Am 11. November – da hatte ich gerade ein Hochfest zu feiern – gab Cardinal Arinze die Keynote Address (hier die deutsche Übersetzung) an die Gateway Liturgical Conference in St Louis, Missouri. Er adressierte dabei auch die hier schon diskutierte Frage nach der Verständlichkeit der Liturgie:
Verständlich soll nicht heißen, dass jedes Wort von allen unmittelbar verstanden werden kann. Betrachten wir aufmerksam das Credo. Es ist ein „Symbol“, eine feierliche Erklärung, die unseren Glauben zusammenfasst. Die Kirche musste erst einige Generalkonzilien einberufen um eine präzise Artikulation einiger Artikel unseres Glaubens zu erreichen.
Nicht alle Katholiken verstehen in der Messe sofort und vollständig manche der katholischen liturgischen Formen, wie zum Beispiel die Inkarnation, die Erschaffung, die Passion, die Wiederauferstehung, die Wesensgleichheit mit dem Vater die vom Vater auf den Sohn übergeht, die Wandlung, die reelle Gegenwart und der allmächtige Gott. Und dies ist nicht eine frage des Englischen, Französischen, Italienischen, von Hindi oder Swahili.
Die Übersetzer dürfen nicht zu Ikonoklasten werden, die der Reihe nach das zerstören oder beeinträchtigen, was sie übersetzen. Nicht alles kann während der Liturgie erklärt werden. Die Liturgie erschöpft nicht die gesamte Handlung der Kirche (vgl. Sacrosanctum Concilium, 9). Es ist auch Theologie nötig, Katechese und Predigt. Und auch im Falle einer guten Katechese bleibt ein Mysterium unseres Glaubens doch immer ein Mysterium.
In Wirklichkeit können wir sagen, dass das Wichtigste am göttlichen Kult nicht darin besteht jedes Wort oder jeden Begriff zu verstehen. Nein; das Wichtigste ist, dass wir eine Haltung der Ehrerbietung und der Furcht vor Gott annehmen, dass wir anbeten, loben und danken. Das heilige, die Dinge Gottes müssen ohne vorgefasste Meinungen angegangen werden.
Im Gebet ist Sprache zu allererst ein Kontakt zu Gott. Ohne Zweifel dient die Sprache auch der verständlichen Kommunikation zwischen menschlichen Wesen. Aber der Kontakt zu Gott hat Vorrang. In der Mystik nähert sich dieser Kontakt dem Unaussprechlichen, dem mystischen Schweigen wo es keine Sprache mehr gibt, und erreicht es zuweilen auch.
Hier die gleiche Passage im Original:
Intelligibility should not be pushed to mean that every word must be understood by everybody at once. Just look carefully at the Credo. It is a „symbol“, a solemn summary statement, on our faith. The Church has had to call some General Councils for an exact articulation of some articles of our faith. Not every Catholic at Mass will immediately understand in full such normal Catholic liturgical formulae as Incarnation, Creation, Passion, Resurrection, Consubstantial with the Father, Proceeding from the Father and the Son, Transubstantiation, Real Presence, Transcendent and omnipotent God. This is not a question of English, or French, or Italian, or Hindi, or Kiswahili. Translators should not become iconoclasts who destroy and damage as they go along. Everything cannot be explained during the liturgy. The liturgy does not exhaust the entire life activity of the Church (cf Sacrosanctum Concilium, 9). There is also need for theology, catechetics and preaching. And even when a good catechesis has been delivered, a mystery of our faith remains a mystery.
Indeed, we can say that the most important thing in divine worship is not that we understand every word or concept. No. The most important consideration is that we stand in reverence and awe before God, that we adore, praise and thank him. The sacred, the things of God, are best approached with sandals off.
In prayer, language is primarily for contact with God. No doubt, language is also for intelligible communication between us humans. But contact with God has priority. In the mystic, such contact with God approaches and sometimes reaches the ineffable, the mystical silence where language ceases.