Liturgie

Die musikalische Gestaltung von Vigil und Abschlussmesse des Weltjugendtags gibt zu einigen Diskussionen Anlass. Zur Frage der liturgischen Musik gab es übrigens jüngst eine einschlägige Rezension in der FAZ (mehr dazu hier). Auszug:

„Wo heute die Sinnlichkeit des Ritus zerstört wird, da geschieht es meist, weil der Kunstanspruch ans geistliche musikalische Werk aufgegeben wird zugunsten einer primitiven Zweckmäßigkeit, die sich nach den Bedürfnissen und Vorlieben gemeindlicher Arbeitskreise richtet.“

Ersetze „gemeindlicher Arbeitskreise“ durch die passende Bezeichnung für die Liturgieverantwortlichen des Weltjugendtages, und das Zitat passt auch hier (wenn auch nur partiell).

Übrigens ist stark anzunehmen, dass auch die Messen auf dem Petersdomplatz künftig ein anderes liturgisches Gesicht tragen werden, da der Heilige Vater mit seinem vom Vorgänger ererbten Zeremonienmeister Piero Marini und dessen Liturgieverständnis wohl nicht besonders glücklich ist. Marini begann seine Laufbahn als persönlicher Sekretär von Annibale Bugnini, dem spriritus rector der Liturgiereform, und gilt als dessen Schüler. Gerade in Sachen Liturgie dürfte von diesem Pontifikat noch einiges zu erwarten sein, sofern die dazu nötige Zeit ausreicht.

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Apollinisch

„Wenn Johannes Paul II. das ‚dionysische Ferment‚ der Katholiken verkörperte – ‚Der war typologisch das, was man auf dem Theater mit einem terminus technicus Rampensau nennt‘ -, dann ist Papst Benedikt XVI. der apollinischen Seite näher, findet Christopher Schmidt.“ [Perlentaucher/Süddeutsche Zeitung]

der ist halt papst

Der Haltungsturner wird (für diesen Beitrag) von seiner Frau zurechtgewiesen:

[16:26:17] nun mach dich doch nicht auch noch über den papst lustig
[16:26:32] der hat es halt nicht nötig immer nur pc zu handeln
[16:26:37] der ist halt papst
[16:26:53] und nicht nur eine evangelische linke schreckschraube

Messe für Frère Roger

„Im französischen Taize findet heute die Trauerfeier für den Gründer der Ökumenischen Mönchsgemeinschaft, Frère Roger, statt.
Der deutsche Kurienkardinal Kasper feiert die Messe für den vor einer Woche von einer offenbar geistig verwirrten Frau erstochenen Theologen. Aus Deutschland nehmen Bundespräsident Köhler sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche teil. Frère Roger wurde 90 Jahre alt.“ [Deutschlandradio/Nachrichten]

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Being the Church

„Todd illustrates the huge difference between being the Church and being a denomination. A denomination is free to alter its beliefs, practices, and structures as it deems best; nothing is given. As George Weigel puts it in his book The Truth of Catholicism, a denomination is always in the process of recreating itself:

There is little that is given or secure in a denomination; the denomination is constantly being remade by its members. Christianity as denomination has no distinctive, fixed form, given to it by Christ; it adapts its form, its institutional structures, to the patterns of the age…. In much of American denominational Christianity today, institutional process is more important than binding doctrinal reference points; anything can change. The denominational community’s boundaries are ill defined, even porous, because being nonjudgmental is essential to group maintenance. Religious leadership is equated with bureaucratic managership; bishops and other formally constituted religious leaders are discussion moderators whose job is to keep all opinions in play, rather than authoritative teachers.

A denomination is something we help create by joining it; according to Vatican II, however, the Church is a divinely instituted community into which we are incorporated by the sacraments of initiation (baptism, confirmation, the Eucharist). Denominations have members like voluntary associations or clubs; the Church has members as a human body has arms and legs, fingers and toes. A denomination has moving boundaries, doctrinally and morally; the Church, according to Vatican II, is nourished by creeds and moral convictions that clearly establish its boundaries. The structures of a denomination are something we can alter at will; the Church, according to Vatican II, has a form, or structure, given to it by Christ. Catholicism has bishops and a ministerial priesthood, and Peter’s successor, the Bishop of Rome, not because Catholics today think these are good ways to do things but because Christ wills these for his Church.

Why in the world would the Catholic Church want to become another Episcopal Church? Why would it want to cease to be the Church and become just one more denomination among thousands?“ [Pontifications]

Why did the chicken cross the road?

„The Catholic: She wasn’t sure that advice to stay where she was had been infallible as distinct from calling for mere religious submission.

The Orthodox: Because her side of the road was becoming dangerously susceptible to Latin influence.

The Episcopalian: To demonstrate provisional willingness to meet the stern demands of radical inclusivity.

The Lutheran: There were too many sacraments on her side of the road.

The Calvinist: As a sure sign of predestination.

The Baptist: To look for a more promising way to maintain the verbal inerrancy of Scripture.

The Methodist: To remain chosen but not frozen.

The Non-Denominational Christian: Why not? Which side of the road one’s on means nothing in God’s eyes.

The Unitarian: To overcome one-sidedness.

