Heiliger Leib

Noch bis zum 25. September ist in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden die Ausstellung Das Heilige und der Leib zu sehen.

„Gezeigt werden frühchristliche Fresken, mittelalterliche Altartafeln und Skulpturen, Gemälde der europäischen Renaissance und des Barock sowie Werke des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, ergänzt um einige Exponate aus der ägyptischen, griechischen und römischen Antike. Welche religiösen und weltlichen Vorstellungen vom Heiligen und vom Leib und deren kontinuierlicher Wandel spiegeln sich in den Kunstwerken? Das Heilige und der Leib versucht einen Einblick zu geben in die enge Verbundenheit Polens mit der westeuropäischen Kunst- und Kulturgeschichte.“

Dabei sind Gemälde von Hans Baldung Grien, Lucas Cranach, Gaspare Traversi, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Skulpturen von Adriaen de Vries und Bodeslav Biegas u.a. Kunstwerke. Eine Besprechung dazu heute in der Süddeutschen Zeitung. [Perlentaucher]

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Everyone his own prophet

Gerald Augustinus analysiert jüngste Umfragen zum Zustand des jugendlichen Glaubens in Deutschland:

„It makes perfect sense that Catholic countries remain more religious – Luther started the disintegration of organized religion by making everyone his own prophet. The focus on Church community and attendance is far more developed in Catholicism. Also, one of the reasons for Protestantism’s early succes is also the reason for its European demise – they all became national churches, run by the state. Eventually the bureaucrats took over and today it’s not rare at all to have atheist ministers in, say, Scandinavian state churches.“

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Nicht artgerecht

Mangelhafte Brutpflege konstatiert die Zeit angesichts der jüngsten Statistik über Verkehrsunfälle mit Kindern:

„Uns scheint der Instinkt für die rechte Aufzucht unserer Kinder abhanden gekommen. Was wir in unseren Wohnorten betreiben, ist nicht artgerechte Kinderhaltung. Wir haben in den vergangenen vierzig Jahren vier Millionen zusätzliche Autos auf unsere Straßen gelassen – ohne Vorsorge zu treffen, dass unseren Kindern ein sicherer Raum bleibt, in dem sie aufwachsen können. Dass im gleichen Zeitraum die Zahl der Kinder um 6 Millionen zurückgegangen ist, fiel bei dem Gedränge ja schon gar nicht mehr auf (ebenso wenig, dass die »gute Nachricht« damit zusammenhängen könnte, dass auch die Unfälle mit Kindern ein wenig zurückgehen).“

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Wie ein Heide

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.
Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.
Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.
Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Mt 18,15-20

Flut

„Wo ist der Kanzler?“ fragen viele. Bei der Original-Flut, der Kanzler-Flut vor drei Jahren, da war er ja vor Ort. Sie wissen, er hat die Arme gehoben und das Wasser hat sich geteilt. Und danach hat er uns, sein Volk, weitere drei Jahre durch die Wüste geführt…

Harald Schmidt, 24.08.05

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Taizé katholisch

Schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Walter Card. Kasper gestern das Requiem für Frère Roger in der Église de la Réconciliation zelebrierte, gemeinsam mit einigen katholischen Brüdern der Gemeinschaft. In seinen Begrüßungsworten sagte er über Frère Roger:

Er wollte den Glauben der ungeteilten Kirche leben, ohne mit irgend jemandem zu brechen, in tiefer Brüderlichkeit. Er glaubte vor allem an die Ökumene der Heiligkeit, jener Heiligkeit, die den Grund der Seele verändert und allein zur vollen Gemeinschaft führt.

Wolfgang Huber trug übrigens eine Lesung vor.

Der Nachfolger von Frère Roger im Amt des Priors ist mit Bruder Alois Leser ein deutscher Katholik. (Parallelen zu anderen Nachfolgern in führenden Ämtern sind rein zufällig.)

Im Zweifel also doch katholisch?

