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Klaus Berger kümmert sich nicht um Denkverbote

Klaus Berger, der sich erfreulicherweise nicht um Denkverbote schert und gern Klartext spricht, hat der Jungen Freiheit ein Interview gegeben. Das allein ist ja schon politisch inkorrekt. Auch in der CDU droht Redakteuren dieses Blattes durchaus Amtsverlust.

Den Anlass gaben die jüngsten Diskussionen um die Bedeutung des Kreuzestodes Christi, die Berger sehr treffend kommentiert:

Dieser Streit könnte nicht weniger markieren als das Ende des Christentums – wenn sich diese These durchsetzt.

Doch nicht darum soll es hier gehen. Stattdessen eine Reihe zitierenswerter Sätze Bergers:

Die Trennlinie verläuft in der Theologie zwischen Fundamentalismus und liberalem Christentum. Man selbst steht ratlos dazwischen, denn Fundamentalismus will man nicht, weil er Unbelehrbarkeit, und liberale Soße will man auch nicht, weil sie Profillosigkeit bedeutet.

Es ist übrigens typisch, daß die Katholiken, die liberal sein möchten, immer versuchen, die Protestanten links zu überholen. De facto gibt es heute eine Ökumene der liberalen Katholiken und Protestanten einerseits und der bibeltreuen Katholiken und Protestanten andererseits. Die Trennlinie verläuft schon lange nicht mehr wirklich zwischen den nominellen Konfessionen. In Deutschland sind die Bibeltreuen bekanntlich schon lange in der Minderheit.

Fundamentalist ist, wer meint, in der Kirche dürfe nur seine eigene Meinung gelten. Das gilt für „Rechte“ wie für „Linke“. Deshalb gibt es das Unfehlbarkeitsdogma, das nur für einen gilt und dann auch nur manchmal. Wo kämen wir hin, wenn von 1,3 Milliarden Katholiken jeder sich für unfehlbar halten würde?

Ich finde, die Judenmission sollte nach dem Vorbild des Paulus vor allem eine Sache der jüdischen Christen sein. Der Umgang der übrigen Christen mit solchen Judenchristen ist allerdings gegenwärtig der eigentliche schwarze Fleck auf unserer Weste! Denn diese sitzen buchstäblich zwischen allen Stühlen und werden daher – im Unterschied zum Beispiel zum Dalai Lama – noch nicht einmal zu Kirchentagen eingeladen, weil man fürchtet, damit die übrigen Juden zu verärgern. Diese Feigheit der Christen in Deutschland gegenüber ihren getauften jüdischen Brüdern und Schwestern ist allerdings ein Skandal.

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Kommentar

  1. Man kann es so sehen, muss es aber nicht.

    Mit dem Glauben verhält es sich so, wie mit der Schwangerschaft. Entweder man glaubt oder man lässt es. Ein bisschen schwanger, wie Berger vielleicht meint, ist man nie. Zumindest was die katholische Kirche betrifft. Katholische Dogmen sind nicht liberal, aber auch nicht fundamentalistisch. Sie sind Grundlage des Glaubens. Insofern vollkommen auch vollkommen unpolitisch. Wer sie bedingungslos anerkennt ist ein Gläubiger, jeder andere ein Zweifler, der seinen erlöschenden Glauben innerhalb seiner Kirche formuliert und versucht, diesen Auflösungsprozess als eine Entwicklung darzustellen, die den Glauben an die moderne Gesellschaft anzupassen versucht. Die „moderne Geslleschaft“ ist säkular. Ein „säkularisierter Christ“ aber, ist vor allem eines: ein Oxymoron. Ein Christ also, der noch begriffen hat, dass er eigentlich schon Atheist ist.

    Insofern verläuft die theologische Trennungslinie auch nicht zwischen liberalen und fundamentalistischen Christen, sondern immer noch zwischen den Konfessionen, wobei aber jede Konfession mit ihren eigenen Erosionsprozessen zu kämpfen hat. Zumindest in den Glaubensgemeinschaften westlicher Gesellschaften.

  2. Danke für den Hinweis auf das Interview, welches in Gänze zu lesen sich m. E. lohnt. Ob die Trennlinie zwischen den Konfessionen oder zwischen liberalen und fundamentalistischen Christen verläuft? Zum einen hängt das m. E. von der Betrachtungsebene ab (auf gemeindlicher Ebene sehe ich selten Schwierigkeiten im ökumenischen Dialog), zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob diese Etikettierung wirklich weiterhelfen kann.

    Ich denke dabei immer an die Aussage, dass wir Christen in dieser Welt leben, aber nicht von dieser Welt sind. Mit dieser Spannung muss man als glaubender Christ leben, und wer sich auf eine der beiden Extreme schlägt, der macht es sich, gelinde gesagt, zu einfach.

  3. Machen wir uns nichts vor, auch in der katholischen Kirche tritt eine tiefe Kluft zutage, wenn schon Robert Spaemann in der FAZ zu einer Broschüre der ZdK sagt:

    „Man muss sich klarmachen, dass die Annahme der meisten dieser Thesen einen Bruch mit dem Selbstverständnis der Kirche seit den Tagen der Apostel bedeuten würde. Ich für meinen Teil könnte dieser Kirche nicht mehr angehören.“

    Extra Ecclesiam nulla salus. Tiefer könnte die Kluft nicht sein. Auch der „normale“ Gläubige wird so über kurz oder lang vor Entscheidungen gestellt, die er später zu verantworten hat. Weil die Widersprüche Kernbereiche des Glaubens ergreifen. Wir sind zwar nicht von dieser Welt, aber die Reinheit unsere Seele wird sehr wohl in ihr geprüft. Auf die unendliche Barmherzigkeit Gottes würde ich mich nur sehr ungern verlassen. Man hat schließlich nur eine Chance und die würde ich ungern vermasseln. 🙂