in Liturgia

Erwartungen nicht erfüllt

Erzbischof Malcolm Ranjith, Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, in einem Interview mit 30Tage:

Ein von Ihnen der Zeitschrift Croix am 25. Juni gewährtes Interview mit dem Titel Die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils ist niemals angelaufen schlug hohe Wellen. Können Sie uns Ihr Urteil über die nach dem II. Vatikanischen Konzil umgesetzte Liturgiereform näher erläutern?

Ranjith: Diese Worte wurden aus dem Zusammenhang genommen. Es stimmt nicht, dass ich alles, was nach dem Konzil gekommen ist, negativ beurteile. Ich habe vielmehr gesagt, dass das Resultat, das man sich von der Reform erwartete, ausgeblieben ist. Man fragt sich, ob das liturgische Leben, die Teilnahme der Gläubigen an den heiligen Messen, größer und besser ist als in den Fünfzigerjahren. Man hat den Umstand kritisiert, dass die Gläubigen vor dem Konzil nicht wirklich an der Messe Anteil hatten, sondern nur passiv teilnahmen oder während der Messe ihre persönliche Frömmigkeit übten. Aber haben die Gläubigen heute wirklich in einer spirituell höher stehenden und persönlichen Weise daran Anteil? Ist es tatsächlich passiert, dass viele der Kirche Fernstehende durch die neuen Liturgien wieder dazu veranlasst wurden, vor unseren Kirchen anzustehen und um Einlass zu bitten? Oder ist es nicht vielmehr so, dass sich viele entfernt haben, unsere Kirchen leer geworden sind? Von welcher Reform spricht man also?

Schuld der Säkularisierung…

Ranjith: Gewiss, aber diese Situation ist auch das Ergebnis der Art und Weise, wie man die Liturgie behandelt, oder besser – misshandelt – hat… Meiner Meinung nach haben sich die sakrosankten Erwartungen des Konzils, das sich eine besser verstandene und folglich spirituell fruchtbarere Liturgie erhoffte, nicht erfüllt. Es gibt also noch viel zu tun, damit sich die Kirchen wieder mit Gläubigen füllen, die sich bei der Liturgie wirklich von der Gnade des Herrn berührt fühlen. In einer säkularisierten Welt hat man dagegen nicht versucht, die Herzen zur Größe des Herrn zu erheben, sondern die göttlichen Geheimnisse auf ein banales Niveau hinabgedrückt.

Die sakrosankten Erwartungen des Konzils? Oder doch er die an Sacrosanctum Concilium geknüpften Erwartungen?

Das besagte Interview mit La Croix hier in englischer Übersetzung.

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