in Biblia, Liturgia

Dominica I Passionis

Verhülltes Kreuz in der Passionszeit (Pfarrkirche St. Martin in Tannheim, Baden-Württemberg)

An diesem Sonntag tritt die Kirche in die Passionszeit ein, zur der die letzten beiden Wochen der Fastenzeit gezählt werden. Kreuze und Bilder werden verhüllt, typischerweise in violett, der liturgischen Farbe entsprechend. Die Verhüllung bezieht sich auf den Schluss des Evangeliums, das in der traditionellen Form der römischen Ritus an diesem Sonntag gelesen wird (Joh 8, 46-59):

Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel.

Vorausgegangen war ein Streit zwischen Jesus, der Menge und den Hohenpriestern. Jesus wirft ihnen offen vor, dass sie ihn töten wollen, „weil mein Wort in euch keine Aufnahme findet“ (Joh 8,37). Und warum das Wort, das er selbst ist, keine Aufnahme findet, sagt Jesus in Vers 47, der Antiphon zum Benedictus:

Dicebat Jesus * turbis Judaeorum, et principibus sacerdotum: Qui ex Deo est, verba Dei audit: propterea vos non auditis, quia ex Deo non estis.
Jesus sagte zur Menge der Juden und zu den Hohenpriestern: Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; ihr hört sie deshalb nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.
Joh 8, 47

Romano Guardini schreibt dazu:

Der Mensch, wie er von sich aus ist, vermag nicht zu glauben. Glaube ist der Akt eines neuen Menschen. Der muß erst da sein, damit geglaubt werden könne. Er wird aber nur von Gott her; genauer im Heiligen Geist.

Jesus geht in diesem Streit mit den Juden bis zum Äußersten, er spricht von sich kaum verhüllt als dem Sohn Gottes, der schon Abraham kannte. In Vers 56, der Antiphon zum Magnificat, sagt Jesus:

Abraham pater vester * exsultavit ut videret diem meum: vidit, et gavisus est.
Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich.
Joh 8, 56

Sein Tag ist der Tag der Auferstehung, der an jedem Sonntag aufscheint und der nun nicht mehr fern ist. Doch auf dem Weg dahin liegt noch die Passion, die Gottesferne und die Gottverlassenheit.

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