Rätsel

Technorati fördert große Mengen an Verständnislosigkeit und Irritation in Sachen Weltjugendtag an das Tageslicht, häufig gepaart mit frappierender Ahnungslosigkeit bis hin zur offenen Dummheit, Arroganz und Ignoranz. Ein in jeder Hinsicht durchschnittliches Beispiel:

„Was ist heute eigentlich mit der Jugend los? Ich habe vorhin beim Zappen ein paar Bilder vom Weltjugendtag gesehen, da tun sich ja Abgründe auf. Als ich in dem Alter war, wollte mit der Kirche eigentlich niemand etwas zu tun haben. Sobald man konnte wurde Religion abgewählt und stattdessen “Werte und Normen” gewählt. Gerade der Papst war eine Figur, mit der man nicht sonderlich viel Gutes verbinden wollte. Warum das jetzt auf einmal anders sein soll wird mir ein Rätsel bleiben. Liegt das eventuell daran, dass der aktuelle zufällig aus Deutschland kommt? Das hat dann so ein wenig was von Olympischen Spielen, da ist man ja auch eher für die Sportler des eigenen Landes.

Überhaupt dieses Pilgern nach Köln und da abhängen und zu lustigen Songs schunkeln. Das hat so ein klein wenig von Walldorfschule und Fremdschämen. Ich verstehe es nicht, ist das das moderne Woodstock? Falls ja, habe ich echte Sorgen, was meine Zukunft angeht. Oder muss man katholisch sein, um das zu verstehen?“ [Drama King » Blog Archive » Weltjugendtag: Was geht da ab?]

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Maria Königin

Das Fest wurde von Papst Pius XII. eingeführt zum Abschluss des marianischen Jahres 1954 (Hundertjahrfeier des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis). Der Gedenktag wurde zuerst auf den 31. Mai (Schluss des Marienmonats) festgesetzt; im neuen römischen Kalender wurde er auf den 22. August. den ehemaligen Oktavtag von Mariä Himmelfahrt, verlegt. [Schott]

Gott,
du hast die Mutter deines Sohnes
auch uns zur Mutter gegeben.
Wir ehren sie als unsere Königin
und vertrauen auf ihre Fürsprache.
Lass uns im himmlischen Reich
an der Herrlichkeit deiner Kinder teilhaben.
Tagesgebet

Markenprodukt

Noch einmal beherrscht der Weltjugendtag die Kommentarspalten. Ein paar höchst selektive Notizen [Deutschlandfunk/Presseschau]:

„Wer ins Stadion geht, will in erster Linie ein Fußballspiel sehen und nicht über Sinn und Unsinn der Abseitsregelung diskutieren. Mit dem Weltjugendtag verhält es sich genauso – er war ein Fest des Glaubens, kein Forum für Kritiker der Kirche. […] Die Protestanten als ‚kirchliche Vereinigung‘, seine Warnung vor der Beliebigkeit im Glauben – das ist Joseph Ratzinger, und der gibt in der Sache keinen Rabatt.“ [Südwest Presse]

Der Weltjugendtag hat die Diskursverhältnisse verändert:

„[…] selbst die hartnäckigsten Katholizismus-Kritiker sind über Nacht zu großen Retuschen an ihrem verstaubten Kirchenbild gezwungen. Der bunte Mix aus Gebet, Gesang, Katechese und jugendlichem Überschwang sollte nun endgültig das Klischee von einer ausschließlich auf Gebote und Verbote, auf Moral fixierten Kirche zertrümmert haben.“ [Die Welt]

Doch ganz ohne Klischees kann der gemeine Kommentator nicht.

„Der Wille des Vatikans zur Ökumene gilt derzeit vor allem den orthodoxen Glaubensbrüdern, während die Weichen in der Heimat des Papstes eher auf Re-Konfessionalisierung gestellt zu sein scheinen. Der Erlass zeitlicher Sündenstrafen, welcher den jungen Köln-Wallfahrern vom Heiligen Vater gewährt wurde, passt da ins Bild. Ob Ratzingers Fegefeuer-Rabattaktion im Lande Luthers, an dessen Ablass-Kritik die Reformation sich seinerzeit maßgeblich entzündete, ein ermutigendes ökumenisches Zeichen ist, darf bezweifelt werden. – Doch in Köln ging es ohnehin weniger um Inhalte als um die Einübung kollektiver Rituale. Auf dem Marienfeld feierte die größte Institution der Welt vor allem die Rückkehr zum Markenprodukt: zur Selbsterfahrung der Masse im ideologiefreien Raum.“ [Esslinger Zeitung]

Ein Markenprodukt, in der Tat – nicht zuletzt deshalb, weil niemand auf die wohlfeilen Ratschläge derjenigen gehört hat, die vieles katholische nicht brauchen oder es gleich für anstößig halten.

Anstößig war der Weltjugendtag tatsächlich – weder interreligiös korrekt noch ökumenisch korrekt, schon gar nicht agnostisch korrekt oder politisch korrekt. Er zwang zur Positionierung.

