Gestern saß er bei Sabine Christiansen (lesenswert übrigens die TV-Kritik von Matthias Matussek im Spiegel): Hans Küng, ein brillianter Kopf, dessen Buch „Existiert Gott?“ ich für seine intellektuelle Gründlichkeit wirklich schätze. Seine Abrechnung mit Johannes Paul II. hat er bereits in der vorvergangenen Woche im Spiegel zu Protokoll gegeben (auf deutsch nicht mehr frei erhältlich, dafür aber auf englisch). Der Pontificator, seines Zeichens anglikanischer Geistlicher mit starkem katholischen Einschlag und Autor meines Lieblings-Blogs in englischer Sprache, kommt zu einem pointierten Urteil über Küng:
„When I think of Hans Kung, I think of a man who might have been a true theologian, a man who might have contributed mightily to the work of the gospel in the Catholic Church. His book Justification, where he contrasts and compares the views of Karl Barth and the Council of Trent on the theme of justification by faith, remains essential reading on the subject. Yet somewhere along the way he got lost. Instead of integrating what he learned from Barth and his study of Scripture into his Catholic faith, he left both Barth and the Catholic faith and became a boring modernist committed to converting the Catholic Church into something along the lines of the World Council of Churches.“
Küng ruft im Prinzip noch einmal den hinlänglich bekannten Kanon der Kritik auf. Die Überschriften lauten im Original: Menschenrechte, Rolle der Frauen, Sexualmoral, Priesterzölibat, Ökumene, Personalpolitik, Klerikalismus, Nachwuchs der Kirche, Historische Sünden. Der Pontificator weist diese Kritik mit einem Argument zurück, das ich zuletzt bei Ratzinger gelesen habe (der wiederum Johann Baptist Metz zitiert):
„The critical weakness of Kung’s diagnosis is his failure to observe that his reform proposals have in fact been embraced by the churches of the Reformation, yet these churches are now at the point of extinction. Becoming ‚modern‘ and ‚progressive‘ has not proven to be a source of renewal and church growth–quite the contrary.“
Update: Scipio hat den Beitrag des Pontificators ausschnittsweise übersetzt.
Webmentions
[…] mit Hans Küng übereinstimmen würde. Auch wenn ich “Existiert Gott?” nach wie vor für ein gutes Buch halte. Aber was er hier im Interview mit der Welt sagt, kann ich […]