Keine Interkommunion

Frère Wolfgang erläutert die Haltung der Bruderschaft von Taizé:

„Vor der Beerdigung von Frère Roger wurde eine katholische Eucharistiefeier gehalten, wie dies auch an den Sonntagen seit Jahrzehnten üblich ist. Daneben finden in Taizé regelmäßig orthodoxe und evangelische Abendmahlsgottesdienste statt. Wenn in unserer Kirche die Kommunion ausgeteilt wird, gibt es auch die Möglichkeit, an einer genannten Stelle in der Kirche das evangelische Abendmahl zu empfangen, und wird an vielen Stellen klar erkennbar gesegnetes Brot ausgeteilt, das alle empfangen können. Es gibt also keinen zwangsläufigen oder geplanten Kommunionempfang. Interkommunion, also der unterschiedslose wechselseitige Empfang der eucharistischen Gaben bzw. des Abendmahl, wurde und wird in Taizé nicht praktiziert.“ [news.stjosef.at]

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blogg.de schließt christliche Blogs aus hat technische Probleme

Wie dem Bibel-Blog, so auch diesem Notizbuch und anderen Gliedern der Blogozese. Und zwar ohne Vorwarnung – irgendwann funktionierte das Bloggmarklet nicht mehr. Auf mehrfache Nachfragen per Mail hat blogg.de nicht reagiert.

Nachtrag: Auf diesen Beitrag hingegen schon (siehe Kommentar von Nico Lumma). Es habe sich um technische Probleme gehandelt. Fein.

Im Blogverzeichnis enthalten sind hingegen Catholicism Wow (in beiden Varianten), Pax et bonum, vaticarsten.de, das seit über einem Jahr nicht mehr aktualisierte Zeit und Ewigkeit und das alte Blog von Matthias (bei blogg.de).

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Pietistische Maoisten

Der Soziologe Heinz Bude im Interview mit der Welt Gespräch mit der Zeitschrift Ästhetik & Kommunikation (Heft 129/130), in Auszügen abgedruckt in der Welt.

„Ich habe in Berlin dieses ganze Kapital-Kurs-Wesen mitgemacht. In Tübingen war ich der Gruppe internationaler Trotzkisten beigetreten. Und die Trotzkisten waren ja immer schon die FDP der Linken, von wo aus sich das Spektrum gut sortieren ließ. DKPisten rieche ich bis heute auf zehn Meter – wovon es gerade in der publizistischen Welt Westdeutschlands verdammt viele gibt. Die waren schon damals indiskutabel: Leute, die mit glühenden Augen Pablo Neruda lasen oder Peter Weiss‘ „Ästhetik des Widerstandes“. Um Himmels Willen! Wenn Weiss, dann das Auschwitz-Stück oder die frühen Sachen, aber doch nicht die Ästhetik des Widerstandes und diese linke Erbauungsliteratur. Bei den Maoisten waren die Mädchen zwar immer sehr nett – aber insgesamt waren die mir wegen ihres pietistischen Eifers ebenfalls suspekt.“ [Perlentaucher]

Kulturkrieg und Weihrauchhandelsmonopol

Sechs Tage vor der Wahl glossiert Matthias Matussek im Spiegel den Zeitgeist:

Im großen Ganzen […] ist die linke Kritik reaktionär geworden. Sie meldet sich mit der Besitzstandsrhetorik Lafontaines oder gar nicht.

Linke Visionen sind nicht mehr kulturstiftend, wahrscheinlich, weil sie sich zu oft revidieren mussten. Wen reißt heute noch der Internationalismus vom Hocker, wenn er um seinen Arbeitsplatz gegen die Globalisierung kämpft? Wer begeistert sich noch für Multikulti, wenn in den muslimischen Ghettos westlicher Großstädte Frauen verprügelt und Bomben gebastelt werden?

Ja, wem hängt nicht der hedonistische Selbstverwirklichungszirkus der Geschlechter zum Halse raus, wenn der nur noch zertrümmerte Familien, allein gelassene Kinder, soziale Verrohungen anrichtet? Die Welt, sagt Hamlet, ist aus den Fugen.

Ab und zu melden sich noch ein paar Strategen der linken Intelligenz. Sie melden sich nun kurz vor Ende der rot-grünen Ära mit einem beleidigten Türenknallen, und man erschrickt: Huch, waren die etwa die ganze Zeit noch im Zimmer? […]

Ein letzter Abend vor der Wahl. Kanzler Schröder und Angela Merkel fummeln sich in ihrem TV-Duell durch Steuermodelle und Benzinpreise und Kirchhofs Streichlisten. Die Verbesserung Deutschlands: eine Rechenaufgabe.

