in Islam, Media, Papa

Auf dem Titel

Spiegel-Titel 37/2006
Der Spiegel kommt morgen mit einer Titelgeschichte, die Benedikt als Illustration verwendet.

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Kommentar

13 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, wie die Artikel sind, aber dieses Cover ist der Knaller. Ich überleg immern och, ob ich mir das kaufe.

  2. Naja. Der Artikel ist irgendwie durchwachsen: da stehen sehr gute Bemerkungen neben haarsträubendem Blödsinn. Wohl deswegen, weil er so viele Autoren hatte…

    Was mich besonders stört, ist, dass zwar das Massaker der Kreuzritter bei der Eroberung Jerusalems ausführlich gewürdigt wird (nicht, dass das irgendwer rechtfertigen würde), aber irgendwie keiner fragt, was die Moslems dort (oder sonst irgendwo) zu suchen hatten, wenn sie doch angeblich so friedlich waren.

    So friedlich, dass sie innerhalb des einen Jahrhunderts nach Mohammeds Tod ein zusammenhängendes Gebiet zwischen Persien und der Iberischen Halbinsel erobert haben – was im Spiegel-Artikel natürlich auch nicht vorkommt. (Zum Vergleich: 100 Jahre nach Christi Tod und Auferstehung waren die Christen grad einmal sich zersetzendes Protein im Magen von vollgefressenen Löwen… ;-))

  3. @Petra:
    So friedlich, dass sie innerhalb des einen Jahrhunderts nach Mohammeds Tod ein zusammenhängendes Gebiet zwischen Persien und der Iberischen Halbinsel erobert haben – was im Spiegel-Artikel natürlich auch nicht vorkommt.

    Da Spiegel-Artikel stets sehr zeitgeistbewußt abgefaßt sind (genauer: geradezu exemplarisch Zeitgeist verkünden und trend-setten), war wohl nichts anderes zu erwarten.

    Kleine Literaturempfehlung: Klaus Groth, „Die Diktatur der Guten. Political Correctness“ http://www.amazon.de/Die-Diktatur-Guten-Political-Correctness/dp/3776619430

    Warnhinweis: Personen mit Bluthochdruck oder akuten Herzerkrankungen jedweder Art ist von der Lektüre dieses Buches dringend abzuraten.

    P.S.: Eine kleine Notiz in eigener Sache, liebe, verehrte Kollegin Petra!

    Am Institut für Religionswissenschaften der kath.-theol. Fakultät der Uni Wien fand vor kurzem ein interessantes Seminar über die Historizität der Person „Mohammed“ statt. Der Vortragende beschäftigte sich darin eingehend mit den Fragen der Korankritik, u.a. mit der interessanten Fragestellung nach den syro-aramäischen Wurzeln des Korans, wobei mittlerweile ziemlich gesichert scheint, daß weite Teile des Korans in Wirklichkeit aus aramäischen Texten sektirerischer (v.a. arianischer) Christen Syriens übernommen wurden — zusammen mit jener Bezeichnung, welche Jesus Christus in diesen Texten vorzugsweise beigelegt wurde, nämlich „Der Gepriesene“. Was arabisch bekanntlich „Mohammed“ heißt. Welch ein Zufall … Das nur als kleines aperçu für den Fall, daß man jemandem in diesen Fragen „Verschwörungstheorie“ vorwirft 😉

    P.P.S.: Vielen Dank für Ihr ebenso freundliches wie ausführliches E-mail. Ich werde es selbstverständlich beantworten (ich hoffe, Sie sind damit einverstanden — wenn nicht, lassen Sie es mich wissen), bitte aber noch um etwas Zeit hiefür, da ich im Moment (wenn ich nicht in diesem Forum poste 🙂 beruflich etwas „angehängt“ bin.

  4. Hab gerade eine lange Antwort geschrieben und jetzt ist sie weg… 🙁

    Kurz zusammengefasst: die Existenz Mohammeds kann man zwar leugnen, aber das Problem der Entstehung des Islam bleibt. Woher kam es denn? Wenn es nicht Mohammed war, dann eben ein anderer – nur wer denn? Warum kann es nicht gleich Mohammed gewesen sein?

    Ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, an der offiziellen Version von Mohammeds Lebenslauf (mit Ausnahme des göttlichen Elements natürlich) zu zweifeln. Der Islam trägt zu stark die Charakteristika eines an Christentum und Judentum interessierten, sich berufen fühlenden und gleichzeitig auch sehr machtbewussten Kaufmanns an sich. Und die Geschichten aus dem Hadith versuchen auch keineswegs, irgendwas schönzuschreiben (siehe seine Frauen, die Massaker an seinen Gegnern usw.).

