Liturgische Flurbereinigung

Ganz entwirrt bin ich noch nicht – denn offenbar wurde zumindest im Volksbrauch diese Zeit stärker als verschränkt wahrgenommen, als es seit dem neuen Kalender der Fall ist, was für mich jetzt noch ein wenig kurioser ist, wenn doch die tatsächliche liturgische Verkürzung der Weihnachtszeit eher gering ausfällt. Ist es doch das fehlende Nachleuchten der Sonntage post Epiphanias?
Kommentar von Aus dem Hollerbusch

Nach einigen Jahren mit dem Breviarium Romanum scheint mir ein wesentlicher Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Kalender in einer Art liturgischer Flurbereinigung zu bestehen. Dieser Akt hat zwar die liturgische Flur sehr viel übersichtlicher gemacht, zugleich aber jede Menge schützender Hecken und lieblicher Nebenpfade entfernt.

So etwas Aseptisches wie die Zeit im Jahreskreis gab es vorher nicht. Die grünen Sonntage zählten entweder nach Erscheinung des Herrn oder nach Pfingsten und hatten damit immer einen Bezug zum vorangegangenen Festkreis – auch wenn dieser immer schwächer wird, so klingt er doch wie ein langes Echo nach.

Die alte Liturgie ist ein Gesamtkunstwerk mit zahlreichen, filigranen Querbezügen. Viele davon, wenn nicht die meisten, sind uns heute abhanden gekommen. Am heutigen Sonntag wird das Evangelium von der Hochzeit zu Kana gelesen. Das Weinwunder gehört noch zum Festgeheimnis von Erscheinung des Herrn, wie auch die Taufe des Herrn. Immer geht es um das Offenbarwerden des Herrn.

So hängen diese drei Sonntage im Innersten zusammen. Im aktuellen Lesejahr C hat sich dieser Zusammenhang am deutlichsten erhalten, in den beiden anderen Lesejahren klingt er jedoch ebenfalls an. Denn in allen drei Jahren wird jeweils ein Text aus dem Johannesevangelium gelesen.

Im Lesejahr A hören wir den Täufer Johannes, der Jesus als das Lamm Gottes bezeichnet. Hier ist der Zusammenhang mit der Taufe des Herrn offenkundig. Und im Lesejahr B folgt die unmittelbar anschließende Stelle, in der Johannes erneut vom Lamm Gottes spricht. Der Apostel Andreas sagt dann zu seinem Bruder Simon: Wir haben den Messias gefunden. Und Simon erhält von Jesus den Namen Petrus.

In allen drei Texten geht es um die weitere Entfaltung des Festgeheimnisses von Erscheinung des Herrn, das Offenbarwerden des Messias. Hier haben die liturgischen Bücher von 1969/70 tatsächlich weniger verändert als es auf den ersten Blick scheint. An der Zeit nach Erscheinung des Herrn hat sich außer der Zählung der Sonntage wenig geändert. Und es gibt wenig, was die verbreitete Meinung bestätigen könnte, die Weihnachtszeit sei mit der Liturgiereform verkürzt worden.

Die Abschaffung der Vorfastenzeit steht auf einem anderen Blatt.

Zum Ende der Weihnachtszeit

Am vergangenen Sonntag endete die liturgische Weihnachtszeit, und zwar sowohl in der außerordentlichen wie auch in der ordentlichen Form des römischen Ritus. Der einzige Unterschied: In der außerordentlichen Form war das Fest der Heiligen Familie an der Reihe, in der ordentlichen Form das Fest der Taufe Jesu.

Diese Parallelität ergibt sich nur alle Jubeljahre einmal, nämlich dann, wenn das Hochfest der Erscheinung des Herrn wie in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Dann, und nur dann, folgt das Fest der Taufe des Herrn nach den liturgischen Büchern von 1969/70 genau eine Woche später. Nach den Rubriken von 1960 wird der Taufe des Herrn immer am Oktavtag von Erscheinung des Herrn gedacht.

In beiden liturgischen Kalendern ist die Farbe der folgenden Sonntage grün. Hier hat die Liturgiereform nichts geändert. Die Verkürzung der Weihnachtszeit schwankt also mit dem Kalender und kann bis zu sechs Tage erreichen, wenn Erscheinung des Herrn auf einen Sonnabend fällt und Taufe des Herrn auf den Sonntag unmittelbar danach.

Allerdings kommt in der Bezeichnung der Sonntage, entweder „nach Erscheinung des Herrn“ oder „im Jahreskreis“, ein deutlicher Unterschied zum Ausdruck. In der außerordentlichen Form geht der liturgische Blick noch zurück auf den Weihnachtsfestkreis, während in der ordentlichen Form dieser Orientierungspunkt fehlt.

Gewichtiger erscheint mir allerdings die Abschaffung der Vorfastenzeit mit den drei Sonntagen Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima. Septuagesima ist sozusagen der liturgische Wendepunkt. Von da an geht der Blick voraus auf Ostern. In diesem Jahr wird das am 27. Januar sein, also einige Tage vor Lichtmess.

Hier verschränken sich die beiden Festkreise, was im Übrigen typisch für die römische Liturgie ist. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Fest der Verkündigung des Herrn (25. März), das meistens mitten in die Fastenzeit fällt und dabei den Blick voraus auf Weihnachten wirft. In diesem Jahr allerdings wird es auf den 8. April verlegt, den Montag nach der Osteroktav.

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Commemoratio Baptismi Domini

In der heutigen Vesper kam noch einmal die Antiphon zum Magnificat von Erscheinung des Herrn zum Einsatz:

Tribus miráculis ornátum
diem sanctum cólimus:
hódie stella magos duxit ad præsépium,
hódie vinum ex aqua factum est ad núptias,
hódie in Iordáne a Ioánne Christus baptizári voluit,
ut salváret nos,
allelúia.

Drei Wunder
heiligen diesen Tag:
Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe.
Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit.
Heute wurde Christus im Jordan getauft,
uns zum Heil.
Halleluja.

Es sind die drei Aspekte der Erscheinung des Herrn vor den Völkern: die Weisen an der Krippe, die Hochzeit zu Kana und die Taufe im Jordan. Letzterer wurde heute gedacht, am Oktavtag von Erscheinung des Herrn, oder nach dem Kalender von 1970 bereits am vergangenen Sonntag.

Die Hochzeit zu Kana folgt am kommenden Sonntag, dem zweiten nach Erscheinung des Herrn. Das Hochfest klingt damit noch einmal nach. Die neue Leseordnung bietet diese Perikope (Joh 2, 1-11) nur im Lesejahr C am zweiten Sonntag im Jahreskreis.