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Die Kirche ist keine Marke. Sagt Hans Küng.

Man nicht sagen, dass ich besonders oft mit Hans Küng übereinstimmen würde. Auch wenn ich „Existiert Gott?“ nach wie vor für ein gutes Buch halte. Aber was er hier im Interview mit der Welt sagt, kann ich unterschreiben:

WELT ONLINE: Sie haben also Vorbehalte gegen den Begriff „Ökumene der Profile“, der von evangelischer Seite in die Diskussion eingeführt wurde?
Küng: Wenn die evangelische Kirche sich nur noch profilieren kann, indem sie sich absetzt einerseits von Rom und andererseits vom Islam, dann verleugnet sie im Grunde das, was in der ökumenischen Bewegung längst deutlich wurde: dass wir uns nicht gegenseitig zu profilieren suchen. Begriffe wie Profilierung stammen aus der Geschäftswelt. Man betrachtet da die Kirche als eine Marke. Aber eine christliche Glaubensgemeinschaft ist keine Marke. Der Konkurrenzbegriff, der damit eingeführt wird, ist nicht der richtige Begriff für die Beziehungen der Christen untereinander, die ja Geschwister in Christus sein sollen.

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Kommentar

  1. Ja, irgendwie hat er hier recht aber dennoch kann ich ihm andererseits nicht rechtgeben.

    Sicher, ist die Ökumene der Profil des Herrn Huber ein unbeholfener Versuch, mit der eigenen Inhaltsleere zu wehren, und sicher geht er dabei den einfachen, alt-protestantischen Weg des Gegen-den-Papst-seins.

    Sicher ist auch Kirche keine Marke im wirtschaftlichen Sinn. Aber in gewisser Hinsicht gibt es eben doch Ähnlichkeiten. Mir mißfällt das ökonomisierende Gerede von einem Markt der Ideen auch, aber ganz falsch ist es nicht. Man muß schon wissen, was man vertritt und was nicht.

    Daher ist das Profilieren ist dennoch nötig und daß Herr Küng darin nur ein „gegeneinander“ verstehen kann, spricht für sich. Er ist ja schließlich der große Nivellierer und Gleichmacher, der ja auch „Monotheismus“ vom Islam lernen will (wozu eigentlich?), der das Missionieren verbieten will (warum eigentlich?) etc.

  2. Er ist ja schließlich der große Nivellierer und Gleichmacher, der ja auch “Monotheismus” vom Islam lernen will (wozu eigentlich?) …
    Frage ich mich auch. Um Monotheismus (wenn auch keinen sehr sympatischen) zu lernen, reicht ein Blick ins Alte Testament.

    … der das Missionieren verbieten will (warum eigentlich?) etc.
    Na, dazu fällt mir schon eine antwort ein: weil ich umgekehrt auch nicht von den Missionaren des Islam durch fünmal tägliches Geheule von den Minaretten geweckt werden will, weil ich nicht an allen Straßenecken halbentgekleidete Gurus sitzen haben möchte, weil ich keinen Wert darauf lege, von Zeugen Jehovas aus meiner Abendfreizeit geklingelt zu werden.

    All das kann man jedoch schwer verurteilen, wenn man sich selbst ebenso expansiv verhält. Daher: jeder soll nur denjenigen, die sich von selbst dafür interessieren, seinen Glauben mitteilen. Das geht schließlich auch im Buddhismus weitgehend klaglos — und der ist auch nicht mangels Missionierung ausgestorben …

  3. Herr Denker,

    Ihre persönlichen Vorlieben sind nur nicht eine akzeptable Grundlage dafür irgendetwas zu verbieten, mal abgesehen davon das sie „Mission“ nur sehr unzutreffend fassen.

    Missionsverbot, das ist es ja was in islamischen Ländern für Nichtmuslime gibt.

    Missionsverbot ist letzlich ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit, sowohl des Missionars wie auch dessen, der unter Umständen konvertieren würde.

    Ein Verbot speziell einer Judenmission ist prinzipiell antisemitisch, denn dadürch würden ja Juden prinzipiell ausgeschlossen. Die Protestanten haben das kurz nach 1945 noch gewußt.

    Jeder Gläubige soll es so halten, wie er es für richtig hält. Wir brauchen keine Oberrichter, die das verbindlich allen vorschreiben, heißen sie nun Küng oder Penseur. Ich verbiete ihnen ja auch nicht, hier zu posten, obwohl mir nicht klar ist, was das soll. Man könnte ja auch sagen, niemand hat sie gefragt. Aber egal.

    Mal ganz abgesehen davon, daß es hier um eine Fürbitte geht, die man nur hört, wenn man am jeweiligen Gottesdients teilnimmt. Küng will Katholiken vorschreiben wofür sie zu beten haben. Warum aber forscht niemand, ob in deutschen Synagogen noch via Achtzehnbittengebet Christen verflucht werden?

    PS. Ich persönlich finde den Monotheismus des Alten Testaments sehr sympathisch.

