sei ein solches natürliches Kontinuum nicht möglich – ergo auch kein Schutz der auf diese Weise erzeugten Embryonen nötig.

Eine Argumentation, gegen die sich die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der EKD schon 2003 wandten:

Wo das Interesse der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen so stark ist, dass man die Tötung menschlicher Embryonen zur Gewinnung solcher Stammzellen in Kauf nimmt, wird menschliches Leben instrumentalisiert, was ethisch nicht gerechtfertigt ist. Die Würde und das Lebensrecht des menschlichen Embryos, die ihm auch dann von Anfang an zukommen, wenn er außerhalb des Mutterleibs gezeugt wurde, werden damit bestimmten Forschungsinteressen untergeordnet und als weniger wert erachtet.

Was im Übrigen auch ein gewisses Licht auf die Argumentation des anonymen Moraltheologen wirft (wie hier zu ersehen ist, handelte es sich um Walter Schaupp).

Erotisches Verhältnis zum Geld

Klaus Berger in der Tagespost:

Nun möchte man die Menschen mit viel Geld zum Kinderkriegen bewegen. Dagegen kann man radikal formulieren: Ihr Politiker, behaltet das Geld! Denn der Wunsch zum Kind ist doch nicht mit Zahlungen zu erreichen.

Die kostspielige Illusion der Politiker besteht in der aberwitzigen Meinung, die Lust auf mehr Kinder, auf Ehe und Familie überhaupt ließe sich durch Geldversprechen erzeugen. So entsteht doch nur die Meinung: Wenn man soviel Geld dafür bekommt, dann muss es schon eine verflixt unangenehme Sache sein.

Der Dienst am Geld, die Faszination durch das Geld, das war doch gerade die ganze tödliche Faszination, die zum Untergang Roms führte. Wie will man mit demselben Mittel, das doch zum Untergang führte, nämlich der Faszination durch das Geld, heilen? In dem erotischen Verhältnis zum Geld liegt doch der ganze Jammer unserer sterbenden Kultur.

Medienpapst 2.0

Am 5. August wird in Castel Gandolfo ein Interview aufgezeichnet, dass Medienpapst Benedikt XVI. vier TV-Sendern gibt. Zu sehen sein wird das Resultat am 13. August um 19.15 Uhr (ARD) und 22 Uhr (ZDF). Die beiden anderen Sender sind Radio Vatikan und die Deutsche Welle.