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Herr deine LIIIIIeeeebeeee

„Mag sein, daß ich etwas über die Stränge schlage, aber lieber irritiert und näher an der Realität, als im selbstgestrickten Pulli und Jesuslatschen die Klampfe schwingend immer noch und immer wieder ‚Herr deine LIIIIIeeeebeeee‘ schmettern, als hätten wir 1975.“ [diotima64 bei Credo ut intelligam]

21. Sonntag im Jahreskreis

Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schießen; wenn er schließt, kann niemand öffnen.
Jes 22,22

Bernhard von Clairvaux

„Es gibt eine Liebe der Tat und eine Liebe des Herzens, des Gefühls. Bezüglich der tätigen Liebe wurde den Menschen ein Gesetz gegeben, ein Gebot auferlegt. Wer vermöchte sie aber so im Herzen zu fühlen, wie sie geboten wird? Die eine ist also geboten und schafft das Verdienst, die andere wird uns zur Belohnung gegeben. Gewiss, wir leugnen nicht, dass man mit Gottes Gnade einen Anfang und Fortschritt der gefühlten Liebe im gegenwärtigen Leben spüren kann. Ihre Vollendung aber weisen wir ganz der künftigen Seligkeit zu.“ (Bernhard von Clairvaux)

[Schott]

Unbehagen

„Die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, […] bedauert, dass es unter dem Papst Benedikt XVI. bisher keine Fortschritte in der Ökumene gegeben habe. Auf NDR Info sagte sie heute unter anderem: ‚Wenn wir das Mahl der Einheit nicht gemeinsam feiern können, wie wollen wir als Kirchen die Menschen in der ganzen Welt zu mehr Gemeinschaft und Einheit rufen?‘ Zum Auftritt des Papstes auf dem Weltjugendtag in Köln sagte Käßmann: ‚Es bleibt bei mir ein gewisses Unbehagen, wenn der Glaube sich so stark auf eine Einzelfigur fixiert.‘ Nach evangelischer Auffassung müsse jeder selbst für seinen Glauben einstehen und Vorbild sein. Dennoch freue sie sich über die Bilder aus Köln: ‚Es tut gut zu sehen, dass sich junge Menschen zur christlichen Kirche bekennen.'“ [Spiegel Online]

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Thema der Woche

Hervorragender Kommentar heute im Deutschlandfunk (Themen der Woche, noch nicht online). Hier die zentrale Passage:

Nein, machen wir uns nichts vor: Der kulturelle Mainstream bei uns, die Bewusstseinsindustrie in großen Teilen ist gegen eine Kirche mit Einfluss, also vor allem gegen die katholische und ergo auch gegen deren greifbare Personifikation, den Papst. Nichts an der Schlagzeilenproduktion dieser Tage kann darüber hinwegtäuschen. Man war schon feindselig scheinheilig gegen Johannes Paul II., dessen fulminanter Erfolg weltweit unseren angeblich aufgeklärten säkularisierten Schichten ein gewaltiges Ärgernis war. Statt sich in tiefstem Herzen zu freuen über die globale Macht einer Religion der Liebe und der humanen Vernunft, wurde am Ornat geflickt, wo es nur ging. Feministinnen gegen Zölibat, Atheisten für Priesterschaft von Frauen, alle zusammen gegen eine weltfremde Kirche, der man die Kampfbegriffe Abtreibung, Homosexualität, Kondome, Aids um die Kirchtürme haut.

Mit Aufklärung und Humanität hat das aber gar nichts zu tun: Es ist selber nur ein Fetischkult, ein im Geiste ziemlich schlichter dazu. Als sei Abtreibung nicht massenhaftes Töten von Leben, als sei beispielsweise eheliche Treue und liebende Sexualität nicht das wirksamste Mittel gegen Aids; aber nein, es müssen ja die Kondome sein, die zum Papstbesuch natürlich witzigerweise verteilt werden. Als ob jemand, der die Treue nicht achtet, wenigstens vor der Lust brav ans Kondom denkt – ach Gott, es ist auch eine Primitivität in dem, was sich Kritik an der Kirche nennt, dass es einen jammert.

Die alles andere als aufgeklärte Kritik hatte nun erkennbar gehofft, dass nach dem populären Papst aus Polen der Theoretiker Ratzinger die Massen kaltlassen würde. Und nun das Erschrecken: Dieser hochgebildete, feinsinnige Mann kommt nach Deutschland, bringt jugendliche Divisionen mit und in Bewegung, dass es ein Erstaunen ist. Vorbehaltlos wird auch dieser Heilige Vater von Jugendlichen gefeiert, die er nach Deutschland und auf die Beine gebracht hat. Aber, und das gilt es festzuhalten, nicht als Benedikt XVI., sondern als Papst. Es ist gar nicht die Person, es ist nicht der sterbliche Nachfolger Petri, es ist eben doch die Institution, es sind die tiefen Wurzeln durch jetzt schon Jahrtausende, es ist die weltumspannende felsenfeste Kirche, die so viele junge Menschen fasziniert, die auch Zukunft verheißt in einer Zeit, in der Politik, staatliche und gesellschaftliche Institutionen keinen Halt geben, weil sie selber haltlos geworden sind.

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Willkommen!

Liebe Leser, die Ihr vom Weltjugendtag-Blog kommt,

seid gegrüßt! Ihr findet in diesen Tagen auch hier viele Einträge zum Weltjugendtag, über Harald Schmidt, Bilder bei flickr, die Medienberichterstattung im Ausland und in Deutschland, die Geschichte eines Autoaufklebers oder die PR-Arbeit von Cardinal Meisner und Bild. Ich selbst bin nicht in Köln, aber beobachte das Ereignis aus der Ferne. Aktuelles aus dem Web und aus anderen Blogs steht immer rechts in der Seitenspalte (wie es dorthin kommt).

Beste Grüße,
Martin