in Liturgia, Ordinarius loci

Liturgisches Suchspiel

Zweiter Fastensonntag. Das Hirtenwort des Bischofs liegt als Broschüre am Eingang aus. Ich nehme ein Exemplar mit.

Der Pfarrer zieht zum feierlichen Orgelvorspiel ein. Er trägt ein Gewand in bräunlich-rötlichen Farben, das von fern einem Teppich aus den siebziger Jahren gleicht. Vor ihm tragen zwei Ministranten den Weihrauch. Der Altar ist mit Blumen geschmückt, die vom Weltgebetstag der Frauen stammen, wie sich später herausstellen wird.

Nach der Eröffnung tritt der Diakonatsanwärter ans Ambo und ruft die Gemeinde zur Besinnung. Auf Kyrie und Vergebungsbitte folgt ein vom Pfarrer frei formuliertes Gebet. Nach der ersten Lesung singt die Gemeinde „Du bist da, wo Menschen leben“.

Der Pfarrer verkündet das Evangelium. Anschließend fragt er die Kinder, was sie auf dem aus China stammenden Hungertuch sehen, mit dem die Kreuzigungsgruppe über dem Tabernakel verhängt ist. Daran schließt sich eine Predigt an.

Danach wird das Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen. Es folgen die Fürbitten und die Kollekte. Den Gesang zur Gabenbereitung singt der Pfarrer kräftig mit, während er die Gaben bereitet. Zur Händewaschung treten die beiden Kommunionhelfer zum Pfarrer an den Altar.

Nach dem Gesang trägt der Pfarrer die Antiphon „Mein Beten steige zu dir auf, wie Weihrauch, Herr, vor deinem Angesicht“ vor. Die Gemeinde wiederholt sie. Der Pfarrer beginnt die Präfation. Nach Sanctus und Wandlung folgen die Akklamation „Wir preisen deinen Tod“ und ein nicht identifzierbares (Kinder[?]-)Hochgebet mit weiteren Akklamationen.

Zum Vater unser bilden die Kinder einen großen Kreis um den Altar. Das Vater unser wird nach einer anderen Melodie gesungen und mit Gebärden begleitet. Der Embolismus entfällt, ein frei formuliertes Friedensgebet und der Friedensgruß schließen sich an. Der Pfarrer geht mit der Hostienschale einmal den Kreis um den Altar entlang, reicht Ministranten und Kommunionhelfern die Kommunion und bezeichnet die Kinder mit einem Kreuzzeichen.

Danach folgen das dreifach gesprochene Lamm Gottes und die Kommunionausteilung. Dazu spielt die Orgel. Nach einem Danklied trägt der Pfarrer ein frei formuliertes Gebet vor, lädt zum Kirchenkaffee und und erteilt den Segen. Ite missa est. Deo gratias. Zum Schlusslied zieht der Priester mit den Ministranten und Kommunionhelfern aus. Es folgt ein kräftiges Orgelnachspiel.

Wer findet alle Fehler?

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Kommentar

  1. Wer findet alle Fehler?

    Ich denke, es wäre einfacher zu fragen: „Wer findet keine Fehler?“

    😉

  2. fehler? desjenigen, der in den gottesdienst gegangen ist und etwas anderes vorfindet als er erwartet hat? vorher einfach in das gemeindeblatt gucken, wer die feier hält. – und nachdem das „unglück“ passiert ist, vielleicht einfach mit dem priester sprechen? – ich versuche, mich nie über gottesdienste aufzuregen. (ich übe noch.) bin überzeugt, dass es nicht meine aufgabe ist.

  3. Beisasse,

    mmh, meinst Du im Gemeindeblatt war eine Ansammlung liturgischer Fehler angekündet? Ich denke doch eher, das stand Amt, (Bet)Singmesse oder auch „als Familien/Kindergottesdienst“. Trotzdem gelten liturgische Vorgaben.

    Das ganze mit dem Priester besprechen (falls noch nicht geschehen) fände ich gut.

    MR,

    also folgende Fehler habe ich gefunden:

    1. Das Hirtenwort liegt nur aus und wird nicht verlesen.
    2. Die passende liturgische Farbe ist violett und nicht bräunlich-rötlich.
    3. Frei formuliertes Gebet statt das Tagesgebet
    4. Das Hungertuch verhängt den Tabernakel (kommt erst in der Passionszeit).
    5. Der Pfarrer hat normal die Gebete zu Gabenbereitung zu sprechen (ich nehme an, er hat es nicht nachgeholt).
    6. Kommunionhelfer treten normal erst nach dem Vater Unser hierzu (weiß aber nicht, ob das vorgeschrieben ist).
    7. Ob das Kinderhochgebet nur albern und ärgerlich ist, oder auch fehlerhaft (etwa zweite Wandlung?) kann man so nicht entscheiden.
    8. Der Embolismus entfällt
    9. ein frei formuliertes Friedensgebet
    10. Der Pfarrer beginnt halb mit der Kommunionverteilung vor dem Agnus Dei (komischerweise entspricht das dreimalige dem „alten Ritus“)

    Ich habe mich auf Fehler beschränkt und andere Ärgernisse mal weggelassen.

  4. Lieber beisasse, es steht nicht im Gemeindeblatt, wer die Messe hält. Obwohl ich es in diesem Fall wusste oder wenigstens mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten musste. Es war ein Pflichttermin im doppelten Sinne: Zur Sonntagspflicht trat eine weitere Pflicht.

    Ich will und kann nicht meinen Messbesuch davon abhängig machen, welcher Priester zelebriert. So wichtig ist der Priester dann auch wieder nicht.

    Es kann und darf nicht sein, dass ein Priester die Messe zu seinem persönlichen Spektakel macht. Ich habe schon vor längerer Zeit mit ihm darüber geredet und werde es wieder tun. Diesmal nicht allein.

    Am Ausgang erhielten wir übrigens einen Fragebogen. Erster Punkt: „Ich würde in unserer Gemeinde ändern:“

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