Kirchliche Publizistik in Deutschland

Vor einiger Zeit hatte ich an dieser Stelle, am Rande einer Kurzrezension, eine flapsige Bemerkung zum Zustand der kirchlichen Publizistik in Deutschland zu Protokoll gegeben und weitere Ausführungen für später angekündigt. Damals nannte ich Weltbild, Kirchenzeitungen und den Rheinischen Merkur als Stichworte für die verkorkste Lage.

Zu Weltbild ist bereits vieles geschrieben worden. Mit der im Sommer angekündigten Gründung einer Stiftung, die alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild werden soll, ist zumindest eines erreicht worden – die Diskussion ist zur Ruhe gekommen. Mit der Stiftungslösung wird Weltbild aus dem engeren kirchlichen Raum in eine gewisse Selbständigkeit entlassen.

Es hängt nun von der Ausgestaltung der Stiftungssatzung und den allfälligen Personalentscheidungen ab, welchen Kurs die Stiftung und die Verlagsgruppe nehmen werden. Nach wie vor liegt hier eine gewaltige Chance. Zwar ist der zunächst geplante Verkauf vor allem daran gescheitert, dass sich die gesamte Verlags- und Buchhandelsbranche mitten in einem radikalen Strukturwandel befindet.

Doch bietet gerade der Wandel die Möglichkeit, eine katholische Mediengruppe aufzubauen, die sich der Digitalisierung nicht verschließt. Wenn man schon umbauen muss, dann am besten gleich richtig. Mit den richtigen Leuten an der Spitze könnte so ein katholisches Powerhouse entstehen. Unabhängigkeit heißt schließlich auch Unabhängigkeit von Ordinariaten.

Ein Problem der bisherigen Gesellschafterstruktur ist ja ihre Zersplitterung. Zwölf Bistümer, der Verband der Diözesen Deutschlands und die Soldatenseelsorge Berlin teilten sich die Eigentümerschaft. Das hat die Steuerung des Unternehmens nicht gerade erleichtert.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Weltbild diese Chance nutzen kann, halte ich allerdings für gering. Wahrscheinlicher ist, dass der Konzern den bisherigen Kurs in der neuen Struktur weitgehend unbehelligt fortsetzen kann. Und ebenso, dass genau das die Absicht der Neustrukturierung als Stiftung ist.

Soviel für heute. Zu den Kirchenzeitungen und dem Rheinischen Merkur zu gegebener Zeit mehr.

Benediktinisches Brevier im Schnelltest

Auf Empfehlung von Georg habe ich vor kurzem meiner Sammlung von Stundenbüchern das Benediktinische Brevier hinzugefügt und es auch gleich ausprobiert. Es handelt sich um eine kleine Ausgabe des umfangreichen mehrbändigen Benediktinischen Antiphonale, mit dem es demnach die meisten Stärken und Schwächen teilt.

Das Format ist fast so kompakt wie das der Kleinen Stundenbücher, allerdings gibt es nur einen einzigen Band statt derer vier. Diese Beschränkung ist Vorteil und Nachteil zugleich. Denn im Grunde handelt es sich nur um ein Äquivalent zum grünen Stundenbuch für die Zeit im Jahreskreis.

Zwar sind in der zweiten Auflage eigene Texte für die geprägten Zeiten (Advent/Weihnachtszeit und Fasten-/Osterzeit) hinzugefügt worden, jedoch fehlen nach wie vor sämtliche Heiligenfeste und -gedenktage, Herren- und Marienfeste. Diese Einschränkung ist für jemanden wie mich, der mit dem Stundenbuch, der Liturgia Horarum und dem Römischen Brevier großgeworden ist, nur schwer zu verkraften.

Dafür sind die Psalmen der schönen Übersetzung des Münsterschwarzacher Psalter entnommen, und zudem sind alle Teile des Offiziums für den Gesang eingerichtet – ein großer Vorteil gegenüber den römischen Stundenbüchern. Ich vermisse indes die Orationen, aber das ist im Antiphonale auch nicht anders. Und nach wie vor gewöhnungsbedürftig sind die neutestamentlichen Cantica, die in Laudes und Vesper an die Stelle von Benedictus und Magnificat treten.

Mit Laudes, Mittagshore, Vesper und Komplet sind die Eckpfeiler des Stundengebets enthalten, nur die für den Laien ohnehin schwer vollziehbaren Vigilien fehlen. Der Lesbarkeit ist abträglich, dass die Schriftgröße erheblich kleiner als in den deutlich größeren Ausgaben des Benediktinischen Antiphonale ist.

Mit 26,90 Euro ist das Preisleistungsverhältnis für deutsche Verhältnisse akzeptable. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich mittlerweile an iPad und iPhone statt gedrucktem Stundenbuch gewöhnt habe. Sowohl die Liturgia Horarum als auch das Breviarium Romanum sind für beide Geräte preisgünstig oder sogar kostenlos verfügbar, und zwar durchaus ansprechend umgesetzt. Vor allem auf Reisen ist das extrem praktisch.

Wer weiß, wie lange wir noch auf deutsche Stundenbücher auf digitalen Endgeräten warten müssen? Und wenn sie dann irgendwann erscheinen sollten, welcher Preis wird dann dafür aufgerufen werden? Hier wird, das ist offensichtlich, eine große Chance vertan, das Stundengebet in die Hände einer breiten Zielgruppe zu bringen.

Die kirchliche Publizistik in Deutschland ist völlig verkorkst. Als Stichworte müssen für heute Weltbild, Kirchenzeitungen, Rheinischer Merkur genügen. Doch das ist ein anderes Thema, dem ich mich bei anderer Gelegenheit zu widmen gedenke.