  4. @str1977:

    Na, beruhigen Sie sich doch wieder! Ich sprach mich nicht gegen Information für Konversionswillige aus (wenn man so will: „passive Mission“), sondern gegen die Proselytenmacherei (also „aktive Mission“), v.a. wenn sie mit irgendwelchen Argumenten à la „… sonst geht ihr verloren!“ betrieben wird. Den das stößt mir sauer auf, da es in der Vergangenheit zu oft als Totschlagargument (auch im wörtlichen Sinne) für recht unerfreuliche Aktionen herhalten mußte. Wobei ich hier ausdrücklich nicht mit dem Finger v.a. auf die Spanier und Portugiesen (m.a.W. die pösen Katholen 😉 zeige, sondern ebenso und noch viel mehr die Moslems mit ihrer Zwangskonversionspolitik kritisiere. Von allen großen Weltreligionen hat m.W. (aber vielleicht ist mir da was entgangen) nur der Buddhismus sich diesbezüglich nichts zu schulden kommen lassen.

    Warum aber forscht niemand, ob in deutschen Synagogen noch via Achtzehnbittengebet Christen verflucht werden?
    Vermutlich, weil sich niemand gerne als Nazi beschimpfen läßt. Ist ja irgendwie verständlich, wenn man die desaströsen Folgen schon des bloßen Vorwurfs (noch weit von einem Nachweis entfernt!) bedenkt …

    Ich persönlich finde den Monotheismus des Alten Testaments sehr sympathisch.
    „Glücklich ist, wer vergißt!“, kann ich da mit der Fledermaus nur singen …

    Sorry, aber der „eifernde Gott“, der bei der „Landnahme“ Israels (netter Euphemismus!) die Niedermetzelung und Ausrottung der Heiden fordert, will mir nicht recht ans Herz wachsen.

  5. Warum sollte ich mich beruhigen, ich habe mich ja gar nicht erregt.

    Aber ehrlich gesagt ist mir egal, wie weit oder eng sie Ihr Verbot ziehen, ein Verbot bleibt es.

    Und Sie sollten es eigentlich besser wissen, als daß Sie Mission mit Gewalt gleichsetzen.

    Übrigens ja, der Buddhismus hat unter Aschoka auch Religionskriege geführt.

    „Vermutlich, weil sich niemand gerne als Nazi beschimpfen läßt. Ist ja irgendwie verständlich, wenn man die desaströsen Folgen schon des bloßen Vorwurfs (noch weit von einem Nachweis entfernt!) bedenkt …“

    Mag sein, Aber auch Moslems bleiben unbehelligt – niemand schreibt ihnen vor, was sie beten sollen. Ich will das ja auch grade nicht. Meinetwegen können (talmudische) Juden gerne in ihrer Liturgie, verfluchen wenn sie wollen – niemand hat ihnen das zu verbieten.

    „Sorry, aber der “eifernde Gott”, der bei der “Landnahme” Israels (netter Euphemismus!) die Niedermetzelung und Ausrottung der Heiden fordert, will mir nicht recht ans Herz wachsen.“

    Ja, genau die bösen Israeliten, die taten was sonst keiner tat. Übrigens reduzieren Sie schon wieder: weder das AT noch der Monotheismus besteht ja nur aus dem Buche Joschua.

  6. Und wie gesagt; hier ging es nur um ein Fürbittgebet.

    Sprich: Küng & Consorten wollen den Katholiken verbieten, auch nur zu wünschen, daß Juden konvertieren könnten.

    Entweder ist Jesus wirklich der Messias, dann sollte eigentlich niemand etwas gegen Konversion einzuwenden haben – am wenigsten ein gläubiger Jude.

    Oder eben nicht, dann wird Gott – an den die Bitte ja gerichtet ist – sie auch nicht erhören.

  7. @str1977:

    Und wie gesagt; hier ging es nur um ein Fürbittgebet.
    Da haben wir dann aneinander vorbeigeredet. Ich bezog mich in meinem Statement ausschließlich auf das Ausgangsposting mit dem darin gebrachten Küng-Zitat, Sie offenbar auf seine weiteren Äußerungen im WELT-Interview (die ich teilweise auch recht übertrieben finde).

    Damit ist unser aktueller Dissens wohl weitgehend ausgeräumt — bis auf den aus meiner Sicht notwendigen Hinweis, daß zwar „weder das AT noch der Monotheismus […] ja nur aus dem Buche Joschua“ besteht, aber sehr wohl eben auch aus diesem Buch. Und das halte ich (und nicht nur ich) eben für höchst unerquicklich.

  8. Natürlich auch aus diesem Buch. Ich will es, trotz der Problem die auch ich damit habe, nicht missen.

    Unser Dissens mag schon bestehen bleiben was die Mission an sich angeht, aber der Ausgangspunkt war halt eben die Fürbitte für die Juden. Da sieht man auch was Küng unter der Mission versteht, die er ablehnt. Einfach etwas, das selbstverständlich sein sollte.

    Dennoch oder gerade deshalb auch Ihnen ein Frohes Osterfest.

    Und Dir auch, Martin.