in Biblia, Ideologia

Korrekt

Das Bibel-Blog befasst sich ein weiteres Mal mit der Bibel in gerechter Sprache:

Fairer und treffender wäre gewesen, diese Übersetzung Bibel in korrekter Sprache zu nennen. Denn durch das „korrekt“ wird einerseits die Nähe zur angestrebten political correctness hergestellt (denn nur darum ging es, nicht um „Gerechtigkeit“) und zum anderen weckt das Wort „korrekt“ Assoziationen zu dem Komiker-Duo Erkan & Stefan, was aufgrund der verunglückten Sprache an vielen Stellen näher liegt, als es den Machern dieser Bibelübersetzung lieb sein dürfte.

Der erste Bibel-Blogeintrag findet sich hier.

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Kommentar

  1. Na, die Korrektheit wäre dann aber wirklich nur eine politische. Sprachlich ist sie alles andere korrekt … das heißt, wenn die Sprache Deutsch oder igendeine andere lebende sein soll.

    „die patriarchalische Lösung für den Gottesnamen“ hat allerdings nicht nur Luther „fest in unser Bewusstsein verankert“ – ich weiß schon, da steht u.a. und „nicht ganz neu“, aber dennoch: es ist einfacht die, so absolut sich das jetzt anhört, die sprachlich richtige Übersetzung der Wörter Adonaj und Kyrios und die der jüdischer und christlicher Schrifttradition entsprechende Form, den Gottesnamen zu vermeiden. Sicherlich, unter anderen Vorzeichen könnte man auch Herrin schreiben, aber ich dachte es sollte eine Übersetzung in eben eine real-existierende Sprache sein. Im übrigen sehe ich überhaupt keine Wertung in Luthers Übersetzung (außer in der auch im Urtext vorhanden Aussage, daß Gott der Herr ist und nicht irgendwer) und finde sie schon „urtextnah“.

    Ich frage mich was wohl passiert wäre, hätte der biblische Autor der erstmals das Wort Elohim für den HERRn verwandte, auch mit solchen Einwänden zu kämpfen gehabt. Ein Wort für Götter wie die heidnischen, zieht das nicht IHN auf eine Stufe mit jenen herab.

  2. friede sei mit diesem blog! – ich finde ja eigentlich ganz amüsant, dass man so schnell auf die wahrnehmung dieses übersetzungsprojektes kommt, dass es *vor *allem um diese pc-kiste geht. dabei entgeht einem schnell, dass das eigentlich „revolutionäre“ an diesem projekt die miteinbindung des lesers ist. es gibt sozusagen „ritzen“ im text, die unser eigenes verstehen herausfordern. wer diese einladung im polemischen eifer übersieht, verpasst vielleicht etwas.

  3. Geschätzter Beisasse,

    Eine Übersetzung soll zunächst einmal übersetzen, m.a.W. aus einer Sprache Inhalte möglichst unverfälscht in eine andere übertragen. Sie muß dazu manchmal idiomatischen Wendungen, Wortspiele, Bedeutungsfelder einer Sprache in die andere Sprache sinngemäß umwandeln, weil in dieser die Wendungen, Wortspiele und Bedeutungsfelder eben andere sind (es hat z.B. wenig Sinn, in einer Übersetzung aus dem Englischen es die berühmten „Katzen und Hunde“ regnen zu lassen …).

    Wenn eine Übersetzung nicht das tut, dann hat sie m.E. ihren Zweck verfehlt. Ich möchte in der Bibel z.B. nicht eine Epistel „Was denkt Alice Schwarzer über die Unterordnung der Frau unter den Mann bei Paulus“ lesen, sondern eben Paulus‘ Epistel. Wenn ich Alice Schwarzers Ansichten dazu lesen möchte, kann ich das ja jederzeit tun. Doch wenn ich ihre Bedenken gegen Paulus‘ Standpunkte in den Text via „Übersetzung“ hineintrage, dann ist das keine ÜBersetzung, sondern eine Verfälschung des Textes.

    Und wenn ich z.B. von „Jüngerinnen und Apostelinnen“ texte, die im Original eben nicht drinstehen, dann verfälasche ich den Text. Ober würden Sie eine Übersetzung von Hitlers „Mein Kampf“ ins Persische gutheißen, in welcher der Übersetzer aus jedem „Juden“ einen „Israeli“ macht, weil er dadurch eben „die Botschaft Hitlers“ besser transportieren zu können glaubt?