Michael Liccione“ [Der Pontificator beliebt zu scherzen]

„In Nothingness do we trust“

„As modern men and women—to the degree that we are modern—we believe in nothing. This is not to say, I hasten to add, that we do not believe in anything; I mean, rather, that we hold an unshakable, if often unconscious, faith in the nothing, or in nothingness as such. It is this in which we place our trust, upon which we venture our souls, and onto which we project the values by which we measure the meaningfulness of our lives. Or, to phrase the matter more simply and starkly, our religion is one of very comfortable nihilism.

This may seem a somewhat apocalyptic note to sound, at least without any warning or emollient prelude, but I believe I am saying nothing not almost tediously obvious. We live in an age whose chief moral value has been determined, by overwhelming consensus, to be the absolute liberty of personal volition, the power of each of us to choose what he or she believes, wants, needs, or must possess; our culturally most persuasive models of human freedom are unambiguously voluntarist and, in a rather debased and degraded way, Promethean; the will, we believe, is sovereign because unpremised, free because spontaneous, and this is the highest good.“ [David B. Hart, zit. vom Pontificator]

Medialeistung

Gut 4,2 Millionen Zuschauer erreichten ARD und ZDF am vergangenen Donnerstag mit der parallelen Live-Übertragung der päpstlichen Rheinwallfahrt. „Keineswegs überragend“, wie der Spiegel feststellt. Dennoch war allein die überbordende Medienpräsenz in den letzten zehn Tagen jeden einzelnen Euro wert, den das Projekt Weltjugendtag gekostet haben mag. Als Medialeistung (also TV-, Radio-, Print- und Online-Werbung) eingekauft wäre sie völlig unbezahlbar gewesen. Unerreichbar ohnehin.

Zu den medialen Gewinnern gezählt werden muss auch Cardinal Meisner, dessen PR-Arbeit sonst durchaus zu gewissen Zweifeln Anlass gibt. Er kam sehr souverän und recht sympathisch über den Äther, ohne sich anzubiedern.

Gerade der ökumenische Dialog am Freitag ließ übrigens erkennen, was in diesem Punkt katholische von protestantischen Würdenträgern unterscheidet: Die einen (Lehmann, Meisner, Ratzinger) entfalten ihre mediale Wirkung trotz offensichtlicher Schwächen, die anderen (Huber, aber in Abwesenheit auch Käßmann) müssen offenbar höchst medientauglich auftreten, um mediale Wirkung zu erzielen.

Im Kampf um Aufmerksamkeit braucht die EKD mit allen Wassern gewaschene Medienprofis an ihrer Spitze. Sie kann sich glücklich schätzen (und das meine ich ohne jede Ironie), mit Wolfgang Huber einen solchen gewählt zu haben.

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Triumphierender Katholizismus

Schon seltsam, was zahlreiche Kommentatoren so alles über die Jugendlichen zu wissen glauben, die sich in den letzten Tagen zu Köln versammelt hatten. Am Beispiel der Kleinen Zeitung aus Graz:

„Die jungen Leute lieben den Papst, obwohl sie mit den Dogmen, die er verkündet, nur wenig anfangen können. So sehr der in seiner Heimat einst als ‚Panzerkardinal‘ Verfemte den Jubel als späte Genugtuung empfunden haben muss, so wenig macht Benedikt der Sechzehnte sich Illusionen über die paradoxe Anatomie dieser ‚amour fou‘. Ja, er akzentuierte den Widerspruch sogar, indem er bei der Vigil auf dem Marienfeld allen individuellen Versuchen, sich eine Privatreligion zurechtzubasteln, eine klare Absage erteilte und so die diffuse Gottessehnsucht, die viele vor die Tore Kölns getrieben hatte, gegen den Strich bürstete. Wer Christ sein will, kann das nur innerhalb der Kirche. So lautet die Botschaft des Papstes.“ [Deutschlandfunk/Presseschau]

Der Tages-Anzeiger aus der Schweiz mischt sich den üblichen Cocktail aus Stereotypen, Vorurteilen und bequemen Illusionen zurecht:

Man müsse festhalten, wem der Jubel der Jugendlichen eigentlich gelte: „Einem Mann, der Abtreibung und Kondom ablehnt, der vorehelichen Sex und Homo-Ehen bekämpft und der die evangelischen Kirchen für keine Kirchen hält und der die Glaubensnot in Europa viel häufiger zum Thema macht als den Hunger in der Dritten Welt. Einem Geistlichen auch, der den Jugendtag-Besuchern, sofern sie an seinen Messen teilnahmen, den vollkommenen Ablass versprach. Das sind kaum Inhalte, mit denen man die Jugend von heute begeistert. In der Postmoderne lässt sich aber offenbar auch ein vormoderner Glaube als Heilsbotschaft verkaufen. Oder geht es gar nicht um Glauben? Ist der Weltjugendtag bloss Happening mit hohem Spaßfaktor, der die Inhalte überstrahlt?“ [Tages-Anzeiger]

Ja, vielleicht merkt die Jugend von heute ja nach diesem Kommentar, dass sie nicht begeistert zu sein hat?

Zum versöhnlichen Abschluss noch ein Blick in die Zeitung La Libre Belgique aus Brüssel:

„Die spektakuläre Bekräftigung eines triumphierenden Katholizismus in einem Land, das von agnostischen 68-ern wie Bundeskanzler Schröder von der SPD und dem grünen Außenminister Fischer regiert wird, dürfte das politisch-religiöse Klima zweifellos verändern. Zum ersten Mal seit langem scheinen die deutschen Katholiken wieder den Mut zu haben, ihren Glauben in einer säkularisierten Welt zu bejahen.“

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