Doch plötzlich wird die Bilanzprosa durchbrochen von lyrischer Leidenschaft, von Beteuerungen, von nationalen Appellen. Plötzlich geht es nicht um Rechnungen, sondern um Kinderlosigkeit, um Lebensentwürfe, um Staat und Revolution, und darum ging es wahrscheinlich schon lange, ohne dass es den Beteiligten klar geworden wäre.

Plötzlich lodert der Kulturkrieg.

Die „konservativen Sehnsüchte“ (Jürgen Busche), die sich an die Gestalt Kirchhofs knüpfen, haben eine lange Vorgeschichte. Es sollte auffallen, dass es seit Heiner Müllers Aufforderung aus der Wendezeit, die Fress-Etage des KaDeWe zu plündern (SPIEGEL 43/1989), keine einzige linke Polemik gab, die haften geblieben wäre.

Die bemerkenswerten Provokationen waren vielmehr kulturkonservativer Natur und gegen den linken Mainstream gerichtet. Botho Strauß‘ Aufruf zur Askese im „Bocksgesang“, Sloterdijks „Menschenpark“, auch Walsers melancholisch-störrischer Abschied von der Gedenkkultur.

Ab und zu schlägt noch die linke „Pranger-Philologie“ („Süddeutsche Zeitung“) durch, doch solche Anfälle sind selten geworden, und sie können den gewandelten Grundton im Selbstgespräch der Deutschen nicht mehr überdecken. In den Büchern und Interviews Paul Noltes, in den Einwürfen Jürgen Busches, in den Essays Joachim Fests, im neuen Buch des Verfassungsrichters Udo Di Fabio („Die Kultur der Freiheit“) spricht sich ein konservatives Bürgertum aus, ein neues Besinnen auf Familie, auf Kirche, auf Vaterland. […]

An jenem Abend 1990 spielte [Heiner Müller] mir das legendäre Radiostreitgespräch zwischen Gottfried Benn und Johannes R. Becher von 1930 noch einmal vor.

Becher wollte den Dichter als Kämpfer für eine bessere Welt, Benn sprach dagegen, resignativ, unbestechlich: „Die Unteren wollten immer hoch und die Oberen wollten nicht herunter, schaurige Welt, kapitalistische Welt, seit Ägypten den Weihrauchhandel monopolisierte.“ [Der Spiegel]

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Johannes Chrysostomus

Johannes mit dem Beinamen Chrysostomus (Goldmund), der große Prediger und Seelsorger, wurde gegen 350 in Antiochien (Syrien) geboren. Ein heidnischer Philosoph, der die Mutter des Johannes kennen gelernt hatte, rief aus: „Was für wunderbare Frauen findet man bei den Christen!“ Johannes studierte ausgiebig antike Rechtswissenschaft und Rhetorik. 369 empfing er die Taufe, 374 schloss er sich für einige Jahre einer Eremitengruppe auf einem Berg in der Nähe von Antiochien an. 386 wurde er Priester; bald wurde er durch seine Predigten berühmt, die geradezu einen politischen Machtfaktor darstellten. 397 wurde er als Patriarch nach Konstantinopel geholt. Er lebte weiterhin einfach wie ein Mönch, predigte, erklärte die Heilige Schrift, sorgte für die Armen und die Kranken. Er mahnte zur häufigen Kommunion, aber auch zur Ehrfurcht vor den göttlichen Mysterien. Seine Seelengröße zeigte Johannes im Leiden. Die Kaiserin fühlte sich be­troffen, als der Bischof gegen den Luxus der reichen Damen predigte, und betrieb seine Absetzung. Sie hatte Erfolg, und Johannes musste in die Verbannung gehen. Zwar konnte er bald zurückkehren, aber eine zweite Ausweisung war endgültig. Johannes wurde nach Armenien verbracht und sollte von dort an das Ostufer des Schwarzen Meeres transportiert werden. Unterwegs starb er an Erschöpfung; seine letz­ten Worte waren: „Gott sei für alles gepriesen!“ Das war am 14. Sep­tember 407. [Schott]

Die Anmaßung

„Es gibt nichts Schlimmeres als die Anmaßung. Sie nimmt den Menschen die vernünftige Überlegung und zieht ihnen den Ruf der Albernheit zu, ja sie bringt sie so weit, dass sie völlig unvernünftig werden.“ (Johannes Chrysostomus)

Visionär

Ein Katholik auf dem Spiegel-Titel.

