Dass im Namen der Toleranz die Toleranz abgeschafft wird, ist eine wirkliche Bedrohung, vor der wir stehen. Die Gefahr ist, dass die Vernunft – die sogenannte westliche Vernunft – behauptet, sie habe nun wirklich das Richtige erkannt, und damit einen Totalitätsanspruch erhebt, der freiheitsfeindlich ist. Ich glaube, diese Gefahr müssen wir sehr nachdrücklich darstellen.
Papst Benedikt XVI., Licht der Welt
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Hm. Ich weiß, du zitierst hier nur, aber kennst du eine Quelle dafür, irgendjemand würde behaupten, die westliche Vernunft hätte das endgültig Richtige erkannt und wäre deshalb mit Totalitätsanspruch ausgestattet?
Hier zunächst mal der Kontext, inklusive der Frage von Peter Seewald:
Papst Benedikt spricht hier von einer Gefahr, dass sich die westliche Vernunft selbst zu einer neuen Religion erhebt, und zwar einer intoleranten.
@mr94: Habe ich verstanden. Finde ich abwegig.
Kreuze dürfen in staatlichen Gebäuden nicht hängen, und zwar aus den gleichen Gründen, aus denen dort keine islamischen Halbmonde, Pentagramme, Atheisten-As oder SPD-Plakate hingehören: Weil der Staat insbesonderen in seinen Schulen verpflichtet ist, nicht Partei für eine bestimmte Weltanschauung zu ergreifen.
Und wer will die katholische Kirche zu irgendetwas zwingen? Wenn ich sage, dass ich die Deklaration von Homosexualität als Sünde für menschenfeindlich, unethisch und borniert empfinde, über ich dann Zwang aus, bin ich ein Tyrann? Oder mache ich nur genauso von meiner Meinungsfreiheit Gebrauch wie die Kirche, der ich widerspreche?
Ich habe das Gefühl, dass die Kirchen sich einfach schwer damit tun, ihre Sonderposition langsam zu verlieren. Weil sie nicht mehr unwidersprochen ihre Lehre verkünden dürfen, weil tatsächlich Menschen ihren bronzezeitlichen Mythen öffentlich und nachdrücklich widersprechen, fühlen sie sich verfolgt.
Noch einmal: Wo ist der Zwang?
Und wo ich gerade dabei bin: Erhebt die Lehre der Kirche keinen Totalitätsanspruch? Und was lehrt die Kirche noch mal, was mit Leuten passiert, die Jesus nicht als ihren Erlöser anerkennen?
Habe ich verstanden. Finde ich abwegig.
Das ist eine contradictio in adjecto.
@mr94: Nein, wieso?
Wenn jemand mir sagt, dass er der festen Überzeugung ist, er sei Napoleon, dann verstehe ich seine Behauptung, finde sie aber trotzdem abwegig.
Wo ist der Widerspruch?
Wenn Du verstanden hättest, was Papst Benedikt sagt, würdest Du es nicht abwegig finden.
@mr94: Ach so. Na gut, das wusste ich natürlich nicht. Entschuldigung.
Muss irgendwie schön sein, mit so einer Weltsicht. Ein bisschen eng vielleicht, aber sicher sehr bequem.
Danke, gleichfalls!