Abschied von einem Papst, der lebt

Unwirkliche Bilder kamen heute aus Rom: Bilder des Abschieds von einem Papst, der lebt.

In meinen 43 Lebensjahren habe ich bis jetzt vier Päpste erlebt. Drei von ihnen starben und wurden begraben, bevor ein neuer gewählt wurde. Zweimal kam der Abschied nicht unerwartet, einmal überraschend nach nur 33 Tagen.

Diesmal ist alles anders. Der Papst verzichtet auf sein Amt mit zweieinhalb Wochen Vorlauf, was Gelegenheit zum Abschied gibt.

Das Timing ist exzellent. Zum Monatsende am 28. und Büroschluss um 20 Uhr gibt er sein Amt auf, das klingt wie eine Pointe deutscher Gründlichkeit und Pflichterfüllung.

Das Konklave fällt dadurch in die Passionswoche, voraus gehen viereinhalb Wochen Fastenzeit, inlusive Exerzitien. Die Wahl des neuen Papstes wird gründlich durch Fasten und Beten vorbereitet sein.

Und vermutlich wird er am Palmsonntag in sein Amt eingeführt werden. Der Einzug unter Palmzweigen in Jerusalem, mit einem Esel wie einst Coelestin V. – wer kann sich so etwas ausdenken?

Der Abschied heute im violetten Gewand der Buße und mit dem Aschenkreuz – ein weiteres Zeichen der Demut. So wird Benedikt XVI. in Erinnerung bleiben.

Feria Quarta Cinerum

Cum jejunatis, * nolite fieri sicut hypocritae, tristes.
Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler.
Mt 6,16a

Die Antiphon zum Benedictus ist ein Vers aus dem Evangelium, das in beiden Formen des römischen Ritus in der Messe zum Aschermittwoch gelesen wird. Er umreißt in knappen Worten das Programm der Fastenzeit. Romano Guardini merkt dazu an:

Deine Buße – das ist in diesem Fall das Gute – sollst du nicht vor den Leuten tun, damit die Mitleid haben und staunen und dich für heilig ansehen, sondern in der Stille, wo nur Gott es weiß. Dann aber kommt jenes Letzte heraus, das von keinem Gebot zu fassen ist, aber allem Tun erst seinen eigentlichen Wert gibt: Wenn du fastest – das heißt also, dir um deiner Sünden willen Schweres auferlegst – dann salbe dein Haupt und wasche dein Antlitz! Tue es in der Haltung der Selbstverständlichkeit, die kein Wesen macht. Ja, verhülle es ins Festliche. Vor dir selbst verhülle es dahinein, damit es vom allem Selbstgenuß und allem Zweideutigen rein bleibe. Dann wird es klar und kann Gott ausstrahlen.

In der außerordentlichen Form wird noch Mt 6, 19-21 gelesen. Die Antiphon zum Magnificat ist daraus entnommen:

Thesaurizate vobis * thesauros in coelo, ubi nec aerugo, nec tinea demolitur.
Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören.

Es ist unsere Aufgabe für die Fastenzeit, uns auf die unvergänglichen Dinge zu konzentrieren, die Schätze im Himmel. Das korrespondiert mit dem Verzicht auf vergängliche Dinge, dem Fasten.

Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Mt 6,21