  4. cher penseur,

    ein netter benutzername. und dass man im internet auch mal siezen kann, macht mir freude. ich stimme ihnen zu. ja, tatsächlich. wenn es um eine getreue übersetzung geht, sind manche abschnitte dieses projektes sicherlich verfehlt. aber bei manchen textsorten funktionieren die „experimentellen vorschläge“ doch ganz gut. bei den psalmen zum beispiel. ich kann mir vorstellen, dass sie auch ihre freude daran haben könnten, oder nicht? hier http://ecclesiola.blogger.de/stories/579286/ (nach unten scrollen) gibt es psalm 130 zum angucken / sich selber vorlesen.

    bei der lektüre des epheserbriefes dann erinnerte mich das stellenweise an die sachen von fridolin stier. am gewöhnungsbedürftigsten werden sicherlich die evangelien sein …

  5. Geschätzer Beisasse,

    Ihre Anmerkung über das Siezen in Internetforen kann ich nur unterschreiben. Mit geht das zwangsweise Geduze durch Leute, die ich nicht näher kenne (und die ich teilweise auch gar nicht näher kennenlernen wollte!), einigermaßen auf die Nerven. Aber ist wohl ein Zug unserer Zeit …

    Ihrer Anregung über Ps. 129 (oder, wie das jetzt post-V2-mäßig heißt — ja heißen muß! Wir dürfen um gottes Willen den armen Juden doch nicht ihre Psalmzählung umnummerieren 😉 — Ps. 130) bin ich nachgekommen, gestehe jedoch, daß ich die von Ihnen gesehenen Vorzüge darin nicht erblicken kann. Ich stelle (auch auf die Gefahr hin, wegen der „Aufsatz-Länge“ meiner Postings gerügt zu werden) drei Varianten untereinander:

    Luther
    Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
    Herr, höre meine Stimme; laß deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!
    So du willst, Herr, Sünde zurechnen, Herr, wer wird bestehen?
    Denn bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte.
    Ich harre des Herrn; meine Seele harret, und ich hoffe auf sein Wort.
    Meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur andern.
    Israel hoffe auf den Herrn; denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm;
    und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.

    Elberfelder
    Aus den Tiefen rufe ich zu dir, JAHWE!
    HERR, höre auf meine Stimme! laß deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!
    Wenn du, JAHWE merkst auf die Ungerechtigkeiten: HERR, wer wird bestehen?
    Doch bei dir ist Vergebung, damit du gefürchtet werdest.
    Ich warte auf JAHWE, meine Seele wartet; und auf sein Wort harre ich.
    Meine Seele harrt auf den HERRN, mehr als die Wächter auf den Morgen, die Wächter auf den Morgen.
    Harre, Israel, auf JAHWE! denn bei JAHWE ist die Güte, und viel Erlösung bei ihm.
    Und er, er wird Israel erlösen von allen seinen Ungerechtigkeiten.

    Einheitsübersetzung
    Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:
    Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, achte auf mein lautes Flehen!
    Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen?
    Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient.
    Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
    Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen
    soll Israel harren auf den Herrn. Denn beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle.
    Ja, er wird Israel erlösen von all seinen Sünden.

    Die sind m.E. allesamt besser — sogar die Einheitsübersetzung, an der sich das alte Scherzwort, ein Kamel sei ein von einer Kommission entworfenes Pferd, bewahrheitet. Wer allerdings wirklich Qualität lesen will, wird um den guten alten Hieronymus nicht herumkommen. Daher — außer Konkurrenz natürlich — die gute alte

    Vulgata
    De profundis clamavi ad te Domine: Domine exaudi vocem meam.
    Fiant aures tuæ intendentes in vocem deprecationis meæ
    Si iniquitates observaberis Domine: Domine quis sustinebit
    quia apud te propitiatio est propter legem tuam
    Sustinui te Domine, sustinuit anima mea in verbum ejus
    Speravit anima mea in Domino
    A custodia matutina usque ad noctem speret Israhel in Domino
    Quia apud Dominum misericordia et copiosa apud eum redemptio
    Et ipse redimet Israël ex omnibus iniquitatibus ejus.

    Hieronymus hatte es ja leichter. Er brauchte nicht einen Gender-Mainstreaming-Auschuß, ein Schwulen- und Lesbenkommitee, eine Ombudsfrau legasthenischer MigrantInnen, „ZARA“, die Antirassismusstelle der EU, etc. etc. gleichzeitig zufriedenzustellen versuchen, sondern mußte „nur“ übersetzen. Aber, ganz unter uns: das ist auch genau das, wofür man einen Übersetzer eigentlich beschäftigt … ?