Langjährige Leser wissen vielleicht, dass ich den Rosenkranz seit geraumer Zeit in lateinischer Sprache bete. Dabei hilft mir ein seinerzeit selbstgebasteltes, doppelseitig bedrucktes Blättchen [frisch aktualisiertes PDF hier, beim Kompendium gibt es ein viel besseres Faltblatt]. Mit dieser Hilfe habe ich mittlerweile das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Pater noster, das Ave Maria, das Salve regina etc. in Latein auswendig gelernt.
Seit Anfang 2006 benutze ich das große Stundenbuch [hier ein Preisvergleich der lieferbaren Stundenbücher] für mein tägliches Gebet. Die Eröffnung und den Schluss der verschiedenen Horen, einige Hymnen, die Cantica Benedictus und Magnificat sowie das Te Deum bete ich seitdem auch auf Latein.
Zu Beginn der Heiligen Woche brachte die Post ein Paket mit den vier Bänden der Liturgia Horarum, sehr günstig bei Ebay erworben. Sie stammen aus Beständen der offensichtlich aufgelösten Bibliothek des geschlossenen Ordensseminars Geistingen CSsR, das zum Anfang 2006 aufgegebenen Kloster Geistingen gehörte.
Jetzt werde ich nicht auf einen Schlag das gesamte Stundengebet auf Latein verrichten, aber doch so manche Hore. Auch wenn ich natürlich nicht alles auf Anhieb verstehe. Ganz im Gegenteil – die meisten Hymnen zum Beispiel sind ziemlich unverständlich. Und für die Lesungen der Lesehore werde ich wohl beim deutschsprachigen Lektionar bleiben. Auch wenn es natürlich seinen Reiz hat, ex Catechésibus Hierosolymitánis auf Latein zu lesen.
Meinen Respekt vor diesem Vorhaben. Und ich sehe das mit großer Sympathie. Doch bitte, Martin, entfremden Sie sich nicht zu sehr von der Gemeinschaft. Denn Stundengebet ist in erster Linie das gemeinschaftliche Gebet, dann erst womöglich die Pflicht. Ich wünsche Ihnen von Herzen diese Gebetsgemeinschaft und soweit sie real existiert, würde es mich freuen, einmal mit ihnen zusammen in lateinischer Sprache den Lobpreis auf unseren Herrn anzustimmen (Ich glaub, das nennt man Selbsteinladung 😉
Hallo,
ich bin keine so regelmäßige Leserin, deshalb weiß ich nicht, ob du schon mal darüber berichtet hast. Warum betest du den Rosenkranz, sowie die Eröffnung und den Schluss der verschiedenen Horen usw. auf Latein? Es ist nur die reine Neugierde, die mich dazu treibt dies zu fragen, denn ein Gebet auf Deutsch ist ja einfacher.
»Ad multos annos!« kann ich nur wünschen. Halten Sie’s durch, auch wenn am Anfang vielleicht manches unverständlich ist, denn Latein ist einfach eine wunderbar meditative Sprache. Und bei Gebeten, Hymnen und Psalmen kommt es letztlich eher auf ein „Kontinuum“ an, in welches man eintaucht, als auf die exakte Wortverständlichkeit bis ins Detail (dies zugleich als Versuch einer Antwort auf Kollegin Niedenthals Frage).
Bei den Lesungen ist natürlich die Muttersprache im Vorteil, obwohl auch hier (vielleicht nicht bei den von Ihnen genannten Catecheses, wohl aber bei Autoren wie Ambrosius, Augustinus oder Gregor d. Gr.) die lateinische Originalsprache schon ein spezifisches „Flair“ hat, das zu erkunden sich lohnt.
Jedenfalls sollten Sie aber (z.B. über http://www.zvab.com/) auch ein „Breviarium Romanum“ zu erwerben trachten (möglichst in einer Pius X-Version, denn der „Bea-Psalter“ Pius‘ XII ist einfach zu scheußlich!), denn die Grundlage der heutigen Liturgia Horarum liegt eben genau dort, und es ist interessant, hier Vergleiche anzustellen und Entwicklungen zu erkennen.
Viel Erfolg!
P.S.: wenn Sie irgendwelches Informationen zur Liturgia Horarum und v.a. zum Breviarium Romanum brauchen sollten und Sie die von mir geäußerten ketzerischen Gedanken nicht allzusehr abschreckten ;-), stehe ich für historische und praktisch-rubrizistsche Fragen natürlich gerne zur Verfügung — ich habe schließlich jahrelange Erfahrungen mit lateinischen Brevieren.
Gratulation zum Umstieg auf die Lit.hor.- ich hoffe, du hast die aktuelle Version ergattert, die editio typica altera von 1985 nämlich…. wie auch immer,: die „Liturgia horarum“ ist dem „Stundenbuch“ um einiges überlegen, nicht nur weil sie handlicher ist:-)), allerdings wirst du mit der Zeit drauf kommmen, dass auch sie schon längst wieder reformbedürftig ist; die Brevierreformgeschchte ist allerdings noch wesentlich umfangreicher als die des Missales, ergo:dazu ein andermal und an anderer Stelle. Surrexit Dominus vere!
Danke für die guten Wünsche, die Hilfsangebote und die brüderlichen Mahnungen!
Georg, es handelt sich um die erste Ausgabe, nicht um jene von 1985ff., von der ich bis eben nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Hier mehr dazu.
die editio typica altera ist die derzeit letzte Fassung der Liturgia horarum, in der sämtliche biblischen Texte, also auch und v.a. die Psalmen-aber natürlich nicht nur sie- der Neo-Vulgata entsprechen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Editio typica unter Paul VI noch nicht fertiggestellt bzw. nur provisorisch fertiggestellt war; m.a.W. es gibt textlich einige Unterschiede zwischen den beiden Fassungen; (hatte mich schon gewundert, dass du so günstig zur Lit.hor. gekommen bist…;-))- allerdings ist die Gesamtausgabe der z.Z. authent. ausgabe der liturgia horarum immer noch um etliches günstiger als die Gesamtausgabe des deutschen Stundenbuches… (übrigens ist dieses dem lat. Original trotz aller Abweichungen noch wesentlich worttreuer als die frankophone Ausgabe… aber die Franzosen hatten schon immer einen Hang zu gallikanischen sonderwegen…)
http://stundengebet.blogspot.com/2007/04/das-stundengebet-in-latein-warum-wozu.html ein link zum lateinischen Stundengebet von Abt Gregor OCist. von Heiligenkreuz
Immerhin zitiert die lateinische editio typica des KKK von 1997 immer die Ausgabe aus den 70er Jahren.