Was da in Telepolis über ein strukturelles...

Was da in Telepolis über ein strukturelles Problem des Wissenschaftssystems (am Beispiel der Natrium-Kalium-Pumpe) steht, könnte auch die Kritik von Atheisten am Lehramt der Kirche sein…

Da ohnehin nur ein Bruchteil der Forschungsanträge Aussicht auf Erfolg hat, ist ein Antragsteller auf Strategien angewiesen, die etwa so aussehen:



  • Das zu untersuchende Problem sollte im allgemeinen Trend liegen, d.h. Arbeiten der neuesten Zitierkartelle – die Zeitschriften mit hohem Impact Faktor entnommen werden können – müssen als Grundlage dienen.

  • Der Antrag sollte so abgefasst werden, dass die Ansichten der möglichen Gutachter nicht in Frage gestellt werden.

  • Es sollte unbedingt vermieden werden, etablierte Lehrmeinungen die z.B. durch Nobelpreise als unumstößliche Wahrheiten festgeschrieben worden sind anzuzweifeln, da sonst eine mehrheitliche Akzeptanz des vorgetragenen Problems durch das Gutachtergremium nicht zu erwarten ist.

Dieses opportunistische Vorgehen widerspricht zwar den ethischen Grundregeln wissenschaftlicher Wahrheitsfindung, entspricht aber genau den Empfehlungen von Geld-gebenden Instituten (National Institute of Health, USA: „…. the author of a project proposal must learn all he can about those who will read his proposal and keep those readers constantly in mind as he writes…“).

Sehr interessant, diskutiert Autor Ludwig Edelmann doch ein konkretes Beispiel, wie – seiner Meinung nach – Betrug in den Biowissenschaften Paradigmenwechsel verhindert und neue Wege der Grundlagenforschung versperrt.

Lorenz Jäger rezensiert die Autobiographie...

Es gibt eine christliche Hermeneutik, einen christlichen Leser. Wenn er auf die Geschichte blickt, sieht er die Erfüllung eines Prophezeiten, schon Angedeuteten.

David, der exemplarische König der Juden, stammte aus Bethlehem. In der Geschichte von Jesus wiederholt sich die von David, sie steigert sich und wird aufgehoben. Denn auch er ist ein König der Juden, ganz anderer Art allerdings, und auch er kommt aus Bethlehem. Nach Jerusalem reitet er auf einer Eselin, und er erfüllt damit buchstäblich den Spruch des Propheten Zacharias, der Messias werde auf einer Eselin kommen.

So verläuft die Lektüre der Bibel nicht nach der Regel eines reinen narrativen Fortschreitens, sondern sie muß, wenn sie überhaupt etwas verstehen will, in jedem Moment des Lesens das Echo des Früheren und den Vorklang des Späteren mithören. Der christliche Leser erkennt die Zeichen und die Entsprechungen, die Bestätigungen und die Transformationen von Motiven. Die Lektüre ist hier nicht auf Kausalitäten aus; keineswegs ist das zeitlich Vorhergehende die „Ursache“ dessen, was dann folgt.

Man kann noch weiter gehen und behaupten, daß die Antike insgesamt so in der Geschichte gelesen hat. In Brutus, dem Verschwörer gegen Cäsar, kehrte der Namen dessen wieder, der vor Hunderten von Jahren Tarquinius Superbus verjagt hatte, den letzten der römischen Könige. Und der spätantike Historiker Jornandes merkt einmal erstaunt an, daß der letzte Kaiser Roms vor dem Gotensturm den Namen Augustulus trug – „Augustchen“ -, was ihm wie ein ironischer Widerruf des ersten Kaisernamens Augustus vorkam. Gleichklang und Koinzidenz, Wiederkehr und Erfüllung sind in solcher Hermeneutik das Entscheidende. Im Christentum hat sich diese antikische Haltung bis auf den heutigen Tag bewahrt.