Kirchhof hat, was die anderen nicht haben: eine Vision. Das macht ihn stark. Das schwächt ihn zugleich. Das lässt seine Berufung in Merkels Wahlkampfteam zum Abenteuer werden. [Spiegel-Titelgeschichte über Paul Kirchhof, 1 EUR]

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Schlacht am Kahlenberg

Nicht im Geringsten politisch korrekt ist das heutige Fest (ein nichtgebotener Gedenktag), erinnert es doch an den Sieg über die Türken bei Wien und damit an das Ende der Belagerung. Vielleicht sollte die CDU diesen Tag zum Anlass nehmen, an ihre Position zur EU-Aufnahme der Türkei zu erinnern?

Argumentativ würde ihr dieser historische Bezug allerdings einige Schwierigkeiten bereiten. Damals strebte das Osmanische Reich mit militärischer Macht gen Mitteleuropa, hatte Wien seine Bedeutung nicht zuletzt als Symbol der Christenheit. Heute müssten die Gegner der Aufnahme schlüssig erklären, warum eine Erweiterung in die Gegenrichtung kein Sieg der westeuropäischen Wertegemeinschaft, sondern eine Niederlage sein sollte.

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Mariä Namen

Das Fest Mariä Namen wurde im 16. Jahrhundert zuerst in Spanien eingeführt; Papst Innozenz XI. führte es 1683 in der ganzen abendländischen Kirche ein zum Dank für den Sieg über die Türken bei Wien. Im römischen Kalender von 1970 wurde dieses Fest gestrichen, da es eine Doppelung zum Fest Mariä Geburt darstellt. Im deutschen Sprachgebiet ist es erhalten geblieben. – Der Name Maria (hebräisch Marjam, Mirjam) wird verschieden gedeutet, aber keine von der etwa sechzig Deutungen ist sicher. Die erste uns bekannte Person mit diesem Namen ist Mirjam, die Schwester des Mose (Ex 15, 20); es ist möglich, dass der Name ursprünglich nicht hebräisch, sondern ägyptisch ist; dann könnte er bedeuten: „die von Gott (Jahwe) Geliebte, Bevorzugte“. Andere Deutungen (Herrin, Schöne, Stern des Meeres) sind noch unsicherer. [Schott]

Ihre Nachkommen werden bei allen Nationen bekannt sein und ihre Kinder in allen Völkern. Jeder, der sie sieht, wird erkennen: Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat.
Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.
Jes 61, 9-11

Katholischer Romantiker

Rainer Hank portraitiert Paul Kirchhof für die FAZ:

„Kirchhof ist ein Konservativer, dessen Denken aus dem Geist der katholischen Romantik stammt. ‚Das Recht hat die Aufgabe, für Friedlichkeit zu sorgen‘, hat sein Vater (auch er Jurist) ihn gelehrt. Kirchhof geht es um Freiheit, Gerechtigkeit und um die Stärkung der Familien: Nicht von ungefähr galt er in seinen Jahren als Richter am Bundesverfassungsgericht als ‚Deutschlands teuerster Richter‘. Auf seinen Einfluß gehen maßgeblich Entscheidungen zurück, das Existenzminimum freizustellen und Ehepaare mit Kindern deutlich besserzustellen.

Kirchhof behauptet, sein Einkommensteuerrecht entlaste die Familien und Kleinverdiener, belaste hingegen die Reichen. Den Rechenbeweis bleibt er schuldig, aber zumindest die Entlastung für die Familien (und die unterdessen berühmt gewordene Krankenschwester!) haben ihm unabhängige Institute wie das DIW oder die Datev bestätigt.

Ein Neoliberaler sieht anders aus.“ [Credo ut intelligam]

Dass es gelingen konnte, Kirchhof als Neoliberalen erscheinen zu lassen, ist allein der schlechten Wahlkampfregie zu verdanken. Früher präsentiert und sorgfältig vorbereitet, hätte Kirchhof die Merkel-Kandidatur bei südwestdeutschen, katholischen CDU/CSU-Stammwählern absichern können. Letztlich ist es keinem Geringeren als Edmund Stoiber und seinem planvollen Zögern zu verdanken, dass dieses Manöver misslang.

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