Noch einmal beherrscht der Weltjugendtag die Kommentarspalten. Ein paar höchst selektive Notizen [Deutschlandfunk/Presseschau]:
„Wer ins Stadion geht, will in erster Linie ein Fußballspiel sehen und nicht über Sinn und Unsinn der Abseitsregelung diskutieren. Mit dem Weltjugendtag verhält es sich genauso – er war ein Fest des Glaubens, kein Forum für Kritiker der Kirche. […] Die Protestanten als ‚kirchliche Vereinigung‘, seine Warnung vor der Beliebigkeit im Glauben – das ist Joseph Ratzinger, und der gibt in der Sache keinen Rabatt.“ [Südwest Presse]
Der Weltjugendtag hat die Diskursverhältnisse verändert:
„[…] selbst die hartnäckigsten Katholizismus-Kritiker sind über Nacht zu großen Retuschen an ihrem verstaubten Kirchenbild gezwungen. Der bunte Mix aus Gebet, Gesang, Katechese und jugendlichem Überschwang sollte nun endgültig das Klischee von einer ausschließlich auf Gebote und Verbote, auf Moral fixierten Kirche zertrümmert haben.“ [Die Welt]
Doch ganz ohne Klischees kann der gemeine Kommentator nicht.
„Der Wille des Vatikans zur Ökumene gilt derzeit vor allem den orthodoxen Glaubensbrüdern, während die Weichen in der Heimat des Papstes eher auf Re-Konfessionalisierung gestellt zu sein scheinen. Der Erlass zeitlicher Sündenstrafen, welcher den jungen Köln-Wallfahrern vom Heiligen Vater gewährt wurde, passt da ins Bild. Ob Ratzingers Fegefeuer-Rabattaktion im Lande Luthers, an dessen Ablass-Kritik die Reformation sich seinerzeit maßgeblich entzündete, ein ermutigendes ökumenisches Zeichen ist, darf bezweifelt werden. – Doch in Köln ging es ohnehin weniger um Inhalte als um die Einübung kollektiver Rituale. Auf dem Marienfeld feierte die größte Institution der Welt vor allem die Rückkehr zum Markenprodukt: zur Selbsterfahrung der Masse im ideologiefreien Raum.“ [Esslinger Zeitung]
Ein Markenprodukt, in der Tat – nicht zuletzt deshalb, weil niemand auf die wohlfeilen Ratschläge derjenigen gehört hat, die vieles katholische nicht brauchen oder es gleich für anstößig halten.
Anstößig war der Weltjugendtag tatsächlich – weder interreligiös korrekt noch ökumenisch korrekt, schon gar nicht agnostisch korrekt oder politisch korrekt. Er zwang zur Positionierung.
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