in Catholica

Blutleer

Google führte mich eben in die Tiefen des Forums von ekd.de. Ein paar interessante Einsichten, Hervorhebungen von mir:

Ich lebe nämlich auch in einer ziemlich katholischen Ecke und nehme die Eucharistie weniger als theologische Fragestellung wahr als im liturgischen Vollzug – und zwar aus der Perspektive desjenigen, der hinten sitzenbleiben und zugucken darf. Das ist schmerzlich, aber es verschafft Gelegenheit zu mancherlei Betrachtungen, was ich auch als sehr bereichernd empfinde.

So erscheint mir die dogmatische Seite des Problems ziemlich blutleer. Da schleppen wir jede Menge Ballast aus der Zeit des 4. Laterankonzils (1215) bis hin zum Augsburger Bekenntnis (1530) und darüber hinaus mit uns herum. Die Frage, ob und in welcher Weise Christus in (ggf. auch mit und unter) Brot und Wein gegenwärtig sei, hat uns den Blick auf ein paar wesentliche Punkte verstellt. Vor allem ergibt sich aus den Einsetzungsworten in ihrer ältesten, bei Paulus (1. Kor. 11) überlieferten Fassung, daß nicht Leib und Blut, sondern Leib und Bund einander gegenübergestellt werden. Das führt uns von Brot und Wein weg hin zu dem, der sie austeilt. Es geht ja eigentlich nicht um Christi Gegenwart in den Elementen, sondern in der Gemeinschaft der Gläubigen. Nicht das Brot, sondern Christus selbst ist nämlich eigentlich dieser Leib, zusammen mit denjenigen, die mit ihm feiern. Insofern führt die ontologische Engführung, die uns seit Jahrhunderten so sehr zu schaffen macht, auf eine schiefe Ebene. Mit dem Blick auf die Mahlgemeinschaft, um die es eigentlich geht, geht auch der Blick auf die Gemeinschaft der Kirche verloren. Man verweigert einander nicht die Teilhabe an Christus, sondern spricht einander ab, Christi Leib zu sein.

Jesus und seine Anhänger hätten sich für derlei Quisquilien wohl kaum interessiert. Für die war es völlig klar, daß man – Brot hin, Wein her – nicht einer Person gedenken kann, ohne sie damit zu vergegenwärtigen.

Wie gesagt, ziemlich blutleer. Zumal alle im Vollzug dann doch das Gegenteil dessen tun, was sie lehren. In der katholischen Kirche wird gelehrt, daß beim Sprechen der Einsetzungsworte Brot und Wein sich in Christi wahrhaftigen Leib und Blut verwandeln. Eigentlich ist das ein Geschehen, das zwischen Gott und dem Priester ausgehandelt wird. Die Einsetzungsworte sind dabei echte Konsekrationsworte. Evangelische Pfarrer/innen dagegen können die Wandlung bestenfalls konstatieren. Ihre Einsetzungsworte haben also eher Verkündigungsfunktion.

Und was bekommt man zu sehen? Der katholische Pfarrer steht hinter seinem Tischaltar und spricht die Einsetzungsworte mit Blick auf die Gemeinde, als habe er ihr die wahrhafte Gegenwart Christi einfach nur zu verkünden. Der evangelische Pfarrer steht meistens (außer in moderneren Kirchen) von der Gemeinde weg nach vorn gewendet, als habe er nicht zu verkündigen, sondern zu konsekrieren.

Meistens nehmen es also die Kirchen im liturgischen Vollzug mit ihrer eigenen Lehre gar nicht so genau. Eigentlich gute Voraussetzungen, um sich über das Abendmahl entspannter und gelassener zu unterhalten, als es oft geschieht. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß man nicht immer bloß über die anderen redet, sondern auch mal ihre Gottesdienste besucht.

Dazu 1 Kor 11, 23-29:

Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.

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Kommentar

  1. Man verweigert einander nicht die Teilhabe an Christus, sondern spricht einander ab, Christi Leib zu sein.
    Obwohl theologisch ein bisschen daneben, trifft diese Person doch den Punkt, was Kommunion bedeutet…

    Eigentlich ist das ein Geschehen, das zwischen Gott und dem Priester ausgehandelt wird.
    *Kopfschüttel* So ein Blödsinn…! Es wird nicht „zwischen Gott und dem Priester ausgehandelt“: es ist Christus selbst, der im Augenblick der Konsekration durch den Priester spricht.

    Die Einsetzungsworte sind dabei echte Konsekrationsworte.
    Das stimmt wieder.

    Der katholische Pfarrer steht hinter seinem Tischaltar und spricht die Einsetzungsworte mit Blick auf die Gemeinde
    Erzbischof Lefebvre, schau oba! 🙂 Hat dieser Mensch wirklich noch nie was von einer Liturgiereform gehört??? (Aber was für ein Beweis, dass das Umwenden „ad populum“ doch nicht so eine gute Idee war!)

    Vor allem ergibt sich aus den Einsetzungsworten in ihrer ältesten, bei Paulus (1. Kor. 11) überlieferten Fassung, daß nicht Leib und Blut, sondern Leib und Bund einander gegenübergestellt werden. Das führt uns von Brot und Wein weg hin zu dem, der sie austeilt.

    Vgl. 1 Kor: Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn.

    *bösartigwerd* Vielleicht sollte man mal einen Kurs anbieten: „Principles of basic text comprehension – an introduction for Protestants“… >:-I
    *Bösartigkeit aus*

    Übrigens hat diese Person offenbar auch in der katholischen Messe nicht so zugehört, sonst hätte sie Folgendes gehört:

    „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut…“
    Oder auf Latein: „Hic est enim calix Sanguinis mei, novi et aeterni testamenti

    Es ist also kein Widerspruch, sondern zwei verschiedene Aspekte der gleichen Sache.

    Die Eucharistie hat übrigens Dutzende, vielleicht sogar Hunderte verschiedene Aspekte, die alle mit dem Geheimnis des fleischgewordenen Gottes verbunden sind. Wenn unsere getrennten Geschwister sich wenigstens ein bisschen darauf einlassen würden (wenn auch nur hypothetisch, so unter der Prämisse: „Vielleicht ist’s ja wahr?“), dann wäre schon viel gewonnen…