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Benediktinisches Brevier im Schnelltest

Auf Empfehlung von Georg habe ich vor kurzem meiner Sammlung von Stundenbüchern das Benediktinische Brevier hinzugefügt und es auch gleich ausprobiert. Es handelt sich um eine kleine Ausgabe des umfangreichen mehrbändigen Benediktinischen Antiphonale, mit dem es demnach die meisten Stärken und Schwächen teilt.

Das Format ist fast so kompakt wie das der Kleinen Stundenbücher, allerdings gibt es nur einen einzigen Band statt derer vier. Diese Beschränkung ist Vorteil und Nachteil zugleich. Denn im Grunde handelt es sich nur um ein Äquivalent zum grünen Stundenbuch für die Zeit im Jahreskreis.

Zwar sind in der zweiten Auflage eigene Texte für die geprägten Zeiten (Advent/Weihnachtszeit und Fasten-/Osterzeit) hinzugefügt worden, jedoch fehlen nach wie vor sämtliche Heiligenfeste und -gedenktage, Herren- und Marienfeste. Diese Einschränkung ist für jemanden wie mich, der mit dem Stundenbuch, der Liturgia Horarum und dem Römischen Brevier großgeworden ist, nur schwer zu verkraften.

Dafür sind die Psalmen der schönen Übersetzung des Münsterschwarzacher Psalter entnommen, und zudem sind alle Teile des Offiziums für den Gesang eingerichtet – ein großer Vorteil gegenüber den römischen Stundenbüchern. Ich vermisse indes die Orationen, aber das ist im Antiphonale auch nicht anders. Und nach wie vor gewöhnungsbedürftig sind die neutestamentlichen Cantica, die in Laudes und Vesper an die Stelle von Benedictus und Magnificat treten.

Mit Laudes, Mittagshore, Vesper und Komplet sind die Eckpfeiler des Stundengebets enthalten, nur die für den Laien ohnehin schwer vollziehbaren Vigilien fehlen. Der Lesbarkeit ist abträglich, dass die Schriftgröße erheblich kleiner als in den deutlich größeren Ausgaben des Benediktinischen Antiphonale ist.

Mit 26,90 Euro ist das Preisleistungsverhältnis für deutsche Verhältnisse akzeptable. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich mittlerweile an iPad und iPhone statt gedrucktem Stundenbuch gewöhnt habe. Sowohl die Liturgia Horarum als auch das Breviarium Romanum sind für beide Geräte preisgünstig oder sogar kostenlos verfügbar, und zwar durchaus ansprechend umgesetzt. Vor allem auf Reisen ist das extrem praktisch.

Wer weiß, wie lange wir noch auf deutsche Stundenbücher auf digitalen Endgeräten warten müssen? Und wenn sie dann irgendwann erscheinen sollten, welcher Preis wird dann dafür aufgerufen werden? Hier wird, das ist offensichtlich, eine große Chance vertan, das Stundengebet in die Hände einer breiten Zielgruppe zu bringen.

Die kirchliche Publizistik in Deutschland ist völlig verkorkst. Als Stichworte müssen für heute Weltbild, Kirchenzeitungen, Rheinischer Merkur genügen. Doch das ist ein anderes Thema, dem ich mich bei anderer Gelegenheit zu widmen gedenke.

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Kommentar

  1. absolut. Ich halte es sogar für einen inakzeptablen Skandal, dass die deutschsprachigen liturg.Institute sich über die liturg. Büchern mehr als selbstfinanzieren. Das gilt im übrigen auch für die deutschen Ausgaben der drei Ausgaben des Katechismus (incl YouCat)- einzigartig. Die Idee von Phil, „Occupy Stundenbuch“ auszurufen, ist leider auf zu wenig Resonanz gestoßen. Vielleicht sollte man es noch einmal einmal versuchen.
    Übrigens fast alle Deine kritischen Anmerkungen zum Benediktinischen Brevier teile ich- mit Ausnahme der Orationen- die wurden im monast. Stundengebet in der Praxis weitgehend ersatzlos gestrichen, um das Herrengebet besonders hervorzuheben. In den kleinen Horen finden sie sich ja.
    Ja und die Heiligen fehlen mir da auch …zu den neutestamentl Cantica hab ich eine gespaltene Beziehung: ich bin sie aus fünfjähriger Praxis intra muros gewohnt und genau genommen stören sie in der Lit. horarum am aktuellen Platz deutlich mehr, da sie nicht wirklich zur Psalmodie passen……ehrlich gesagt: ich wechsle und ignoriere sie oft und bete statt ihnen Benedictus und Magnificat…was ich am monast. Brevier grundsätzlich schätze ist die gut durchdachte und ungekürzte Ordnung der Psalmen und die Betonung der Psalmodie als Herzstück des Stundengebetes..die Verstümmelung der Psalmen und ihre Aufteilung auf vier Wochen ist aus meiner Sicht problematisch und erinnert ein wenig an Neo- Markionismus.Aber es ist wahr- wirklich perfekt ist es nicht-ist aber streng genommen keine der mir bekannten Formen mit Ausnahme des alten monast. Breviers, das aber für einen Laien de facto nicht praktikabel ist- allein die 12 Matutinpsalmen …….und vier Tageshoren……..

  2. Für Android-Nutzer gibt es schon länger eine Stundenbuch-App, die ich täglich nutze (wenn ich denn zum Brevierbeten komme bei zwei kleinen Kindern)- sie heißt ganz einfach „Stundengebet“ bei Google Play und kostet 16 Euronen samt aller Feste (und auch die Lesehore ist dabei). Man kann auch eigene Heilige oder Gedenktage jeder Art mit den Commun-Texten hinzufügen. Sehr zu empfehlen.

  3. Der Hinweis auf die nichtdeutschsprachige App ist sehr gut. Aber ich teile durchaus den Vorwurf an die deutsche katholische Kirche in Sachen digitale Präsenz ureigener Texte, Gebete, Benediktinisches Brevier und vor allem einer guten Studienbibel (von mir aus auch mit der Einheitsübersetzung) kläglich hint an zu stehen. Es wäre mehr als notwendig hier das viele Geld einzusetzen, denn hier wird Christus präsent und der Weg zu IHM gebahnt.

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