in Catholica

Fasten

The Power of Less. Das Motto der Web 2.0 Expo San Francisco könnte auch gut über der Fastenzeit stehen. Nach gut einer Woche mit meinem diesjährigen Fastenprogramm – nur eine volle Mahlzeit am Tag, eine Schnitte Weißbrot mit Aufstrich plus Tee zum Frühstück und eine Scheibe Brot mit Käse oder Fisch sowie Saft abends, kein Alkohol, keine Süßigkeiten, kein Fleisch – fange ich an, mich wohlzufühlen.

Das Hungergefühl ist stark zurückgegangen und stört mich eigentlich nur noch abends. Morgens wache ich ohne Hunger auf, gehe meistens eine halbe Stunde laufen und frühstücke erst danach – wenn man das überhaupt Frühstück nennen kann. Es ist erstaunlich, wie leicht und schnell sich der Körper auf verringerte Nahrungsaufnahme einstellen kann.

Und ja, das ist deutlich weniger als sonst. Zum Frühstück und Abendessen sonst mindestens zwei Scheiben, vormittags ein zweites Frühstück, abends gern noch ein Bier mit Knabbereien, mal Süßigkeiten zwischendurch – all das fällt weg, und das bemerke ich auch.

Den grünen Tee, der seit Herbst aus gesundheitlichen Gründen für mich den Kaffee ersetzt hatte, habe ich jetzt auch noch abgeschafft. Er passt nicht zum Fasten, sondern er regt mich auf, statt anzuregen. Pfefferminztee oder Fenchel-Honig-Tee tun es auch. Weitere Sorten werden wahrscheinlich folgen.

Ich fühle meine Leistungsfähigkeit im Moment durch das Fasten nicht mehr eingeschränkt wie noch am Anfang. Vielleicht abgesehen von der Müdigkeit, die mich um diese Uhrzeit überfällt. Aber nach einem Tag, der wie jeder Werktag (außer Sonnabend) um 5.30 Uhr mit dem Weckerklingeln begann, ist das völlig in Ordnung. Also werde ich mehr schlafen. Oder es zumindest versuchen.

Hat das Fasten schon zusätzliche Kapazitäten freigesetzt? Ich weiß es nicht. Auf der geistlichen Seite ist – außer Laudes, Vesper und Lesehore – auch noch nicht viel passiert. Aber das kann noch werden. Das Schöne an der Fastenzeit ist ja, dass sie lange genug dauert. Ich übe mich in Geduld.

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Kommentar

  1. Für mich in dem Zusammenhang interessant, dass die evangelischen Christen seit ca. 30 Jahren zur Tradition des Fastens zurückgefunden haben, nachdem die Reformatoren (besonders Calvin und Zwingli) dies vehement abgelehnt hatten und teilweise heftig reagiert hatten (mit Wurstgelagen an Aschermittwoch). Ferner interessant, was Martin Luther in „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ über das Fasten geschrieben hat (in den Thesen 4, 20, 21, 28 und 29).