silicon.de über unitarische Einflüsse auf das Internet und andere Religionsfragen: Tim Berners-Lee feiert kein Pfingsten. Warum? Weil er der Kirche der ‚unitarischen Universalisten‘ angehört. Unitarier glauben nicht an die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, sondern an den „einen Gott“. Deshalb feiern sie auch kein Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes. In den USA gibt es nach Angaben der ‚Deutschen Unitarierer‘ etwa 150.000 bis 180.000 Anhänger, in Deutschland dürften es weniger als 5000 sein.
Was hat der Glauben von Berners-Lee mit dem Internet zu tun? Sehr viel, stellt Berners-Lee auf seiner Homepage fest. Denn: Das Internet ist laut Berners-Lee ähnlich strukturiert wie die Unitarische Kirche. Dezentralisierung, Toleranz, Wahrheit und Hoffnung: Diese Prinzipien der Unitarier sieht Berners-Lee in der Internet-Technik verwirklicht.
Der Autor erinnert an Umberto Eco, der schon 1994 die Fehde zwischen Apple und Microsoft als einen „Religionskrieg“ bezeichnet hatte: „Ich bin der festen Überzeugung, dass der Macintosh katholisch und DOS protestantisch ist“, so Eco ironisch. Der Macintosh sei heiter, freundlich und entgegenkommend, er sage dem Gläubigen, wie er Schritt für Schritt vorgehen solle. Die Offenbarung sei in verständliche Formeln und bunte Ikonen gefasst. DOS sei dagegen protestantisch, ja calvinistisch. Es verlange schwierige persönliche Entscheidungen und nehme hin, dass nicht jeder zum Heil gelange. Um das System funktionieren zu lassen, seien Exegesen des Programms erforderlich.
Inzwischen haben sich die Dinge etwas geändert. Folgt man Ecos Diktion, ist Microsoft zum Katholizismus konvertiert, und Linux hat die Fackel des Calvinismus übernommen. Windows biete jetzt „üppig ausgestattete Kirchen“, lästert Spiegel-Autor Volker Berding. Steve Jobs sei der „Messias der Apfelsekte“ und die Linux-Anhänger gingen so weit, „ihren Glauben dorthin zu tragen, wohin selbst Microsoft kein Windows bringen würde: auf den Mac“.