    Für mich ist Mohammed eine viel greifbarere Persönlichkeit als viele andere historische Figuren – eben weil der Islam sehr viel über ihn selber sagt: „das kann ich glauben (ein Gott, Schöpfung aus dem Nichts, Jungfräulichkeit Mariens), das nicht (Kreuzigung und Auferstehung Christi, Göttlichkeit Christi, Dreifaltigkeit – obwohl das sicher z. T. auch der arianische Einfluss war), das hätte ich gerne (Schlaraffenland im Jenseits)“. A religion in his image.

    Gerade deswegen ist die Geschichte mit den Syrern nicht sonderlich überraschend (über den arianischen Einfluss auf den Islam schreibt ja schon der Hl. Johannes von Damaskus). Und der Name: vielleicht war’s ja umgekehrt, und das Interesse Mohammeds an diesen Dingen ist erwacht, als er seinen Namen so oft in diesen Texten sah (bzw. hörte)? (Es gibt auch viele andere Erklärungen, etwa ein Namenswechsel – allerdings ist ein solcher nicht überliefert, wie es normalerweise sonst immer in solchen Fällen geschieht.)

    Zum E-Mail: Ehrlich gesagt hätte ich lieber, wenn Sie mir nicht mehr antworten würden. Das nicht aus Bösartigkeit oder Unfreundlichkeit, sondern einfach wegen des Zeitaufwands. 😉 Machen wir mal einfach so…

  5. LePenseur,

    wollen wir denn jetzt schon wieder diese Debatte über die Historizität Mohammeds aufwärmen. Die ist ebenso unvernünftig und pseudowissenschaftlich wie die „Jesus hat nie gelebt“ Theorien. Womit natürlich der literarischen Korankritik keinen Abbruch getan werden soll.

    Petra,

    das Massaker von Jerusalem war sicherlich nicht schön und fein, aber durchaus im Rahmen der damaligen Kriegsbräuche für den Fall einer belagerten und sich nicht der Aufforderung zu Kapitulation fügenden Stadt (eine sehr drastische, aber auch realistische Schilderung gibt es in Shakespeares Heinrich V in Bezug auf die Belagerung von Harfleur)

    Ich will das Massaker nicht rechtfertigen, denn es gehört zu dem wenigen, was man dem offiziellen Ersten Kreuzzug vorwerfen kann, aber man sollte es doch im Kontext sehen.

    Falls der Artikel behauptet (ich habe ihn noch nicht gelesen, aber so eine Ahnung … kenne ja meine Pappenheimer), die Kreuzfahrer hätten unterschiedslos Moslems, Juden und Christen niedergemetzelt, dann muß dem widersprochen werden. Es befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine Christen in der Stadt, die waren zu Beginn der Belagerung vertrieben worden. Die „das Blut stand ihnen bis an die Knöchel“ (in einer Quelle) wird übrigens weitgehend für eine literarisch-„blumige“ Ausdruckweise erachtet und nicht für eine realistische Schilderung.

    den Artikel noch nicht gelesen, ber

  6. „das Blut stand ihnen bis an die Knöchel“ kommt natürlich im Artikel vor, str… 😉

    Ich lese übrigens auch gerade eine Geschichte der Kreuzzüge (von Riley-Smith, einer der großen Koriphäen auf dem Gebiet), und da wundert man sich wirklich, dass diese Typen überhaupt was zu Stande gebracht haben.

    Die Kreuzzüge waren ja eine reine Reihe von Katastrophen: Streit, Plünderungen, Hungersnöte, Seuchen, misslungene Belagerungen… Der Erste Kreuzzug war ja der einzige, der überhaupt seinen Zweck erfüllt hat – Jerusalem unter christliche Herrschaft zu bringen -, und auch dieses Resultat hielt nur etwas mehr als 80 Jahre….

  7. Petra,

    „und da wundert man sich wirklich, dass diese Typen überhaupt was zu Stande gebracht haben“

    das ist jetzt furchtbar politisch inkorrekt, aber ich muß es trotzdem sagen:

    Die Wege des HERRN sind unergründlich. Sein Gnade wirkt.

  8. str,
    gleichzeitig denkt man sich aber auch die ganze Zeit: „Was hätten die nicht alles tun können! Den Nahen Osten rechristianisieren! Stattdessen hat’s nur für einige jämmerliche Staatlein an der Küste gereicht, die zusammen grad mal so groß waren wie die halbe Schweiz oder so, und grad mal 200 Jahre existiert haben…“

  9. @str1977:

    wollen wir denn jetzt schon wieder diese Debatte über die Historizität Mohammeds aufwärmen. Die ist ebenso unvernünftig und pseudowissenschaftlich wie die “Jesus hat nie gelebt” Theorien.

