in Catholica

Nagel

Schade, dass Prof. Dr. Dr. Eckhard Nagel nicht ohne antikatholische Polemik auskommt. In seinem Schlusswort sagte heute der Präsident des 30. Evangelischen Kirchentages:

„Protestantismus wirkt anziehend. Unsere Kultur des Fragens entspricht unserem protestantischen Selbstverständnis: Verzicht auf starre Bilder und unfehlbare Antworten, berührt und bewegt sein vom Evangelium, Mut und Bereitschaft zu Protest, zu Protest für Gottes Wahrheit im alltäglichen Leben.“ [Hervorhebung von mir]

Ein paar Zeilen später dann das pflichtschuldige Bekenntnis zur Ökumene:

„Dieser Kirchentag hat das Thema Ökumene wieder ein Stück vorangebracht. Es gibt keine Alternative zu: Einheit der Kirchen in Vielfalt. Der Weg dorthin ist lang, aber die Mühe lohnt sich. Wir haben die Hoffnung, dass die Worte von Papst Benedikt XVI. zur ökumenischen Entwicklung ein Zeichen der Zuversicht sind. Dies ist Ausdruck des ökumenischen Vertrauens der Töchter und Söhne Luthers, Zwinglis und Calvins. Unsere Hoffnung ist ungebrochen auf Gastfreundschaft beim Abendmahl. Das wäre Stärkung und Wegzehrung auf dem Weg zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München und zur Einheit der Kirchen.“

Auch wenn es sich hier nur um die üblichen vagen Floskeln handelt, verliert Nagels ökumenisches Bekenntnis doch durch seine vorigen Worte gleich erheblich an Glaubwürdigkeit. Schade.

Schreibe einen Kommentar

Kommentar

  1. Da ist es wohl nicht überraschend, dass unser Papst auf wahre – und mögliche – Einheit setzt – nämlich mit den Orthodoxen. Der Besuch in Bari, wo die Gebeine des auch in der Ostkirche sehr verehrten Hl. Nikolaus aufbewahrt werden, war wieder mal so ein symbolischer Akt…

  2. Na ja, die Verwendung des Wortes „unfehlbar“ in diesem Kontext klingt ja doch ziemlich nach „*zwinker*, *zwinker* – ihr wisst ja eh, wen ich meine…“

    Du hast schon Recht, dass das Berührt- und Bewegtsein vom Evangelium heute sehr fehlt – aber dass die sog. „unfehlbaren Antworten“ das andere ausschließen würden? Waren Menschen wie Augustinus, Franziskus, Therese von Lisieux oder Edith Stein denn nicht zutiefst berührt von der Wahrheit Christi – „trotz“ dieser „unfehlbaren Antworten“ der Kirche?

    Und ist jemand, der nach der Wahrheit Gottes sucht, wirklich damit zufrieden, wenn man ihm sagt: „Du, also ich versteh das so – und übrigens hat Luther dazu geschrieben…“ (Vielleicht ist das aber auch nur eine Karikatur – ich weiß ja nicht…)

  3. Mir scheint, Nagels Polemik ist ebenso antilutherisch wie antikatholisch. Der gute Martin wäre sehr böse geworden, wenn jemand in seinem Namen die Irrtumsfreiheit der Schrift oder die Möglichkeit, durch Lektüre der Schrift zu wahren und sicheren Erkenntnissen zu gelangen, bestritten hätte.

  4. Hmmm… Unfehlbarkeit wäre wohl auch ein Wort für die Martin’sche Liste… 🙂

    „wie ich eine gegebene Glaubenswahrheit verstehe“

    „als auf ein Dogma oder einen theologischen Lehrsatz hinzuweisen, den es zu glauben gilt“

    Im Katholizismus sollten diese Sachen im Idealfall zusammenfallen….

    Ich sage nicht, dass es den von Dir skizzierten Zugang nicht gibt oder nicht gegeben hat. Gerade in der Zeit vor dem II. Vatikanischen Konzil haben sicher viele Katholiken so gedacht – „Ich tue oder glaube etwas, weil der Pfarrer es sagt.“ Das ist aber im Grunde ein unreifer Glaube – was sich auch durch den Aufruhr im Gefolge des Konzils gezeigt hat.

    Der Unterschied zwischen einem reifen Glauben an die Lehren der Kirche und einem unreifen Glauben ist meiner Ansicht nach folgender: „Ich greife nicht auf die Herdplatte, weil meine Mama das gesagt hat – ich weiß zwar nicht genau, warum nicht, aber ich muss meiner Mama gehorchen“ vs. „Ich greife nicht auf die Herdplatte, weil ich weiß, dass ich mir dann die Finger verbrennen würde – meine Mutter hat es gesagt, und ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann, weil sie weiß, was das Beste für mich ist.“

    Ich glaube ja auch nicht an die (oh, dieses hässliche Wort!) Dogmen der Kirche, weil irgeneiner mit der Rute dort gesessen ist und gesagt hat: „Wenn du das nicht tust, dann hau ich dir auf die Finger!“ Bei einem erwachsenen Konvertiten ist so ein Glaube ja vermutlich auch nicht wirklich möglich. Nein, ich habe mich langsam „herangeglaubt“ (ausführlicher schreibe ich hier darüber) – und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Kirche (als Ganzes, als Lehramt) „weiser“ ist als der einzelne Mensch, und dass ich ihr vertrauen kann.

    Es geht ja beim katholischen Glauben – wie ich immer wieder geschrieben habe – um dieses Vertrauen: dass man daran glaubt und darauf vertraut, dass die von Christus auf die Apostel gegründete Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird und daher wirklich die Wahrheit Jesu Christi verkündet.

  5. @pelikan:
    Ja ja, Luther hat ja noch gedacht, dass er persönlich die Wahrheit Christi kennt…

    Die Einstellung der Nachkommen ist ja dann eigentlich die realistischere und demütigere – obwohl das natürlich auch Probleme aufwirft, wie auf diesen Seiten in den vergangenen Tagen bereits ausführlich diskutiert wurde…