in Biblia, Ideologia

Ideologieverdacht

Ich weiß ja nicht, aber ich denke, so wie Margot Käßmann in Chrismon die Bibel in gerechter Sprache verteidigt, wird sie den Ideologieverdacht nicht los, unter dem das Projekt schon seit geraumer Zeit steht.

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Kommentar

  1. Und bezeichnenderweise sieht Frau Käßmann folgendes Problem (natürlich nur theoretisch)?

    „Maßt man sich an, besser zu sein als Martin Luther?“

    Wenn sie das nächste Mal irgendwie sagt, in der Katholischen Kirche verstelle oder verdränge irgendwas den Herrn Jesus, dann sollte man ihr das hier vorhalten (zusammen mit Lutherbonbons etc.)

  2. Weiterhin,

    ob das Wort Adonai eine „allein Gott vorbehaltene Herrschaftsbezeichnung“ ist oder nicht ein Wort was im Hebräischen jeder zu seinem Vorgesetzten gesagt hätte, sollten die in diesen Sprachen kundige beantworten. Bei den Übersetzungen Kyrios, Dominus, Herr ist es schließlich so. Und schließlich ist noch nicht mal das Wort „Gott“ Gott vorbehalten. Ganz abgesehen davon, daß Adonai nunmal keine Übersetzung ist. Und wo gibt es im Urtext „die Lebendige“?

    „Nun können vorhandene antijüdische Passagen nicht durch eine Übersetzung verdrängt werden.“

    Hört man da eine gewisse Enttäuschung heraus. Nun, ich sehe gar keinen antijüdischen Passagen (außer man betrachtet das ganze AT auch als antijüdisch), obschon es manchmal antipharisäisch zugeht (was aber auch wieder gut pharisäisch ist).

    „Eine Übersetzung mit „Sklavinnen und Sklaven“ macht klarer, welchen Status die Menschen hatten.“

    Das tut sie eben nicht, denn man könnte genauso gut von „abhängigen Beschäftigten“ reden.

    Ist eine Verzerrung des Textes wirklich „eine Möglichkeit auch für Menschen, die nicht des Griechischen und Hebräischen kundig sind, neu zu verstehen, was der Urtext meint.“

    Und dann hat sie die Frechheit zu sagen, die Bibel stehe im „Zentrum unseres Glaubens“ – ja, die Bibel als irgendwie magisches Hokus-pokus-Ding, das zwar zentral ist, aber mit dem jeder machen darf was er will.

    Aber Frau Käßmanns Hauptsorge ist nun eher, es könne eine „Abwertung der wunderbaren und kraftvollen Übersetzung Luthers“ sein, „die in unseren Kirchen Standard bleibt“. Laßt uns den Urtext also vergessen.

  3. also wenigstens im mordernen Hebräisch, das ja weitgehend auf dem biblischen aufbaut, verwendet man die Anrede „Adoni“(= mein Herr) ganz genauso wie Monsieur auf Französisch; von wegen Gott allein vorbehalten;
    so sagt man normalerweise am Morgen: Boker tow Adoni Meier, ma nishma? (Guten Morgen Herr Meier, wie geht’s?) u.ä.
    Wenn schon auf biblisch, jüdische Tradition zurückgreifen dann auf HaShem ( der Name); denn das ist in der jüdischen Tradition eindeutig der für Gott reservierte „Titel“ -wenigstens überwiegend und hauptsächlich.

    Nur wie hört sich denn das in einer so korrekten Übersetzung an?:
    z.B.“… das Wort Des Namens ging an mich….“ usw.– zudem ist „der Name“ im Deutschen und in vielen anderen Sprachen schon wieder maskulin-oh Schreck.

    Diese Sucht nach korrekter oder gerechter Sprache spiegelt mehr die allgemeine Verunsicherung in unserer Gesellschaft wider und nimmt zunehmend pathologische Züge an.

  4. Danke, Georg.

    Es wäre ja auch ehrlich gesagt ziemlich bescheuert, ein Wort zu nehmen bzw. zu erfinden, daß Gott allein vorbehalten ist. Sprache ist in gewisser Hinsicht ein Gleichnis und wenn ein Wort nur für das vorbehalten ist, was es beschreiben soll, dann ist es aussagelos … oder ein Name. Der aber soll hier doch grade vermieden werden … und selbst der hebräische Gottesname (der ja eigentlich keiner ist) benutzt ja ganz normale Wörter.

    Was den „HaShem“ angeht: das ist wiederum auch erstmal ein ganz normales Wort, was nur durch den Kontext zu „Dem“ Namen wird. Als „gerechte“ Übersetzung schlagen ich die Benennung vor, denn die ist weiblich und wie wir ja wissen ist nur maskuline Einseitigkeit böse. 😉

  5. Ne Leute leider nicht!

    Adonaj ist nicht Adoni – hier haben die Masoreten ein bewußtes Konstrukt für die Gottesanrede geschaffen.
    (gram. gesprochen falscher Bindevokal, der nicht klar werden läßt ob Einzahl oder Mehrzahl)
    Mithin nicht nur JHWH darf nicht ausgesprochen werden, sondern sein Ersatzwort ist nicht greifbar, weswegen im Judentum heute meist einfach „haSchem / der Name“ benutzt wird.

    Eigentlich ist somit wieder das absurde HErr der lutherischen Tradition ganz nett!

    ceterum censeo:die Bibel in „gerechter“ Sprache bleibt natürlich trotzdem ein affiges Projekt (eine affige Projektin?).

  6. Danke für die Expertise!

    Ist das aber wirklich dann eine Tat der Masoreten, die doch meines Wissens viel später wirkten?

    Zu Deinem ceterum censeo:

    stimmt natürlich, aber die Macherinenn würden natürlich, wäre es eine „affige Projektin“, die Maskulinform wählen, weil nur Männliches böse sein kein. „Bibel“ ist ja zum Glück schon feminin.

  7. no nebbich; aber die Masoreten haben tatsächlich sehr viel mitentschiede, wenn man so will; in Anlehnung an B16 und die Dynamik der Offenbarung im Hinblick auf die Septuaginta, kann man die Masorten aber natürlich auch als Werkzeuge der Offenbarung betrachten…
    was mich angeht: ich halt es, wie der dil in rete mit „haShem“…