    Nein, will ich nicht. Aber ich gebe Ihnen ein paar Links, damit Sie (oder andere Leser Ihres Forums) sich selbst ein Bild machen:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Patricia_Crone (Princeton)
    http://en.wikipedia.org/wiki/John_Wansbrough (London Univerity)
    http://en.wikipedia.org/wiki/Hagarism:_The_Making_of_the_Islamic_World
    (besonders interessant der Teil „Reviews“, der deutlich macht, warum die Theorie abgeleht wird. Es ist im Grunde dieselbe Argumentation, die vor 150 Jahren gegen die kritische Bibelexegese vorgebracht wurde)
    http://www.abc.net.au/rn/talks/8.30/relrpt/stories/s591483.htm

    Lesen Sie’s — oder auch nicht. Aber bezeichnen Sie nicht Thesen, die von mehreren anerkannten Universitätsprofessoren in vielen Werken mit unzähligen Argumenten vertreten wurden schlankweg als „unvernünftig und pseudowissenschaftlich“, das ist m.E. etwas zu billig …

  10. Penseur,
    in Ordnung: ich les‘ es … oder auch nicht.

    Petra,

    „gleichzeitig denkt man sich aber auch die ganze Zeit: “Was hätten die nicht alles tun können! Den Nahen Osten rechristianisieren!“

    Ja und nein, dafür hätte man mehr Zeit gebraucht und eine größere Einigkeit sowohl unter den Kreuzfahrern und mit dem östlichen Kaiser.

    Aber das Unglück von Hattin hat das zerstört.

    Ich will auch zu Bedenken geben, daß der große Teil der Bevölkerung Palästinas damals christlich war.

  11. „Ja und nein, dafür hätte man mehr Zeit gebraucht und eine größere Einigkeit sowohl unter den Kreuzfahrern und mit dem östlichen Kaiser.“

    Ja, diese waren bedeutende Probleme – obwohl die Kreuzzüge oft an völlig banalen Dingen scheiterten, etwa Geld- und Proviantmangel (sehr typisch, vor allem in der Frühzeit), Seuchen, Krankheiten, politische Verzögerungen…

    „Ich will auch zu Bedenken geben, daß der große Teil der Bevölkerung Palästinas damals christlich war.“

    Ja eben. Genauso wie die heutige Türkei auch. Und dann flups! nur 600-800 Jahre später ist die Türkei zu über 90% moslemisch. (Es wäre interessant, zu vergleichen, wie die religiöse Zusammensetzung der iberischen Halbinsel unter moslemischer Herrschaft war. Allerdings werden da viele Christen auch in den Norden geflohen sein.)

    Andererseits waren der Balkan z. T. bis zu 500 Jahre unter türkischer Herrschaft, trotzdem konnte sich dort der Islam nicht entscheidend ausbreiten (mit Ausnahme Bosniens und Albaniens). Ich nehme an, weil die nationalen Identitäten damals schon recht ausgeprägt waren und die orthodoxen Nationalkirchen ein Kernstück dieser Identität bildeten (im heutigen Griechenland, Bulgarien, Serbien, Rumänien…). Dadurch war auch ein Widerstand da, der in Kleinasien (durch nationale und z. T. auch religiöse Zersplitterung der Christen) nicht existierte. Zudem haben die Türken in Europa auch nicht wirklich versucht, eine Konversion der Bevölkerung herbeizuführen.

  12. “Ich will auch zu Bedenken geben, daß der große Teil der Bevölkerung Palästinas damals christlich war.”

    Ja eben. Genauso wie die heutige Türkei auch. Und dann flups! nur 600-800 Jahre später ist die Türkei zu über 90% moslemisch.

    Nun, eigentlich wurde erst durch die ethnischen Säuberungen nach dem 1. Weltkrieg eine praktisch rein moslemische Türkei künstlich (und mit viel Brutalität) geschaffen. Die Ägäisküste, Istanbul und der Pontus waren noch vor 100 Jahren zum Gutteil griechisches Siedlungsgebiet, erst der militärische Erfolg Kemal Atatürks gegen die Griechen führte dazu, daß (viele!) Griechen diese Gebiete verlassen mußten und (nun ja, doch einige, aber deutlich weniger) Türken im Gegenzug Gegenden in Thessalien.

    Warum konnte nun der Islam gerade im Nahen Osten so nachhaltig Fuß fassen, nicht jedoch später am Balkan? Das könnte einerseits daran liegen, daß der Islam eben anfänglich auch eher eine christliche Sekte war (oder, wenn man das nicht so korankritisch formulieren will: eher einer christlichen Sekte ähnlich war), was bei der Eroberung des Balkans im Mittelalter sicher nicht mehr zutraf, andererseits nutzten die Eroberer geschickt die Mißstimmung unter der lokalen Bevölkerung Syriens, Palästinas und Ägyptens, die als Monophysiten (Kopten, Jakobiten) oder Nestorianer von der othodoxen Reichskirche verurteilt wurden, deren Bischofssitze quasi mit einer griechischen „Kolonialhierarchie“ besetzt wurden, und welche wohl Steuern zahlen durften, aber politisch-gesellschaftlich an den Rand gedrängt waren. Die Kopten begrüßten die Araber als Befreier (was sich bald ändern sollte!) — „omne regnum in se ipsum divisum desolatur“ …