Die Debatte über die Liturgiekonstitution des Konzils, das Missale von 1969/1970, die damit verbundene Liturgiereform und die daraus folgende liturgische Praxis ist kompliziert, weil häufig nicht hinreichend zwischen diesen vier Elementen unterschieden wird. Ich möchte daher in aller Kürze skizzieren, wo die wesentlichen Unterschiede liegen (und eine Bewertung gleich voranstellen).
- Die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium hat der Kirche die Erneuerung und Pflege der Liturgie aufgegeben und dazu verschiedene Vorgaben gemacht.
- Das Missale von 1969/1970 ist zum Teil über diese Vorgaben weit hinaus gegangen, zum Beispiel mit der Multiplizierung des Kanons.
- Die parallel dazu vollzogene Liturgiereform wiederum ist über die Vorgaben des erneuerten Missale weit hinaus gegangen, zum Beispiel mit der Umkehrung der Zelebrationsrichtung.
- Die daraus folgende liturgische Praxis geht über die Liturgiereform weit hinaus, zum Beispiel durch unerlaubte Abweichungen vom Missale.
Man kann sicherlich mit guten Gründen jedes der vier Elemente negativ beurteilen. Und es hat eine gewisse Logik, von der Kritik an der liturgischen Praxis über die Kritik an der Liturgiereform zur Kritik am Missale von 1969/1970 fortzuschreiten – und dann den nächsten Schritt zu gehen und die Liturgiekonstitution zu kritisieren. Aber der Reihe nach. Damit der Beitrag nicht zu lang wird und die Diskussion nicht zu unübersichtlich, werde ich vier Teile daraus machen.
Danke für diese klare Analyse der verschiedenen Ebenen der liturg. (Ab-)wege und die Entwirrung des „Problemhaufens“;
mag sein, dass einer eine noch weiter differenzierte Unterscheidung dieses Komplexes entwickelt.
Dein Vorschlag mit diesen vier Ebenen ist für eine sachliche Diskussion ein absoluer Fortschritt.