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Zollitsch im Spiegel

Der Spiegel vom kommenden Montag hat ein Interview mit Erzbischof Robert Zollitsch, der an jenem Montag das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz übernimmt. Zwei Vorabmeldungen des Spiegel dazu haben bereits Wellen geschlagen. Was steht tatsächlich im Interview? Hervorhebungen von mir.

SPIEGEL: Eine andere Tradition, die zu Ihrer Kirche gehört, ist der Zölibat. Er schreckt viele junge Männer ab, Priester zu werden. Wann fällt er?

Zollitsch: Sie werden verstehen, dass jemand, der lange in der Priesterausbildung tätig und später Personalreferent war, viel über diese Frage nachdenkt. Einerseits ist die Ehelosigkeit des Priesters ein großes Geschenk für unsere Kirche. Es ist immer wieder die Entscheidung, die Herausforderung: Ist Gott die Realität, für die ich alles auf diese Karte setze? Ohne die Verbindung zwischen Priesterweihe und Ehelosigkeit würden wahrscheinlich nur sehr wenige mit diesem Ernst darüber nachdenken. Wir merken jedoch bei uns, dass der Ordensnachwuchs weniger wird, weil die Herausforderung des Evangeliums schwer zu vermitteln ist. Und natürlich ist die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit nicht theologisch notwendig.

SPIEGEL: Man könnte sich unter dem Verweis auf den erheblichen Nachwuchsmangel einfach vom Zölibat verabschieden.

Zollitsch: Sie merken ja, dass ich da gegen Denkverbote bin. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich Bischöfe etwa aus Indien oder aus Afrika wundern, dass wir in Deutschland an dieser Tradition rütteln wollen.

SPIEGEL: Würde Ihrer Kirche der Abschied vom Zölibat eher guttun oder eher schaden?

Zollitsch: Es wäre eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge.

SPIEGEL: Können Sie sich denn vorstellen, dass der Zölibat zuerst in einigen Ländern aufgehoben wird, oder muss das gleich in der ganzen Welt geschehen?

Zollitsch: So, wie sich die katholische Kirche versteht, müsste das für die ganze Welt geändert werden. Schon bei zwei Bischofssynoden in Rom war aber jedes Mal die große Mehrheit gegen eine Änderung. So etwas könnte in meinen Augen auch nicht verändert werden, ohne ein neues Konzil einzuberufen; denn das würde sehr in das innere Leben der katholischen Kirche eingreifen.

SPIEGEL: Zeit wäre es ja für ein neues Konzil, das letzte ist schon 42 Jahre her, und die Welt hat sich seitdem rapide verändert.

Zollitsch: Sie müssen aber auch sehen, dass wir vieles noch nicht umgesetzt haben, was das letzte Konzil gebracht hat. Das ist für mich die andere Seite. Ein Konzil ist ja ein gewaltiger Kraftakt.

Daraus destilliert das Nachrichtenmagazin in seiner Vorabmeldung:

Zollitsch denkt über die Gültigkeit des Zölibats nach

Der Freiburger Erzbischof und neugewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, 69, hat sich „gegen Denkverbote“ beim Thema Zölibat ausgesprochen. Die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei „nicht theologisch notwendig“, erklärte er im Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Ein Abschied vom Zölibat „wäre eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge“. Nötig wäre dafür ein Konzil, weil in das innere Leben der gesamten Kirche eingegriffen werden würde.

Zwar nicht falsch, aber unvollständig zitiert. Spiegel Online dreht die Geschichte gleich einen Zahn weiter:

Oberster deutscher Katholik hält Zölibat für „nicht notwendig“

Für Katholiken wäre es eine Revolution: Robert Zollitsch, der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, denkt über ein Ende des Zölibats nach. Dass Priester ehelos leben, sei „nicht theologisch notwendig“, sagt er im SPIEGEL – und lässt Sympathie für SPD und Grüne erkennen.

Hamburg – Erst wenige Tage im Amt – und schon wagt er sich an ein Mammut-Projekt: Der Freiburger Erzbischof und neugewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, spricht sich „gegen Denkverbote“ beim Thema Zölibat aus. Im Gespräch mit dem SPIEGEL sagt der 69-Jährige, die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei „nicht theologisch notwendig“.

Für die katholische Kirche bedeutet diese Aussage eine radikale Abkehr von der bisherigen Praxis. Das ist auch Zollitsch bewusst: Ein Abschied vom Zölibat „wäre eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge“, sagt er. Nötig wäre dafür ein Konzil, weil in das innere Leben der gesamten Kirche eingegriffen werden würde.

Zu den theologischen Aussagen hat Scipio bereits mehr als das gesagt, was mir zu sagen einfiele:

Das sind einmal keine großen Neuigkeiten: Denn ein „Denkverbot“, wenn man es einmal für jetzt so nennen will, gibt es lehramtsseitig nur beim „Priestertum der Frau“, und daß der Zölibat „theologisch notwendig“ sei, sagt das Magisterium auch nicht.

Die Schlagzeilen des Spiegel entstehen durch Verkürzung und Überspitzung. Dem Erzbischof kann ich jedoch auch eine gewisse Naivität nicht absprechen. Klarere Aussagen, weniger „einerseits – andererseits“ – das wäre sicher nicht von Schaden.

Beim zweiten Thema, der K-Frage, sieht es ganz ähnlich aus. Dazu später mehr, Freude und Pflicht des Sonntags rufen.

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