in Catholica

Lübecker Märtyrer

Am 10. November 1943 wurden die Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sowie der evangelische Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink in Hamburg hingerichtet. Aus der Urteilsbegründung:

Ihnen ist zur Last gelegt, seit 1940 oder Anfang 1941 ständig deutschsprachige Sendungen des feindlichen Rundfunks abgehört und (in Ihren Lübecker Gemeinden) verbreitet und dadurch die Feindpropaganda gefördert zu haben. Sie haben ferner seit Frühjahr oder Sommer 1941 auf Anordnung Ihrer vorgesetzten Kirchenbehörde regelmäßig Gruppenabende veranstaltet, die der religiösen Vertiefung der Teilnehmer dienen sollten und zu denen sich auf Einladung durch die Angeklagten überwiegend junge Männer einfanden, die zum Teil der Wehrmacht angehörten und die weitere Gäste einführten; sie sind weiter beschuldigt, auf diesen Gruppenabenden durch Hetze gegen den nationalsozialistischen Staat, und zwar auch durch Verteilung von Schriften, dem Kriegsfeind Vorschub geleistet und Vorbereitung zum Hochverrat begangen zu haben.

Zum 60. Jahrestag ihrer Hinrichtung sagte Karl Kardinal Lehmann in einer Predigt:

Wir sind manchmal beschämt über unseren lauen und der Gleichgültigkeit benachbarten Kleinglauben. Es ist gefährlich für den heutigen christlichen Glauben, wenigstens in Europa, dass kaum jemand für die Ideale des christlichen Glaubens leidet und gar stirbt. Es gibt von Sören Kierkegaard in seinem Tagebuch aus dem Jahr 1919 eine wichtige Notiz: „Der einzige Ausdruck dafür, dass ein Unbedingtes da ist, ist dessen Märtyrer zu werden oder Märtyrer für es.“ Jedenfalls erwecken die Lübecker Geistlichen in uns die Frage: Ist in unserem Leben, für den Einzelnen und in Gesellschaft, etwas von solchem Wert, dass es sich dafür zu leben lohnt, groß genug, um dafür auch zu sterben? Ein jüdischer Philosoph und Rabbiner, Abraham Joschua Heschel, ruft uns zu: „Wir können die Wahrheit nur leben, wenn wir auch die Kraft besitzen, dafür zu sterben (…) Ein Märtyrer ist Zeuge für das Heilige trotz des Bösen, er ist Zeuge für die Transzendenz und die transzendente Orientierung des Menschseins.“ Die Märtyrer zeigen uns, wie der Glaube in einer geschichtlichen Stunde verwurzelt sein muss, die christliche Hoffnung darf nicht leidensimmun, abstrakt und geschichtslos werden. In ihnen kann sich die Hoffnung neu und überzeugend angesichts der Gewalt, des Hasses und des Todes bewähren. Die Märtyrer sind besonders Zeugen dafür, dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat.

Herr, unser Gott, von dir kommt die Kraft in der Schwachheit, von dir die Festigkeit im Glauben, wie es uns der Tod deiner heiligen Märtyrer bezeugt. Da wir im Leiden mit deinem Sohn vereint sind, lass uns auch teilhaben an seiner Auferstehung und mit allen Heiligen bei dir die vollkommene Freude erlangen, die uns niemand nehmen kann.
Tagesgebet (Commune für Märtyrer)

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Kommentar

  1. Die scheinen sich beim Datum des Tagebucheintrags geirrt zu haben: Kierkegaard lebte 1813-1855…