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Offensichtliche Schwachstellen

Georg Ratzinger gibt der Wochenzeitung Junge Freiheit (deren politischer Hintergrund bei anderer Gelegenheit erhellt werden möge) ein Interview (nicht direkt verlinkbar). Auszüge:

Ratzinger: […] In der katholischen Kirche ist selbst der einfache Priester nicht nur ein Funktionsträger, sondern Vertreter des Bischofs. Das heißt, er ist auserwählt, er ist geweiht für den Dienst Christi. Der Gedanke des Funktionalen, den moderne Kreise analog zur evangelischen Kirche auch bei uns einführen wollen, dokumentiert ihr tiefes Unverständnis der katholischen Kirche.

Wen meinen Sie konkret?

Ratzinger: Denken Sie zum Beispiel an Gruppen wie: „Kirche von unten“ oder „Wir sind Kirche“!

Sie halten das nicht für eine Erneuerung, sondern für eine Verfehlung des Katholizismus?

Ratzinger: Eine Verfehlung der geistigen Struktur unseres Glaubensgebäudes.

Ist das dann noch Kirche?

Ratzinger: Meines Erachtens nicht, denn die Vorstellungen dieser Gruppen sind so weit weg von der eigentlichen Kirchenwirklichkeit, daß man von einer Trennung in der religiösen Substanz sprechen muß.

Woher kommen diese Tendenzen?

Ratzinger: Es ist sozusagen der Tribut an die Zeit, in der wir leben. […] Die Welt, die uns umgibt, okkupiert uns so sehr, daß das Verständnis für die Welt Gottes bei vielen verlorengegangen ist. Sogar unter den Gläubigen ist das Verständnis für die innere Wahrheit des Glaubens geschwunden. Entscheidende Grundlagen werden heute selbst von praktizierenden Christen nicht mehr verstanden, geschweige denn anerkannt. Das ist Ausdruck einer wirklich tiefen Krise. […]

Die Krise der Kirche ist einfach zu bewältigen, wenn man den zahlreichen in den Medien zu Wort kommenden innerkirchlichen Kritikern glauben darf. Die Kirche muß sich einfach modernisieren.

Ratzinger: Das ist eine ebenso populäre wie unsinnige Forderung. Sicherlich stimmt, daß Kirchenvertreter nicht immer mutig genug sind, aber eher in Hinsicht darauf, daß man aus einer Unsicherheit heraus vielfach dazu neigt, ohne genügenden Widerstand jeden Unfug, der sich in der Kirche breitmacht, zu tolerieren.

Wer ist dafür verantwortlich?

Ratzinger: Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu benennen. Das ist zu einfach. Es hat der Geist der modernen Zeit in der Kirche Platz gegriffen, und man muß verstehen, daß nicht jeder imstande ist, diesem zu widerstehen. Im Christentum liegt die Verantwortung bei jedem einzelnen. Aber es ist nur menschlich, daß viele dieser Verantwortung nicht gewachsen sind.

Die Kirche hat versucht, auf die Krise mit dem II.Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 zu reagieren. Warum ist das mißlungen?

Ratzinger: Das Konzil ist eine ungeheuer vielschichtige Veranstaltung gewesen. Heute gibt es viel Kritik an dem Konzil. Die Reaktion auf das II. Vatikanische Konzil steht in Übereinstimmung mit der Reaktion auf frühere Konzilien. Einerseits überzeugte Annahme und Begeisterung, andererseits scharfe Zurückweisung. Das Problem ergibt sich daraus, daß die meisten Kritiker, aber auch viele Befürworter, die Texte des Konzils nicht kennen, sondern aufgrund eines konstruierten „Konzilsgeistes“ agieren. Jeder, der nach seinem Gusto in der Kirche etwas verändern möchte, spricht davon, der „Geist des Konzils“ gebiete es … Völlig gleichgültig, ob das auch nur im entferntesten etwas mit dem Konzil zu tun hat oder nicht. Da ist ein Mißbrauch des Konzils erheblichen Ausmaßes im Schwange, und der „Geist des Konzils“ ist in Wirklichkeit meist eher der Geist derer, die sich auf ihn berufen, als der authentische Inhalt des Konzils. Nicht zuletzt trägt das natürlich bei den konservativen Kritikern des Konzils nicht unwesentlich zu seinem schlechten Ruf bei.

