Schweigen

Das Schweigen meines Notizbuches hat, ähnlich wie Scipio es beschreibt, teils profane (Dienstreise), teils inhaltliche Gründe. Nach den großen Themen der letzten Monate – Papst und Protestantismus – ist nun erst einmal Ernüchterung eingekehrt. Ich werde jetzt wohl einfach etwas Handwerk abliefern, die angefangene Reihe fortsetzen, den einen oder anderen Faden aus dem Gemetzel der letzten Wochen noch einmal aufgreifen und schließlich in Sommerurlaub gehen…

Peter und Paul

Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen;
ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen.
Ihr habt doch gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, und wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte.
In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk, und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein.
Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte
seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate;
ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück.
Drei Jahre später ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm.
Gal 11,1-18

Irenäus

Wie ist Gott und wie groß ist er, er, der alles in allem wirkt, der unsichtbar ist, der für die, die er geschaffen hat, mit Worten nicht zu fassen ist, der aber dennoch nicht unerkennbar ist! Die Menschen lernen alles durch sein Wort: daß e i n Gott ist, der Vater, der alles zusammenhält und allem das Sein gibt, wie der Herr gesagt hat: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“
Irenäus von Lyon (+ um 202): Aus dem Buch gegen die Irrlehren

Werner Bergengruen

Noch ein Konvertit: Der Schriftsteller Werner Bergengruen bekehrte sich 1936 zum katholischen Glauben. Ein Jahr später wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Der Deutschlandfunk rezensierte heute in der Sendung Politische Literatur das in diesem Jahr erschienene Buch Schriftstellerexistenz in der Diktatur. Der Text ist noch nicht online. Einstweilen können wir auf eine Rezension in der Welt zurückgreifen.

Nachtrag: Inzwischen ist die Rezension beim DLF nachzulesen. Auszug:

Bergengruen legt hier Rechenschaft ab über sein Tun und Denken zwischen 1933 und 1945. Aber vor allen Dingen ist sein Kompendium eine intellektuelle Positionsbestimmung vor und nach 1945. Er verortet sich außerhalb des NS-Regimes und außerhalb der NS-hörigen Literaturszene. Und von diesem Standort strikter Distanz aus liefert er erstaunliche Innenansichten. Dazu gehört seine Auseinandersetzung mit dem Nationalgefühl der Deutschen, das – wie er schreibt – „niemals in der Balance“ gewesen sei: spätestens seit 1918 immer hin und her gerissen zwischen „würdeloser Verleugnung“ und „überhitzter Gewaltsamkeit“, immer weitaus mehr der Heimat und dem Stamm ergeben als dem Staat. Im Bürgertum, und hier besonders im protestantischen Bürgertum, und seiner zur Schau gestellten Wohlanständigkeit sieht der 1936 zum Katholizismus konvertierte Bergengruen die Gesinnungslosigkeit wüten und den Urgrund für „alle Scheußlichkeiten des Dritten Reiches“. Über den Grund der Anziehungskraft des Nationalsozialismus auf die breite Masse notierte er 1945 eine Einschätzung, die durch die Debatte um Götz Alys Buch „Hitlers Volksstaat“ derzeit etwas aus dem Blick geraten ist:

Der Nationalsozialismus appellierte an den uralten Kinderwunsch der Menschen, die komplexe Vieldeutigkeit des Daseins, der sie sich nicht gewachsen fühlen, gelöst und alle Erscheinungen reinlich in Gut und Böse aufgehälftet zu sehen. Er gab einem jeden mit Ausnahme der schon durch Geburt verdammten Andersrassigen die Möglichkeit, sich bei dieser Aufhälftung auf die Seite des Guten zu stellen. Das heißt, er speiste ihn mit moralischer Genugtuung, an denen gemessen die verheißenen materiellen Vorteile vielleicht gering waren.

Geist des Konzils

„Über vierzig Jahre haben zwei Generationen von Theologen sowie zahlreiche Historiker, Journalisten und Kirchenleute hartnäckig versucht, ein falsches Bild des Zweiten Vatikanischen Konzils zu zeichnen. Wichtiger Exponent dieser ‚pressure group‘ ist der in Bologna arbeitende Konzilshistoriker Giuseppe Alberigo, der bereits seit den sechziger Jahren die These streut, dass bei der Interpretation dieser Kirchenversammlung nicht die Konzilsdokumente im Vordergrund zu stehen hätten, sondern das konziliäre Ereignis als solches. Das wahre Konzil sei der ‚Geist des Konzils‘. Denn man könne das Konzil nicht auf den bloßen Buchstaben seiner Texte reduzieren. Das eigentliche Reformwerk der Konzilsväter gehe weit darüber hinaus.“

So beginnt ein Kommentar von Guido Horst in der Tagespost, auf den Peter aufmerksam macht. Ist dieser ominöse Geist eigentlich der Heilige?

God is wireless

If I can operate Google, I can find anything… Google, combined with Wi-Fi, is a little bit like God. God is wireless, God is everywhere and God sees and knows everything. Throughout history, people connected to God without wires. Now, for many questions in the world, you ask Google, and increasingly, you can do it without wires, too.
Alan Cohen, V.P. of Airespace, a new Wi-Fi provider, New York Times, 6/29/03, zit. nach The internet is shit