Schon wieder ein prominenter Sendeplatz für einen Hirten der Kirche: Karl Kardinal Lehmann in einem bemerkenswerten Interview mit der Zeit. Auszüge, wie gewohnt möglichst sinnverzerrend aus dem Zusammenhang gerissen sorgfältig ausgewählt:
Meine Erfahrungen bei den Katechesten, den Bibelarbeiten, auf dem Weltjugendtag waren fulminant – eine Dreiviertelstunde konzentriertes Zuhören, die Fragen nicht modisch oder geschwätzig, sondern authentisch, auch offen für die Einsichten wissenschaftlicher Theologie. Das ist mehr als bloß Stimmung oder Rausch.
Erfrischende Töne auch zum Lieblingsthema aller Kirchenkritiker:
In der Sexualethik, wo die Kirche nach einem klappernden Schema immer wieder abgefragt wird, wann sie diese oder jene Vorschrift endlich lockert, müssen wir auch einmal mehr Gegenfragen stellen: Sind das wirklich alles segensreiche Liberalisierungen gewesen, was sich da zwischen Mann und Frau verändert hat, oder ist manches auch zum Schaden des Menschen ausgegangen? Wie viel Gewalt und Rücksichtslosigkeit ist in die intimsten Beziehungen und Verhältnisse eingedrungen?
Ausführlich spricht Lehmann über die jüngsten Differenzen mit Vertretern des Protestantismus:
Eine zunächst legitime Suche nach der eigenen Identität kann schnell umkippen, wenn man zu ihrer Sicherung distanzierende oder abwertende Abgrenzungen vornimmt. Profilierung im guten Sinn kann man nur auf einem sehr schmalen Grat erreichen. Denn der ohnehin schmale Grat führt unweigerlich an den Abgründen der Unverbindlichkeit und der Profilsucht vorbei. Bei Bischof Wolfgang Huber habe ich da keine Sorgen, aber es gibt auf allen Seiten Epigonen, die nicht mehr differenzieren können und vielleicht auch nicht wollen.
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