Um Europa und seine Grenzen wird hart gerungen. Angesichts der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ist eine beliebte Argumentationslinie diejenige, die heute Hilal Sezgin in der Frankfurter Rundschau vorträgt:
Welches ist […] die Kultur, die wir dem „Kulturraum Europa“ gemeinhin zuordnen? Mit Stolz blickt Europa auf seine betonierten Städte voller wohlgenährter, alphabetisierter Bewohner – doch nichts von dem, worauf es stolz ist, ist europäischen Ursprungs. Wenn man von Obelixens Wildschweinfang absieht, hat Europa die wenigsten Dinge aus eigener Kraft geschafft. Städtebildung, Ackerbau und Zahl und Schrift, Gesetzgebung und jede Religion, die in Europa heute noch Bedeutung hat, entstanden im Vorderen Orient. Ob Christus Mensch, Gott oder beides sei, wurde im kleinasiatischen Nicäa verhandelt, aus dessen Nachbarschaft auch die meisten antiken Philosophen und der Dichter Homer vermutlich stammten, und England wurde von einem Mann aus Karthago missioniert. […] Gutenberg hat den Buchdruck für Europa bloß nach-erfunden, und Luthers Leistung war, die Bibel neu zu übersetzen. [Perlentaucher]
Mir scheint, als ob der Autor hier ein paar Kleinigkeiten unterschlagen würde. Aber ich kann mich auch täuschen. Der Artikel ist die zweite Folge einer Serie namens „Mein Europa“. In der ersten berichtete Ina Hartwig über ihr postmodernes selbstgebasteltes Patchwork-Europa.