Was ich an der Missbrauchsdebatte gut finde

Immerhin darf jetzt wieder pervers genannt werden, was pervers ist. Auch wenn das Adjektiv gelegentlich unangebracht verwendet wird.

Bis jetzt war es doch so, dass nicht der Perverse pervers war (und auch so genannt werden durfte), sondern die Situation, in der er lebt. Immerhin Pädophile dürfen jetzt wieder pervers genannt werden. Das ist doch schon einmal ein Fortschritt.

Sünde, Schuld, Vergebung und Versöhnung

Die Debatte um Kindesmissbrauch in katholischen wie auch in liberalen Einrichtungen offenbart vieles, nicht zuletzt aber ein zutiefst gestörtes Verhältnis zu Sünde, Schuld, Vergebung und Versöhnung. Die moderne Gesellschaft kann nicht akzeptieren, dass der Mensch ein Sünder ist und deshalb immer wieder damit zu rechnen ist, dass er seine eigenen Werte und Normen verletzt. Sie kennt keinen vernünftigen Umgang mit Schuld, sie kann dem Schuldigen nicht vergeben und findet keinen Weg zur Versöhnung.

Die moderne Gesellschaft nimmt den Menschen als seinen eigenen und alleinigen Maßstab, an dem sich Werte und Normen auszurichten haben. Aus der empirischen Tatsache, dass Mütter ihre ungeborenen Kinder töten, folgt die Legalisierung der Abtreibung. Aus der Beobachtung, dass Priester ihre schutzbefohlenen Kinder missbrauchen, folgt die Abschaffung des Zölibats und des Priestertums. Was folgt eigentlich aus Kindesmissbrauch in liberalen Reformschulen?