“Wie soll das geschehen?”, fragt Maria den Engel Gabriel im Evangelium vom 4. Adventssonntag. Diese Frage habe ich mir auch gestellt, als ich vor der Entscheidung stand, mich um die Ausbildung zum Diakon zu bewerben. Ist mein Leben nicht schon voll genug? Woher nehme ich die Zeit dafür?
“Für Gott ist nichts unmöglich”, antwortet der Engel auf die Frage Marias. Seit Sommer bereite ich mich nun zusammen mit fünf anderen Männern auf die Ausbildung zum Diakon vor, die im kommenden Sommer beginnen und drei Jahre dauern soll.
Das Thema selbst beschäftigt mich schon seit acht Jahren, in wechselnder Intensität. Es hat mich bis heute nicht losgelassen. Die Ausbildung und die Vorbereitung darauf führen mich nun alle paar Wochen nach Hildesheim, meistens an Wochenenden, gelegentlich auch unter der Woche.
So stand ganz am Anfang im Juli ein viertägiges Praktikum, bei dem ich den sozialen Mittagstisch in der Hildesheimer Gemeinde Guter Hirt kennengelernt habe. Seit September arbeite ich zwei- bis dreimal im Monat in einer Suppenküche in Hamburg-Altona, nicht weit von meiner Arbeitsstelle. Und im Oktober haben wir uns in einer geistlichen Woche mit den Psalmen beschäftigt.
Unser Sommerurlaub führte uns in diesem Jahr nach England. Die erste Woche haben wir in einem Cottage im Südwesten gewohnt, die letzten fünf Nächte in einem Apartment in London. Besonders angetan waren wir von der britischen Höflichkeit, aber auch das glasklare und gut verständliche britische Englisch war eine echte Freude.
Unser Jüngster ist zum neuen Schuljahr auf das Gymnasium gewechselt, das auch sein großer Bruder besucht. Das war für ihn eine gewisse Umstellung, die er aber gut bewältigt hat. Er geht jetzt in die Musikklasse und spielt Tenorhorn. Er ist manchmal ein kleiner Filou, der die Schule nicht so ganz ernst nimmt. Die ersten Folgen davon hat er auch schon zu spüren bekommen.
In diesem Jahr 2011 fand ein Jahrtausendereignis statt, das bisher einmalig war und sich in absehbarer Zeit auch nicht wiederholen wird. Ein deutscher Papst besuchte das Eichsfeld, um dort mit 90.000 Pilgern eine Marienvesper zu feiern. Es war ein wunderbarer, fast spätsommerlicher Frühherbsttag, an dem das Eichsfeld gewissermaßen zu sich selbst kam.
Nun hat der Eichsfelder Katholizismus heute längst nicht mehr jenes hohe Maß an volkskirchlicher Selbstverständlichkeit, das er in früheren Zeiten genoss. Umso erstaunlicher ist, für wie viele Menschen es eine reine Selbstverständlichkeit war, an diesem Tag nach Etzelsbach zu pilgern. So auch für mich. Als sich Anfang des Jahres die Berichte zu verdichten begannen, war mir klar, dass ich als alter Eichsfelder alles daransetzen würde, dabei zu sein.
Der Papst war der Katalysator dieses geistlichen wie weltlichen Großereignisses. Er gab den Anlass, aber letztlich zeigte sich auf dem Pilgerfeld in unerwarteter Stärke die katholische Identität meiner Heimat. Wenn auch die äußere Stärke des Katholizismus im Eichsfeld bröckelt, im Innersten hat er noch Kraft.
Die Marienvesper war in gewisser Weise das Herzstück dieses Papstbesuches. Keine große Messe, sondern eine einfache Vesper. Eine kurze, einfache Ansprache, die ans Herz rührte. Im Grunde des Herzens sind alle Dinge einfach. Das ganze Ereignis hatte eine Einfachheit und Selbstverständlichkeit des Herzens, die sich auf alle Aspekte übertrugen.
Seit Jahrhunderten pilgern unzählige Menschen nach Etzelsbach zum Gnadenbild der Maria, die ihren toten Sohn in den Armen hält. In seiner Predigt sagte der Papst über Maria:
Begreife – so scheint sie uns zu sagen –, dass Gott, der die Quelle alles Guten ist und der nie etwas anderes will als dein wahres Glück, das Recht hat, von dir ein Leben zu fordern, das sich rückhaltlos und freudig seinem Willen überantwortet und danach trachtet, dass auch die anderen ein Gleiches tun. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“. In der Tat – wo wir Gottes Liebe ganz über unser Leben wirken lassen, dort ist der Himmel offen. Dort ist es möglich, die Gegenwart so zu gestalten, dass sie mehr und mehr der Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus entspricht. Dort haben die kleinen Dinge des Alltags ihren Sinn, und dort finden die großen Probleme ihre Lösung.
Frohe, gesegnete Weihnachten und ein glückliches Jahr 2012!