in Catholica, Ecclesia

Ein Vorschlag zur sprachlichen Güte

Über kirchliche Strukturfragen wird in diesem Land nicht nur allzu gern diskutiert, die Strukturdebatte der vergangenen Jahrzehnte hat auch jede Menge sprachliche Ungetüme hervorgebracht. So zählt die Wikipedia eine wahrscheinlich nicht einmal vollständige Reihe grässlicher Synonyme für Pfarrverband auf:

Seelsorgeeinheit, Seelsorgebezirk, Kooperationseinheit, Pastoralverbund oder Pfarreiengemeinschaft

Beim Wort Seelsorgeeinheit muss ich immer an die berühmte Raufutter verzehrende Großvieheinheit denken. Die sprachlichen Missgriffe verweisen auf Schwierigkeiten im Denken.

Dabei könnte es so einfach sein. Wozu sollen Pfarreien überhaupt eigenständig bleiben, wenn sie sich den Pfarrer und das übrige pastorale Personal ohnehin teilen müssen? Legen wir die Pfarreien zusammen, dann braucht es keine Pfarrverbände oder dergleichen.

Stattdessen geben wir die Gleichsetzung von Pfarrei und Gemeinde auf. Eine Pfarrei mit mehreren Standorten, gerne auch Kirchorte oder Filialkirchen genannt, besteht dann aus mehreren Gemeinden. Eine Gemeinde definiert sich über ihre Kirche, den Ort des Gottesdienstes. Eine Pfarrei hingegen ist eine Verwaltungseinheit mit dem Pfarrer als Führungskraft.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Jede Menge Gremien können abgeschafft, die Kräfte gebündelt und der Blick wieder auf das Wesentliche gerichtet werden. Die an sich bewährte Territorialstruktur mit dem Prinzip der Ortsgemeinde bleibt erhalten. Und übrigens: Viele heute eigenständige Klein- und Kleinstgemeinden sind keine 100 Jahre alt. Sie wurden eigenständig, als Pfarrstellen für Priester gebraucht wurden.

Heute ist es umgekehrt.

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Kommentar

  1. In Basel haben sich, wenn ich da richtig durchsteige, zwei Varianten entwickelt: Das eine ist die „Pfarrei“, in der mehrere Pfarreien aufgegangen sind. Das andere sind Pastoralräume, in denen die Pfarreien selbstständig bleiben, aber zusammenarbeiten (was soviel heißt: sich die Leitung teilen). Die Pastoralräume wurden – und jetzt kommt die Crux an der Geschichte – meiner Wahrnehmung nach dort gebildet, wo der Widerstand in den einzelnen Pfarreien (verkürzt: Lokalpatriotismus) zu groß war.

    Hier in Freiburg gibt es „Seelsorgeeinheiten“ … und ich gebe Dir recht: ein garstig Wort.

  2. Ja, dann müßten die Pfarrer nicht ihre Kraft verpulvern weil sie dann nur an einer oder 2 Gremiensitzungen teilnehmen müßten und nicht an 4 ooder 5 mal so vielen.

  3. So ähnlich wird’s hier im Bistum Speyer gemacht: 2015 werden alle Pfarreien „aufgelöst“ und gleichzeitig neue Pfarreien gebildet, die aus mehreren Gemeinden (Ex-Pfarreien) bestehen. Gleitet werden diese dann von einem Pfarrer, der mit einem Seelsorgeteam arbeitet (i.d. Regel sind das Kooperatoren (Priester), Pastoral-, GemeindereferentInnen und Diakone).
    Spannende Sache – mit einer Menge kniffliger Hürden, die noch zu lösen sind.

  4. „““Die Vorteile liegen auf der Hand. Jede Menge Gremien können abgeschafft,Die Vorteile liegen auf der Hand. Jede Menge Gremien können abgeschafft, …“““

    Deshalb genau wollen viele das ja nicht. Ich habe über meine Eltern etwas Einblick in das katholische Vereinsleben in einer ganz normalen Pfarre und mein Eindruck ist : Selbstzweck.