in Catholica

Röm 3,28

[…] wenn es um Rückgang auf den Urtext geht, hätte doch zuerst die EKD zu handeln, die immer noch eine Lutherübersetzung vertreibt, in der Röm 3,28 falsch übersetzt wird, und darauf ihre Theologie baut.

Sagt fra in den Kommentaren bei Petra. Ein Blick in die einschlägigen Übersetzungen, soweit mir zugänglich:

  • Lutherbibel: So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
  • Einheitsübersetzung: Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.
  • Vulgata und Nova Vulgata: arbitramur enim iustificari hominem per fidem sine operibus legis

Kein ‚allein‘ (lat. solus) zu finden, ein ‚ohne‘ (lat. sine) hingegen schon. Die Einheitsübersetzung ist näher am lateinischen Text als die Lutherbibel. Woher nimmt Luther das ‚allein‘?

Im griechischen Text steht chôris [Dank an Scipio für den Link].

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Kommentar

  1. Luthers Begründung:
    Ebenso habe ich hier, Römer 3, sehr wohl gewußt, daß im lateinischen und griechischen Text das Wort „solum“ nicht stehet und hätten mich solches die Papisten nicht brauchen lehren. Wahr ist’s: Diese vier Buchstaben s-o-l-a stehen nicht drinnen, welche Buchstaben die Eselsköpf ansehen wie die Kühe ein neu Tor, sehen aber nicht, daß es gleichwohl dem Sinn des Textes entspricht, und wenn man’s will klar und gewaltiglich verdeutschen, so gehöret es hinein, denn ich habe deutsch, nicht lateinisch noch griechisch reden wollen, als ich deutsch zu reden beim Dolmetschen mir vorgenommen hatte. Das ist aber die Art unsrer deutschen Sprache, wenn sie von zwei Dingen redet, deren man eines bejaht und das ander verneinet, so braucht man des Worts solum „allein“ neben dem Wort „nicht“ oder „kein“. So wenn man sagt: „Der Baur bringt allein Korn und kein Geld.“ Nein, ich hab wahrlich jetzt nicht Geld, sondern allein Korn. Ich hab allein gegessen und noch nicht getrunken. Hast du allein geschrieben und nicht durchgelesen? Und dergleichen unzählige Weisen in täglichem Brauch. Ob’s gleich die lateinische oder griechische Sprache in diesen Redeweisen allen nicht tut, so tut’s doch die deutsche und ist’s ihre Art, daß sie das Wort „allein“ hinzusetzt, auf daß das Wort „nicht“ oder „kein“ um so völliger und deutlicher sei. Denn wiewohl ich auch sagen kann: „Der Baur bringt Korn und kein Geld“, so klingt doch das Wort „kein Geld“ nicht so völlig und deutlich, als wenn ich sage: „Der Bauer bringt allein Korn und kein Geld“; und hilft hier das Wort „allein“ dem Wort „kein“ dazu, daß es eine völlige, deutsche, klare Rede wird, denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden, wie diese Esel tun, sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen; da verstehen sie es denn und merken, daß man deutsch mit ihnen redet.

  2. Die Diskussion bei Petra ging hier weiter:

    http://lumendelumine.blogspot.com/2005/09/vanitas.html#c112629216375976304

    Darunter auch meine Beurteilung der Lutherschen Begründung.

    Nun, ich fand sie nicht gerade überzeugend.

    Das einzige wirkliche Argument war: es macht keinen Unterschied (die von Pelikan zitierte Passage). Mag das auch für den Römerbrief allein gelten, bekommt er damit Probleme, wenn er den Jakobusbrief ließt. Kein Wunder, das er den dann aus der Bibel herausstreichen will.

    Natürlich ist so ein Fehler verständlich und verzeihlich (er mußte ja alles „zu Fuß“ machen, ohne Computer oder andere Hilfsmittel), aber sich dann so aufzublasen.