Das heutige Tagesgebet wurde mir wie folgt ergänzt zu Gehör gebracht:
Allmächtiger Gott,
bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes
hast du durch das Zeugnis der Mütter und Väter
die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt.
Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen,
wenn unsere Annahme an Kindes statt
sich einmal vollendet.
Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören,
damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Gibt es unter den geschätzten Lesern dieses Notizbuches jemanden, der mir den Sinn dieser Ergänzung erläutern kann? Ich verstehe ihn nicht.
Ich vermute mal, da hat jemand das Evangelium nicht richtig gelesen oder etwas hineininterpretiert, was nicht hinein gehört. Die einzigen Zeugen, die erwähnt werden, sind Petrus, Johannes und Jakobus. Von einer Frau wird nichts berichtet.
Ich sage nur: die berühmten „pharisäischen Männer und Frauen (sic!)“ der „Bibel in gerechter Sprache“… 🙂
So wird durch das Bestreben nach „Gleichheit“ der Kontext und Sinn der Heiligen Schrift zerstört und der Text verfäscht. Hat aber natürlich Tradition („durch den Glauben allein„…).
Nanana Petra,
erstens lehnen die Protestanten natürlich jede Berufung auf Tradition ab und zweitens stimmt der Vorwurf so natürlich tatsächlich nicht. Schließlich ist es eine lutherische Dreiheit, die die Erlösung richtig beschreibt: „Allein durch Gnade, allein durch Glauben, allein durch die Schrift.“ Und damit meinte Dr. Martin Luther damals nicht das Andachtsbuch des Heiligen Exupéry oder verfälschende Einfügungen häretischer Kommissionen, sondern die Heilige Schrift selbst.
Womit mein zulässiger Wert an Luther-Apologetik für heute erreicht sein dürfte…
Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.
Vielleicht war Elija doch eine Frau und wir wissen es nicht.
Neiiiinnichtverhauen …. *wegrenn*
Da hat vielleicht wieder der Trend zur „feel good“-Religion gegriffen…
„Christus, unser BRUDER und Herr“ war früher, jetzt kommen die „MÜTTER und Väter“…
Vielen Dank für Eure Anmerkungen. Aber schlauer bin ich jetzt immer noch nicht. Gibt es wirklich keine Erklärung?
diese „all-inclusive“-Liturgiesprache dürfte wohl die einzige Erklärung sein, ansonsten ist e ein geradezu klassisches Beispiel elcher Unsinn bei diesen improvisierten bzw. halbimprovisierten liturg. Texten herauskommt…..
Wenn schon die Übersetzungaus dem lat. Original so eine anspruchsvolle Angelegenheit ist (siehe Revision der englischsprach. liturg. Bücher…) warum glauben dann weiterhin soviele Liturgen an ihren pers. Genius?
Ich glaube das Gleiche wie Georg. Dieses all-inclusive-Denken (wenn das männliche Wort gesagt wird, müssen damit auch die Frauen gemeint sein) ist schon in der Welt so verbreitet – warum sollte es in der Kirche anders sein?
Ein gutes Beispiel dafür ist natürlich die sehr verbreitete Anrede „Brüder und Schwestern“ statt „Brüder“ bei den Lesungen aus den Paulusbriefen. Ist zwar nicht so problematisch, weil ja tatsächlich in den meisten Fällen beide Geschlechter gemeint sind – aber es ist nichts desto trotz eine Verfälschung des offiziellen liturgischen Textes. Würde ich einmal in die Situation kommen, als Lektorin zu fungieren, würde ich sicher „Brüder“ sagen… 🙂
@Dybart:
Ist schon klar – ich wollte damit nur sagen, dass das „Hinbiegen“ der Hl. Schrift zu eigenen Zwecken im Protestantismus eine bedeutende Tradition hat. Siehe auch den alttestamentlichen Kanon, dessen Grund zwar sicher vor allem die Unkenntnis der Geschichte war, aber auch theologisch auffallend gelegen kam (siehe den Wegfall von 2 Makk und damit des Gebetes für die Toten).
Und dass die Protestanten „jede Berufung auf Tradition“ ablehnen, stimmt so natürlich auch nicht, schon gar nicht, was den klassischen (lutherisch-melanchtonianischen) Protestantismus betrifft. Jedenfalls sind viele Feststellung des Augsburger Bekenntnisses (http://www.ctsfw.edu/etext/boc/ac/german/) nur vor dem Hintergrund der kirchlichen Tradition erklärbar.
Also wenn mans hinbiegen will: sicher haben später auch Frauen von der Verklärung erzählt, wovon sie z.B. von Pertus gehört haben. Der Petrus wird es seiner Frau erzählt haben…
Ja Petra,
das ist ja gerade der Gag: sie Lutheraner (und damit immer noch die vernüftigsten unter den reformierten kirchlichen Gemeinschaften) behaupten zwar „sola scriptura“, um sich von ihrer Meinung nach falschenTraditionen verabschieden zu können, machen es aber praktisch (vernünftigerweise) nicht, weil sich nicht alles aus unserem Glauben direkt aus der Bibel ableiten läßt.
Und Martin,
ich sehe das genauso wie meine Vorredner. Es handelt sich um einen typischen Fall von „Wir ersetzen „Söhne“ mit „Töchtern und Söhne“ und „Väter“ mit „Mütter und Väter“ ohne auf den Sinn zu schauen, denn wir sind modern und keine Fundamentalisten“.
Allerdings muß ich zugeben, daß mir im Original auch nicht ganz klar ist, auf wen sich das „Väter“ eigentlich bezieht: „bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes hast du durch das Zeugnis der Mütter und Väter die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt.“
Es können eigentlich nicht Petrus (und seine Frau) gemeint sein, denn bei der Verklärung hat keiner der Jünger durch ihr Zeugnis die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt. Das hätten sie höchstens nachher machen können.
Daher können eigentlich nur Mose und Elija gemeint sein, wobei der Tagesgebetergänzer vielleicht noch an Miriam und Hulda und die ganzen anderen vergessenen Prophetinnen gedacht hat, die aber bei der Verklärung gar nicht dabei waren.
Ich vermute allerding, er hat in Wirklichkeit gar nicht gedacht, das aber mit ziemlicher Überzeugung.
Ich habe mich vor Lachen weggeschmissen, als der Schweizer Pfarrer in seine Predigt gendercorrect sein wollte, sich dabei verhaspelte, und ein »Mitbrüderinnen« hervorbrachte …
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Dybart,
sie machen es praktischerweise nicht.
Gut so, denn was dabei rauskommt, kann man in „De doctrina christiana“ (sic!) von John Milton lesen. Ich würde sagen, er war der erste, der „sola scriptura“ radikal befolgt hat.
Martin,
ich glaube der Einfüger hat bei „Väter“ an die Väter unseres Glaubens gedacht (so wie in „der Glaube unserer Väter“) und dann gemeint, die Mütter noch mal eigens zu erwähnen – es gibt ja auch einige starke Glaubensmütter (die vier Ahnmütter Christi, Sarah, Rebekka, Esther, Judith etc.), wenn ich auch die traditionelle Formulierung vorziehe.
Im übrigen hat natürlich Dybart Recht, wenn er mit Väter die Propheten gemeint sieht.