Wie würden Sie die Wahrheit des Konzils beschreiben?

Ratzinger: Das Konzil steht voll auf dem Boden des Glaubens. Es hat ihn im Ganzen eindrucksvoll formuliert. Ich glaube, das Konzil ist eine Chance, die wir bis heute noch nicht recht zu nutzen gewußt haben. […]

Wenn Sie die Debatten in den Medien, etwa auch wieder jetzt anläßlich der Beiträge zum Weltjugendtag, über und auch mit der Kirche verfolgen, dann ist nur von der Frage der „Modernisierung“ die Rede.

Ratzinger: Das Problem ist, daß die Auswahl der Debattenteilnehmer- und themen vor allem durch die Journalisten bestimmt wird. Die sind natürlich an einer Modernisierungs-Debatte wesentlich mehr interessiert als an einer Debatte über die Rückkehr zu unpopulären, aber fundamentalen Glaubenswahrheiten. Zudem ist es leider populär, nur über Äußerlichkeiten statt über Inhalte der Kirche zu sprechen – bevorzugt über solche Dinge, die das Interesse unsere modernen Gesellschaft widerspiegeln.

Sie meinen, zum Beispiel die Zölibats-Debatte als Projektion der Sexualisierung oder Ökumene als Projektion der Multikulturalisierung unserer Gesellschaft?

Ratzinger: Eben, das enthüllt die wahren Vorlieben und verhüllt das wirklich Wichtige, nämlich die Fragen des Glaubens. Dabei haben doch alle die protestantische Kirche als warnendes Beispiel vor Augen, wo diese „Reformen“ viel weiter fortgeschritten sind und dennoch die Situation noch viel zugespitzter ist. Ich weiß nicht, was sich die „Drewermänner“ und „Küngs“ dabei denken … Tatsache ist aber, daß keiner die inzwischen offensichtlichen Schwachstellen ihrer Ideen erkennt, denn sie sind nach wie vor die Lieblinge der Medien.

Wimmelnder Bodenbelag

Etwas rätselhaft, wie der Perlentaucher zwei Nachbetrachtungen zum Weltjugendtag in der FAZ zusammenfasst:

„Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil empfand beim Weltjugendtag die ‚elementare Kraft, die der Glaube in früheren Jahrhunderten noch hatte‘. Sein Kollege Ulrich Holbein beklagt dagegen die ‚kollektive Unfähigkeit, Scham zu entwickeln angesichts der Anmaßung, wimmelnder Bodenbelag könne einem als amusisch vorausgesetzten Gott ‚gefallen“.“

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Apostel Bartholomäus

Bartholomäus wird in den Apostellisten der drei ersten Evangelien ge­nannt. Sein voller Name ist wahrscheinlich Natanaël Bar-Tolmai, vor­ausgesetzt, dass er mit dem Natanaël gleichzusetzen ist, dessen Berufung in Joh 1,45-50 erzählt wird. Diese Gleichsetzung ist nicht völlig sicher, aber sehr wahrscheinlich. Dass Natanaël ein Schriftge­lehrter oder Schriftgelehrtenschüler war, lässt sich nur vermuten. Bar­tholomäus soll später in Indien, Mesopotamien und vor allem in Armenien gepredigt haben, wo er auch das Martyrium erlitt. Seine Re­liquien wurden nach der Insel Lipara und nach Benevent überführt; Kaiser Otto III. ließ sie nach Rom übertragen und auf der Tiberinsel beisetzen. [Schott]

Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.
Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!
Joh 1,45-46