in Catholica

Nicolás Gómez Dávila

In den letzten Tagen hatte ich Gelegenheit, mehrere Blicke in das Buch „Einsamkeiten“ von Nicolás Gómez Dávila zu werfen. Seine Bücher sind reine Aphorismensammlungen.

Der intelligente Mensch lebt nie in einer mittelmäßigen Umgebung. Eine mittelmäßige Umgebung ist die, in der es keine intelligenten Menschen gibt.

Die Parteigänger einer Sache sind in der Regel die besten Argumente gegen sie.

Die Idee der freien Entfaltung der Persönlichkeit scheint ausgezeichnet, solange man nicht auf Individuen stößt, deren Persönlichkeit sich frei entfaltet hat.

Meine Überzeugungen sind die eines alten Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt.

Köstlich! Dazwischen finden sich immer wieder katholische Anspielungen, offene Bezüge zum katholischen Denken und Seitenhiebe auf katholische Zeitereignisse. So schreibt er einmal sinngemäß über das Zweite Vaticanum, es habe mehr einer Versammlung von Gewerbetreibenden geglichen, die ihre Kundschaft verloren hatten…

Und wie das Leben so spielt, berichtete auch der Spiegel gerade in der vergangenen Woche [kostet] über diesen Autor.

Der kolumbianische Aphoristiker Nicolás Gómez Dávila wird in Europa als neuer Nietzsche entdeckt. Die einen halten den reaktionären Denker für genial, die anderen für unerträglich elitär.

Pflichtlektüre! „Einsamkeiten“ ist bei Karolinger erschienen. Bei Amazon lieferbar ist sein Frühwerk „Notas. Unzeitgemäße Gedanken“.

Das im Spiegel abgedruckte Foto (oben) stammt übrigens von Martin Mosebach.

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Kommentar

  1. „Wir verwerfen den Kapitalismus nicht, weil er die Ungleichheit fördert, sondern weil er den Aufstieg von niedrigen Menschentypen begünstigt.“ – Hmmm, verzeihung, aber einen kleinen Hammer hatte der gute Mann schon, oder?
    Aber nun hab ich immerhin verstanden, wieso er mit nietzsche verglichen wird.

  2. Durch den SPIEGEL-Artikel bin ich auch prompt aufmerksam auf ihn geworden… Mir gefiel am besten das Zitat: „Meine Überzeugungen sind die eines alten
    Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt.“

    Und FingO, es gibt ganz unterschiedliche V2-„Hasser“ (ich wüsste nicht einmal, ob er denn einer ist). Jene Leute, die es bzw. das Nachspiel miterlebt haben und es kritisch sahen, sind aber auf jeden Fall viel interessanter – und auch viel unterschiedlicher – als die heutigen RadTrads (tw. mit diesen auch gar nicht zu vergleichen).

  3. Es gibt viel bessere Zitate. Wenn ich das Buch mal wieder in die Finger bekomme, dann bringe ich ein paar.

    Als „V2-Hasser“ ist er mit Sicherheit falsch eingeordnet.

  4. „So schreibt er einmal sinngemäß über das Zweite Vaticanum, es habe mehr einer Versammlung von Gewerbetreibenden geglichen, die ihre Kundschaft verloren hatten…“

    Leider weiß ich ja nicht den genauen Wortlaut, aber sowas über ein Konzil zu sagen, halt ich für ein starkes Stück. Und wenn nicht so einer ein V“-Hasser ist, wer dann?

    Aber ansosten teilweise recht markige Zitate, die gefallen können, stimm ich zu.

  5. Darf ich mal rumprollen und anmerken, daß ich mir das wenn dann auf Spanisch reinziehen werde?

    Ich hatte schon 2004 in der ZEIT von ihm gelesen. Er beobachtet messerscharf, am besten sich selbst.

    Und ich stimme fast allem zu.

  6. FingO, ich glaube, Du überinterpretierst das ein bisschen. M. E. ist diese Feststellung eher eine scharfsichtige, pointierte Bestandsaufnahme (eigtl. weniger des Konzils als seiner Folgen bzw. der Kirche danach), als jetzt irgendein Ausdruck des Hasses gegen „V2“.

    Zum Trost empfehle ich übrigens die Lektüre des Rite of Exorcism of the Spirit of Vatican II beim Curt Jester:

    The exorcist after appealing to the Holy Spirit begins to read the actual texts of the documents of Vatican II. As mentioned above be prepared for a violent reaction especially while reading Sacrosanctum Concilium. If the possessed person is not gagged be prepared for obscene outbursts like „Your mother is a homophobe.“ Rainbow colored projectile vomiting has also been known to occur. While the text is read the bystanders chant „The power of the text compels you.“

    Köstlich! 😉

  7. Ich frag mich, wie heldenhaft sich Katholiken ueber Leute aeussern wuerden, die aehnliche Worte ueber andere Konzilien in den Mund nehmen wuerden. Da hiesse es sofort „Hilfe! Ketzterei!“

    Sorry, aber kann auch bei den angeblich rechtglaeubigen vielleicht ein seltsames Konzilsverstaendnis die Ursache dafuer sein, dass man sich so einer Sprache bedient.

    Das einzige, was man amV2 kritisieren koennte, ist, dass nicht wie „in alten Tagen“ DER SEI AUSGESCHLOSSEN hinter vielem stand, dann wuerden vielleicht die Leute etwas anders uebers Konzil reden. Jedenfalls finde ich das immernoch einen Affront gegen das Konzil. Nein, nicht gegen den so-called „Geist des Konzils“ der Modernisten, sondern gegen das Konzil selbst, dass ich fuer eines der wichtigsten Kirchenereignisse des letzten Jahrhunderts halte.

    Der Curt Jester Text ist so cool, dass ich ihn eigentlich verlinken wollte, aber ich dachte, ihr seid ja auch nicht von gestern und findet ihn selbst 🙂 (und damit hatte ich recht!)

  8. Mann, über sechs Jahre später stößt man auf einen Artikel und merkt, wie sehr man sich gewandelt hat. Auch wenn ich weiterhin ein Freund des Zweiten Vatikanums bin (und inzwischen auch Umlaute benutze!), ordne ich Davila inzwischen deutlich positiver ein. Gerade oben zitierten Satz bezüglich Kapitalismus kann ich inzwischen voll und ganz unterschreiben.