Ist es wirklich eines? Und wenn ja, ist es ein dringliches? Der von Elsa zitierte Kommentar von Guido Horst diskutiert ja ein anderes Thema, das der unterschiedlichen theologischen Grundströmungen in der heutigen Kirche. Die Kalenderfrage lässt sich kaum diesem Thema zuordnen.
Das Problem, wenn es denn eines ist, besteht in der Parallelexistenz zwei verschiedener liturgischer Kalender, nämlich des Kalenders von 1960 für die außerordentliche Form und des heutigen Kalenders für die ordentliche Form des römischen Ritus. Der Kalender nach der Liturgiereform unterscheidet sich in zahlreichen Details vom traditionellen Kalender, der seinerseits auch schon vor 1960 zum Teil erheblich verändert wurde.
Was genau ist das Problem? Verschiedene Feste und Gedenktage am gleichen Tag gibt es selbst innerhalb des neuen Kalenders, je nach Ort. Verschiedene liturgische Texte am gleichen Tag scheinen mir hingegen gerade der Sinn der Parallelexistenz von ordentlicher und außerordentlicher Form zu sein. Wären die beiden Formen identisch, wozu dann überhaupt zwei Formen?
In der Praxis folge ich mit meinem Brevier dem traditionellen Kalender (1960), gehe aber gewöhnlich, auch mangels Alternativen, zur Messe in der ordentlichen Form. Das Problem schien vor meinem Wechsel von der Liturgia Horarum zum Breviarium Romanum größer als es tatsächlich war. Nun war es allerdings gerade der traditionelle Kalender, der mich zum Wechsel bewegt hatte.
Eine Einheitsliturgie, wenn auch in verschiedenen Sprachen, mit einem weitgehend vereinheitlichten Kalender wie nach der Liturgiereform ist überhaupt ein recht junges Phänomen. Früher hatten alle großen Orden und sogar viele Bistümer eigene Formen des römischen Ritus, zum Teil gar eigene Riten (wie heute noch Mailand) und selbstverständlich eigene Kalender. Das Modell des Römischen Generalkalenders mit eingebetteten regionalen Eigenkalendern ist eine relativ neue Errungenschaft.
Wie hätte man sich eine erneute Kalenderreform vorzustellen? Würde nur der gröbste Unfug des neuen Kalenders abgestellt und die schwersten Verluste gegenüber dem alten Kalender rekonstruiert? Würden die Heiligengedenktage wiederhergestellt? Oder würde eine Kompromisslösung gebastelt? Wie könnte die aussehen?
Die Liturgiereform bestand ja gerade darin, praktisch keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Fast alle Orationen wurden ausgetauscht, die Leseordnung neugefasst, die Zählung der Sonntage umgestellt und die Heiligen anders sortiert. Und das ist längst nicht alles.
Es wäre durchaus möglich, die neuen liturgischen Bücher auf den traditionellen Kalender umzustellen. Dazu bedürfte es einer einzigen Tabelle für die Zuordnung der Sonntagstexte. Die fehlenden Heiligen können aus dem Commune gefeiert werden oder ausfallen. Umgekehrt geht es auch: Man kann auch mit dem neuen Kalender die traditionelle Liturgie feiern.
Wo ist das Problem?
Passen Sie auf sich auf! Mit der Äußerung solcher Ansichten können Sie in Tradiland geteert und gefedert werden … 😉